Turgēnew

Turgēnew

Turgēnew, 1) Alexander Iwanowitsch, geb. 1784 zu Simbirsk, studirte in Moskau u. Göttingen, trat 1806 in den russischen Staatsdienst, wurde 1807 Unterstaatssecretär im Cultusministerium u. Ausschußmitglied des Staatsrathes für Gesetzgebung; er that viel für Verbesserung der Schulen, ließ die Bibel in alle slawische Dialekten übersetzen, betrieb die Aufhebung der Leibeigenschaft wozu er auf seinen eigenen Gütern das Beispiel gab, etc. Seit der Regierung des Kaisers Nikolaus lebte er als Wirklicher Geheimerrath meist im Auslande (Deutschland, Italien, Frankreich, England, Dänemark u. Schweden) u. durchforschte die dortigen Bibliotheken u. Archive zu seinem Studium der älteren russischen Geschichte; er starb am 5. (17.) Dec. 1845 in Moskau u. gab heraus Monumenta historiae patriae, Petersb. 1840–43, 2 Bde.; von der Archäographischen Commission zu St. Petersburg wurden herausgegeben: Akty istoritscheskije etc., Petersb. 1841 ff., 2 Bde. (auf Rußland bezügliche historische Urkunden, ausgezogen aus ausländischen Archiven u. Bibliotheken von Alexander T.). 2) Nikolai, geb. 1790, Bruder des Vorigen, war 1813 unter Stein russischer Commissar der provisorischen Verwaltung der den Franzosen entrissenen deutschen Provinzen, betheiligte sich an der Verschwörung von 1825 gegen Kaiser Nikolaus, war aber bei deren Ausbruch im Auslande u. wurde deshalb nur in contumaciam zum Tode verurtheilt. Sein Bruder Alexander rettete ihm sein Vermögen u. überlieferte es ihm in Paris, wo er seitdem literarisch thätig lebt. Er schr.: La Russie et les Russes, Paris 1847, 3 Bde. (deutsch, Grimma 1847). 3) Iwan Sergiewitsch, geb. 1818 in Orel, erhielt seine erste Bildung in einer Privaterziehungsanstalt in Moskau, bezog 1833 die Universität daselbst, studirte dann in Petersburg u. 1838 auch in Berlin. Er trat dann in den Staatsdienst u. erhielt im Ministerium des Innern eine Anstellung. Nach einer abermaligen im Jahre 1847 nach Deutschland u. Frankreich unternommenen Reise hält sich T. seit 1850 wieder in Rußland auf. Er schr. russisch: Panascha, 1843; Das Gespräch, 1848; Tagebuch eines Jägers, 1852 (deutsch von A. Viedert u. A. Boltz, Berlin 1854; englisch als Russian life in the interior, of the experiences of a sportsman); Väter u. Kinder (Roman) 1862.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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