- Santorin [1]
Santorin (Santorini, St. Erini Degirmenlik, früher Thera), Insel im Agäischen Meer, die südlichste der Kykladen, hat 1,9 QM., vulkanischen Boden, eine mit Bimsstein fast ganz bedeckte Erdoberfläche, kahle Berge (höchster Eliasberg, 1800 Fuß); Vorgebirge: nördlich Kulumbo, südöstlich Oxomyti u. westlich Akrotiri; hat Wasser- u. Holzmangel, einige Viehzucht, baut viel u. berühmten Wein (Vino santo, Santorin), welcher einen vorzüglichen Ausfuhrartikel bildet, auch Baumwolle, weniger Getreide, treibt starken Wachtel- u. an der Südostküste Fischfang, mit den dazu gehörigen Inseln 21,800 theils griechische, theils katholische Ew. (jede Confession mit eignem Bischof), welche sich durch Thätigkeit u. Fleiß bes. auszeichnen; der Hauptort ist Thera an der Westküste, Sitz eines griechischen u. katholischen Bischofs, hat einen Hafen, hellenische, Gemeindeschule u. Friedensgericht; außerdem die Orte Pyrgos, Apanomeria u. viele andere Dorfschaften, welche über die Insel zerstreut sind. In der Nähe liegen die zu verschiedenen Zeiten durch vulkanische Hebungen entstandenen Inseln: Palaia-, Nea-, Mikra-Kammeni u. Therasia. Merkwürdig ist noch, daß in einer rothen Quelle, welche hier ins Meer fällt, der Kupferbeschlag an den Schiffen von selbst so gereinigt wird, daß er in einer Nacht ganz blank wird. – Die Insel hieß ursprünglich Kalliste u. wurde zuerst von Membllares, dem Bruder der Europa, colonisirt; nach Theras, welcher die von Pelasgern aus Lemnos vertriebenen Lacedämonier u. Minyer hierher führte, wurde sie Thera genannt u. war Mutterland von Kyrene (s.d.). Hiera od. Automate, j. Palaia-Kammeni, stieg durch vulkanische Ereignisse aus dem Meere, vielleicht 67 v. Chr. od. 7 (19,46 n. Chr.) neben derselben Thia (j. Mikra Kammeni). Durch Bimssteinauswürfe erhielt diese Insel Zuwachs 726 u. 1427 (1457). Eine neue kleine Schlackeninsel trat 1573 hervor, u. Mehre glauben, daß dies Mikra Kammeni sei. 1707 erhob sich die Insel Megala od. Nea Kammeni in dem großen Krater von S. Auch 1755 erhielt dieser Archipelagus eine Vermehrung. 1208 entriß Marco Sanudo, Herzog von Naxos, die Insel S. dem byzantinischen Kaiser, u. gewöhnlich wurden nachgeborene Söhne dieses Hauses Herren von S., deren Residenz Paläo-Skaros jetzt in Ruinen liegt. 1546 wurde S. von den Türken erobert u. der Name S. soll von Sancta Irena, der Schutzheiligen der Insel, herstammen. In neuerer Zeit wurde S. durch ein Erdbeben heimgesucht, wobei ein Theil ins Meer sank u. viele Bewohner verunglückten.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.