Rosenöl

Rosenöl (Oleum rosarum, Essence de roses), das ätherische Öl der Blüthen von Rosa centifolia, moschata u. sempervirens, ist farblos, von durchdringendem, fast betäubendem Geruch, welcher nur bei starker Verdünnung dem der Rosen gleichkommt; specifisches Gewicht = 0,83. Es löst sich wenig in [368] Alkohol, noch weniger in Wasser, ertheilt demselben aber einen angenehmen Rosengeruch (Rosenwasser); bei 28 bis 30° ist es flüssig, bei 20° wird es fest, butterartig, indem sich ein Stearopten, das feste Rosenöl C₁₆H₁₆, abscheidet; dasselbe wird erhalten, indem man das gewöhnliche Rosenöl mit 3 Theilen Alkohol vermischt; der feste Theil scheidet sich ab, während das flüssige Öl aufgelöst bleibt; weiß u. in reinem Zustande geruchlos; bei +25° krystallinisch, schmilzt bei +75°, erstarrt bei 34°, löst sich leicht in Äther u. ätherischen Ölen. Das R. wird hauptsächlich in der Türkei, Ostindien, Kleinasien u. der Berberei gewonnen. Man destillirt frische Rosen mit der anderthalbfachen Menge Wassers vorsichtig bei gelindem Feuer, gießt das übergegangene Wasser, welches das R. aufgelöst enthält, über eine neue Portion Rosen u. destillirt von Neuem. Das so gewonnene, mit R. stark geschwängerte Wasser gibt man auf flache, thönerne Schalen, welche man mit einem feuchten Mouselintuch bedeckt, um Staub u. Fliegen abzuhalten, u. läßt es darin eine Nacht an einem kühlen Orte stehen; am andern Morgen hat sich auf der Oberfläche ein seines Häutchen von erstarrtem R. (Attar) abgeschieden, welches mit Vorsicht abgenommen u. gesammelt wird. Dieses feste R. hat eine schwach-grünliche Farbe; es wird bei gelinder Wärme geschmolzen, wobei es sich von dem noch beigemengten Wasser trennt, u. kann nach dem Erkalten abgenommen werden; das in den Schalen zurückbleibende Wasser wird zu einer neuen Destillation benutzt od. kommt als Parfüm in den Handel. Es sind ungefähr 20,000 Rosen zur Gewinnung von 1 Loth R. erforderlich, welches an Ort u. Stelle für etwa 70 Thaler verkauft wird. Nach den Angaben des Colonel Polier geben in Indien 4366 Pfund Rosen, welche auf 17¹/₂ preuß. Morgen Land erbaut werden, ¹/₂ Pfund R.; Hoffmann erhielt aus 100 Pfd. R. 4 Loth R. Wegen des sehr hohen Preises des R-s wird dasselbe nur höchst selten rein in den Handel gebracht; dasjenige, welches in den ostindischen Bazaren als reine Rosenessenz verkauft wird, ist stets mit Sandelholzöl, welches im Geruch viel Ähnlichkeit mit dem R. hat, verfälscht od. mit milden Speiseölen verdünnt. Die Verfälschung mit Sandelholzöl erfolgt meist schon bei der Bereitung, indem man zerkleinertes Sandelholz mit in den Destillirapparat bringt. Das im europäischen Handel vorkommende R. ist noch weit mehr verfälscht, namentlich mit dem ätherischen Öl des Rosengeranium (Pelargonium radula od. P. roseum), auch mit Alkohol, Wallrath, Rosenholzöl, Nardenöl. Beimischungen von Sandelholzöl, Rosenholzöl u. Nardenöl lassen sich dadurch erkennen, daß dieselben das R. flüssig machen; Wallrath ist dadurch leicht nachweisbar, daß die Öle desselben mit Alkalien Seifen geben, was mit dem reinen R. nicht der Fall ist. Rosengeraniumöl wird durch Joddämpfe schwarz gefärbt, R. nicht.