Kienruß

Kienruß

Kienruß, Ruß von verbranntem Harze od. harzreichem Holze. Seine Farbe soll rein schwarz sein, nicht ins Braun spielen (fuchsig sein), weil dies auf eine Verunreinigung durch Brandharz hinweisen würde; die Brandharze lassen sich durch Branntwein od. Ätzlauge entfernen. Er wird in Kienbrennereien od. Kienhütten bereitet. In diesen befindet sich der Kienbrennofen, ein halbrunder, ausgemauerter Ofen, vorn mit einem, durch eine Thür verschließbaren Schürloch u. einigen Zuglöchern, die mit Steinen zugesetzt werden können; auf der andern Seite ist ein 2–3 Fuß großes Loch, an welches ein gemauerter, 6 Fuß langer Kanal od. liegender Schornstein stößt, dieser endigt sich in einer hölzernen, inwendig mit Lehm überzogenen, selten steinernen Kammer (Rußkammer), die 6–8 Fuß lang u. breit u. 12–18 Fuß hoch ist, an der Seite eine Thüre zum Hineingehen hat u. oben mit einem großen pyramidenförmigen, leinenen od. wollenen Sacke bedeckt ist, durch dessen Gewebe allein die am Feuerherde eintretende Luft wieder abziehen kann. In dem Ofen verbrennt man Kienholz, ein harzreiches Holz vom Wurzelstamme der Föhren u. Fichten, die als Abfälle bei der Harzgewinnung sich ergebenden mit Harz getränkten Rindenstücke u. die Überbleibsel beim Pech- u. Theerschwelen ganz langsam unter sparsamem Luftzutritte, u. es setzt sich dann der K., weil der Kanal vor Beginn des Kienbrennens vorläufig angeheizt a. gehörig erwärmt wurde, blos in der Kammer u. dem Sacke an, von welchem er alle Stunden durch gelinde Schläge mit einem Stocke auf den Boden der Kammer herabgeklopft u. etwa aller 3 Tage zusammengekehrt wird. Nach 12–14stündigem Brennen läßt man den Ofen abkühlen. Der Ruß aus dem Sacke ist der feinste u. dichteste (daher Pfundruß), weniger gut ist er an den Seiten der Kammer u. am schlechtesten auf dem Boden u. den Seitenwänden des Kanals. Der gesammelte Ruß wird in größere Fässer od. in kleine hölzerne Butten (Rußbutten) geschlagen u. verkauft. Das Kienbrennen (Kienschwelen) betreiben Kienbrenner (Kienschweler), unzünftige Personen, meist Bauern, in nadelholzreichen Gegenden. Aus Deutschland, Rußland u. Schweden wird K. ausgeführt. K. wird zu allerlei Farben, Buchdruckerschwärze u. dgl. verbraucht. In einem verschlossenen Gefäße behutsam geglüht, wird er seiner u. schwärzer (raffinirter K.); er ist frei von Brandharzen u. gibt, mit Gummiwasser angerieben, eine gute schwarze Tusche. Den feinsten K. (Lampenruß, Lampenschwarz), wie er z.B. zur Verfertigung der chinesischen Tusche nöthig ist, erhält man durch Verbrennen seiner Öle, in China des Sesamöles od. des Kampfers.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Kienruß — Kienruß, s. Ruß …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Kienruß — Kienruß, s. Ruß …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Kienruß — Kienruß, Ruß von verbranntem Harze, Theerresten, harzreichem Holze, wird zu Buchdruckerschwärze etc. gebraucht …   Herders Conversations-Lexikon

  • Kienruß — Herstellung von Kienruß um 1900 Der Kienruß war in früherer Zeit ein Mittel zum Schwärzen. Als Vorprodukt verarbeiteten die Teerschweler in Meilern harzreiche Nadelhölzer. Das verkohlte Holz wurde als Holzkohle verkauft oder zur Herstellung von… …   Deutsch Wikipedia

  • Kienruß, der — Der Kienrūß, des es, plur. inus. der Ruß von verbranntem Kiene; im Oberdeutschen Kienrauch, Nieders. Keenrok, Dän. Kenrog, im Schwed. Kimröck, in Schlesien Kadelsrom. Daher die Kienrußhütte oder Rußhütte, eine Anstalt im Walde, wo der Kienruß aus …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Kienruß — Kien|ruß, der: Ruß von Kiefernholz …   Universal-Lexikon

  • Lithogrăphie — (v. gr., Steindruck), eine, auf einem Stein od. ähnlichen Gegenstand mit der Feder od. mit chemischer Kreide entworfene, od. auch mit der Nadel u. dem Grabstichel eingegrabene od. mittelst Ätzens mit Scheidewasser erhaben hervortretende u.… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Leder — Leder, jener Teil der tierischen Haut, welcher durch Aufnahme der verschiedenartigsten Dinge, wie pflanzliche Gerbstoffe, Fette, Salze, Seifen u. dergl., aus dem leicht verweslichen Zustand der Rohhaut in einen Zustand größerer… …   Lexikon der gesamten Technik

  • Ruß — Ruß, das Produkt der unvollständigen Verbrennung organischer Körper, welches eine ausgezeichnete Anwendung in der Farbentechnik findet, speziell zur Herstellung von Buchdruckfarben. Es werden hauptsächlich Fette und fette Oele, Harze, Mineralöle …   Lexikon der gesamten Technik

  • Firnistuch — Als Wachstuch, auch Wachsleinwand und Firnistuch bezeichnet man ein Gewebe von Baumwolle, Flachs oder Jute, das mit Firnis und Ölfarbe überzogen ist. Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 2 Verwendung 3 Siehe auch 4 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”