Wichse

Wichse

Wichse, eine Mischung, mit welcher man durch Bürsten od. Reiben gewisse Gegenstände überzieht, um diesen ein gefälliges Äußere, Glanz u. meist auch Schutz gegen Feuchtigkeit u. andere schädliche Einflüsse zu geben. A) W. für Fußböden (Polirwachs, Bohnwachs, Wachspolitur). Eine häufig angewendete Mischung ist folgende: 1/4 Pfund Leim wird in 4 Pfund Seifensiederlauge gelöst, 6 Loth reine Pottasche, 4 Loth Federweiß, 2 Loth Gummi u. 6 Loth gelber Ocker zugesetzt u. 1/4 Stunde gekocht; dann setzt man unter beständigem Umrühren 1 Pfund klein geschnittenes gelbes Wachs u. nach Befinden noch mehr Ocker zu, kocht unter stetem Rühren 1/4 Stunde lang u. setzt der noch lauwarmen Masse 1 Kanne Spiritus zu. Der hölzerne Fußboden wird erst mit Leimwasser getränkt, nach dem Trocknen die W. mit Pinseln od. Bürsten aufgetragen u. nach dem Erhärten durch Bürsten, welche man gewöhnlich an die Füße schnallt, geglättet. Zur Instandhaltung genügt ein tägliches Reiben mit wollenen Lappen; eine gründliche Reinigung bewirkt man mit warmer Lauge. Eine andere W. erhält man durch Kochen von 1 Theil Stearinsäure mit 1/4 Theil gelbem Wachs, 1/15 Theil Pottasche, etwas Seife, Farbstoff u. Wasser. In Frankreich bedient man sich zum Wichsen einer Mischung von 10 Theilen Wachs u. 4–7 Theilen Terpentinöl. B) W. für Lederwerk u. zwar a) firnißähnliche od. wasserdichte W. verwendet man für Riemenwerk, Geschirre, lackirtes Leder etc. Für grobes Leder hat man W-n aus 16 Theilen Talg, 8 Theilen Schweinefett, 4 Theilen Terpentin, ebensoviel Wachs, Baumöl u. Ruß. Weniger abfärbende W-n, mit denen man auch durch Bürsten hohen Glanz hervorbringen kann, bestehen aus Lösungen von Wachs in Terpentinöl mit Ruß vermischt od. aus einer kochend bereiteten Mischung von 3 Theilen Wachs, 4 Theilen Seife, 3 Theilen Wasser u. Schwärze, od. man bereitet sie durch Mischen von 2 Pfund heißem Branntwein, 1/2 Loth geglühtem Ruß u. 1/2 Pfund pulverisirtem Schellack mit 1/2 Pfund geschmolzenem venetianischen Terpentin (hydrogenische W.); od. man setzt zu 5 Unzen geschmolzenem u. kochendem Wachs in einem geräumigen Gefäß 1 Unze Bleiglätte u. rührt beim Braunwerden 80 Gran Colophonium, 160 Gran Frankfurter Schwarz u. 121/2 Unzen Terpentinöl bis zur Salbenconsistenz ein u. trägt die W. mit einem Kork u. Lappen auf. Für lackirtes Leder eignet sich folgende W.: 5 Pfund Stearinsäure werden geschmolzen, unter Umrühren 71/2 Pfund Terpentinöl u. 91/2 Loth Ruß od. andere seine Schwärze zugesetzt. Cordovawichse für Pferdegeschirr aus 11/2 Kanne Essig, 1 Kanne Bier, 1/4 Kanne Tischlerleim,[159] 2 Unzen Blanholz u. 1/2 Quentchen Indig. Ferner W. für Kalbleder aus 6 Pfund Beinschwarz, 6 Pfund Honig, 11/4 Pfund Fischthran, 1/2 Pfund Gummipulver u. 1/4 Maß Eisenlösung. W. für Corduan, Schaf- u. Ziegenleder aus 6 Pfund Beinschwarz, 20 Loth Talg, 20 Loth Öl, 6 Pfund Honig, l/4 Pfund Gummi u. 1/2 Maß Eisenlösung. Die W. wird erst mit einem-Läppchen aufgetragen u. nach einigem Trocknen durch Reiben mit einem Seidenlappen der höchste Glanz erzeugt. b) Die Stiefelwichse (Glanzwichse), mit welcher man dem Leder, bes. Schuhwerk, durch Bürsten einen glänzenden, schwarzen, aber gegen Nässe nicht haltbaren Überzug ertheilt. Die Bedingungen ihrer Güte sind, daß sie ein Fett enthält, welches das Leder geschmeidig macht. u. ohne allzu langes heftiges Bürsten eine sehr glänzende, tief schwarze Fläche erzeugt, welche nicht abfärbt. Zu dem Ende enthalten diese W-n Talg, Öl, Fischthran etc. od. auch Kautschuk in fetten Ölen gelöst (nur trocknende Öle sind zu vermeiden, da sie das Leder hart machen); ferner Leim, Eiweiß, Harze, Wachs, Gummi, Syrup (u. zwar am besten ein Stärkesyrup, nicht aber Melasse, weil der hierin enthaltene caramelisirte Zucker u. die Salze ein Feuchtwerden der W. veranlassen) etc. u. einen Farbstoff wie Ruß, gerbsaures od. gallussaures Eisenoxyd (Eisenschwärze) od. Knochenkohle (gebranntes Elfenbein, Beinschwarz), welche am tiefsten färbt. Vorschriften für guten Glanz gebende W-n (Englische Glanzwichsen) sind: zu 2 Theilen Knochenschwarz setzt man 1/2 Theil Vitriolöl u. nach einigen Stunden 1 Theil Baumöl, 3/4 Theil Syrup, 2 Theile Arabisches Gummi u. mischt in gelinder Wärme. Ferner eine teigartige W.: man mischt 60 Pfund gebranntes Elfenbein, 45 Pfund Syrup, 12 Pfund Essig u. 12 Pfund Vitriolöl 1/2 Stunde lang, läßt die Mischung sieben Tage stehen u. rührt dann 9 Pfund Kautschuklösung (18 Unzen kleingeschnittener Kautschuk mit 9 Pfund Rüböl im Wasserbade zusammengeschmolzen) ein. Um eine ähnliche flüssige W. zu erhalten, mischt man 60 Pfund Beinschwarz mit 45 Pfund Syrup, 1 Pfund Arabisches Gummi in 200 Pfund Essig gelöst u. dann allmälig mit 24 Pfund Vitriolöl u. 9 Pfund obiger Kautschuklösung; dann rührt man 14 Tage täglich 1/2 Stunde lang um, läßt eben so lang ruhig stehen u. setzt noch 3 Pfund Arabisches gepulvertes Gummi zu. Eine säurefreie Guttapercha haltige W. ist folgende: Man mischt 3–4 Pfund Kienruß u. 1/2 Pfund Beinschwarz mit 10–12 Pfund Syrup, bis alle Klümpchen verschwunden sind; dann gießt man noch warm folgende Mischung zu: 15 Loth kleingeschnittene Guttapercha werden über Kohlenfeuer geschmolzen u. 25 Loth Baumöl u. später 5 Loth Stearinsäure eingerührt. Endlich gibt man zum Ganzen noch die Lösung von 21 Loth Senegalgummi in 2 Pfund Wasser u. parfümirt nach Befinden mit 1 Loth Lavendelöl etc. Eine in Frankreich sehr gebräuchliche W. besteht aus 2 Loth geschabter Seife, 1 Loth Stärkmehl, 1 Loth Eisenvitriol, 1 Loth Galläpfelpulver, 2 Schoppen Wasser, 3 Loth feinster Knochenkohle u. 6 Loth holländischem Syrup.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Wichse — oder Schuhwichse aus handwerklicher Produktion war bis Ende des 19. Jahrhunderts das übliche Pflegemittel für Lederschuhe. Heute wird industriell gemischte teilsynthetische Schuhcreme (Hartwachs wie Carnaubawachs mit Lösemittel wie Terpentin)… …   Deutsch Wikipedia

