Thunfisch

Thunfisch

Thunfisch (Thunin, Thynnus Cuv.), Gattung aus der Fischfamilie der Makrelen; die erste Rückenflosse zieht sich bis gegen die zweite hin u. um die Brust ein Schild, gebildet durch größere u. etwas rauhere Schuppen, u. zwischen den zwei kleinen Kanten des Schwanzes liegt noch ein knorpeliger Kiel; nach Linné nicht getrennt von Scomber; Arten: T. (T. vulgaris, Scomber t. L.), hat 8–9 goldgelbe Nebenflossen, glatte, gegen den Rücken gebogene Seitenlinien, oben stahlblau, unten silberig, sehr dick; ist einer der größten eßbaren Fische, gewöhnlich 1–2 Fuß, aber auch bis zu 3, ja 5 Ellen lang, 400, nicht selten 1000, selbst 1800 Pfund schwer, bes. im Mittel- u. im Schwarzen Meere, doch auch in der Nordsee u. in den amerikanischen u. chinesischen Gewässern, hält sich Winters in der Tiefe auf, steigt des Frühjahrs auf, zieht sich in Schaaren (zu Hunderten u. Tausenden), welche gewöhnlich ein Viereck bilden u. großen Lärm machen, an die Küsten, bes. in die Nachbarschaft der Flußmündungen, um seine Eier (nur von Hirsenkorngröße) abzulegen. Er ist sehr gefräßig, fängt kleinere Fische dadurch, daß er schnell in einer Schneckenlinie schwimmt, einen Wasserwirbel erregt u. so den Raub zusammentreibt. Daß er aus den nördlichen Meeren in die südlichen ziehe, ist nicht erwiesen. Der Fang des T-s im April bis Juni ist für die Bewohner der Küsten, bes. des Mittelmeers, von Wichtigkeit u. in Sardinien, an der italienischen u. spanischen Küste Gegenstand von Volkslustbarkeit. Um ihn zu fangen, werden große Fischnetze hinter einander gestellt, daß sie verschiedene Kammern (oft von der Länge einer Stunde) bilden, von welchen die letzte aus den stärksten Garnen besteht; diese Anstalten (ital. Tonnaro, franz. Madrigue) werden zwischen zwei Inseln, od. einer Insel u. dem Festlande getroffen u. dem Zuge der Fische entgegengestellt. In der letzten Kammer (Todtenkammer) werden die T-e mit Harpunen todtgestochen. Bei Sardinien fängt man jährlich auf 45,000 Stück; es werden hier öffentliche Andachten für den glücklichen Thunfischfang abgehalten, ihre Züge mit Musik u. Kanonenschüssen begrüßt, besondere Wächter geben durch Auslaufen ihrer Bote das Zeichen, so bald sie einen Zug T-e erblicken. Die an das Land gebrachten Fische werden zerhackt, eingesalzen u. bes. zur Schiffskost verkauft; aus den schlechteren Theilen wird Thran gesotten. Auch marinirt man die T-e, indem man das Fleisch auf großen eisernen Rosten bratet u. es dann mit Salz, Pfeffer, Gewürznelken u. Lorbeerblättern in Fässern einpackt, od. man kocht die reingewaschenen Fleischstücken in mit Gewürzen versetztem Salzwasser, thut sie in Fässer od. Flaschen u. übergießt sie mit Öl. Roggen u. Lebern werden besonders eingesalzen. Auch wird das Fleisch, nach den verschiedenen Theilen sortirt, verpackt. Die Bauchstücke heißen Sorra, das dicke Fleisch Carne netta, die übrigen geringern Theile Businaglia. Kleinflössiger T. (T. brachypterus), T. thunnina, T. pelamys (Bonite). Es gibt einige Versteinerungen, welche von dem T. od. einem ähnlichen Fische herrühren.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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