  • Wichse — (Schuhwichse), Mischung von gepulverter Knochenkohle mit konzentrierter Schwefelsäure (die sauren phosphorsauren Kalk und schwefelsauren Kalk bildet), Melasse und Öl, erhält auch wohl noch einen Zusatz von Salzsäure, Essigsäure, Dextrin, Glyzerin …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wichse — Wichse, verschiedene Stoffe zum Blankmachen von Leder und Parkettfußböden (s. Bohnen). Schuh W. besteht in der Regel aus Knochenkohle, Sirup oder Melasse und Öl (Olivenöl, Tran). – Vgl. Brunner (6. Aufl. 1906) …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Wichse — Wichse,die:1.⇨Schuhcreme–2.⇨Prügel(II,1) …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Wichse — *1. Das ist Wichse, die auf alle Schuhe passt. Von Leuten, die sich für alle Zwecke verwenden lassen. *2. Diese Wichse greift das Leder an, sagte der Stiefelputzer, als man ihn durchgeprügelt hatte. *3. Es ist alles Eine Wichse. – Frischbier2,… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Wichse — Sperma; Samenflüssigkeit; Samen; Ejakulat (fachsprachlich); Schuhcreme; Schuhkreme; Schuhpflegecreme; Schuhputzcreme * * * Wịch|se 〈[ ks ] f. 19〉 …   Universal-Lexikon

  • Wichse — Wịch·se [ ks ] die; , n; gespr; 1 ≈ Schuhcreme 2 nur Sg ≈ Prügel <Wichse beziehen> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Wichse — wichsen: Das seit dem 15. Jh. belegte dt. Verb ist eine Nebenform von mdal. wächsen »mit Wachs bestreichen« (vgl. ↑ Wachs), das es seit dem 18. Jh. verdrängt hat. Es bedeutet meist »blank machen, putzen«, seit dem 18. Jh. ugs. auch »prügeln«… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Wichse — Schläge, Prügel. Auch verwichsen …   Berlinerische Deutsch Wörterbuch

  • Wichse — Wichsef 1.pl=Prügel,Schläge.⇨wichsen1.Seitdem18.Jh. 2.dieganzeWichse=dasalles(abf).Oberdseitdem19.Jh. 3.dasistalles eineWichse=dasistdasselbe.Gemeintistwohl,daßesvieleSortenvonSchuhpflege und glanzmittelngibt;aberimGrundesindsiealle»Schuhwichse«.K… …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

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