Lithogrăphie

Lithogrăphie

Lithogrăphie (v. gr., Steindruck), eine, auf einem Stein od. ähnlichen Gegenstand mit der Feder od. mit chemischer Kreide entworfene, od. auch mit der Nadel u. dem Grabstichel eingegrabene od. mittelst Ätzens mit Scheidewasser erhaben hervortretende u. mittelst eigner chemischer u. mechanischer Vorrichtungen abgedruckte Zeichnung od. Schrift. Die Möglichkeit des Lithographirens stützt sich darauf, daß sich fettige Körper an andere fettige leicht anhängen, während sie wässerige u. bes. gummihaltige Körper nicht netzen. Der poröse Stein wird auf einzelnen Stellen mit einer fettigen Substanz beschrieben od. bezeichnet, seine übrige Oberfläche aber mit Wasser genetzt, u. in diesem Zustande kann er nur auf den fettigen, nicht auf den mit Wasser benetzten Stellen die fettige Druckschwärze aufnehmen u. später auf das Papier übertragen. Der Steindruck unterscheidet sich deshalb wesentlich vom Buch- u. Kupferdruck; während beim Buchdruck u. dem Abdruck von Holzschnitten die Farbe auf den hervorragenden Erhabenheiten der Lettern u. des Holzschnittes u. beim Kupferdruck in den vertieften Linien sitzen bleibt, haftet sie beim eigentlichen Steindruck (chemischen Druck) nur an den settigen Stellen der ganz glatten Oberfläche des Steines; doch kann man auch den Stein ähnlich zum Druck vorrichten, wie eine Kupferplatte od. einen Holzschnitt (vgl. II. B) u. C). Die Kunst der L. u. die Officin nennt man Steindruckerei u. die damit beschäftigten Arbeiter Steindrucker (Lithographen). Eigentlicher Erfinder der L. war der Hofkaplan Simon Schmidt, welcher schon vor 1788 den Solnhofer Stein zum vertieften, wie zum erhabenen Druck benutzte, seine Erfindung aber nicht bekannt machte; zweiter Erfinder war Aloys Senefelder (s.d.) in München. Seine erste L. 1796 war ein in Holzschnittmanier ausgeführter Notendruck, sechs Lieder des Hofmusikus Gleißner, u. wurde in 120 Exemplaren auf einer alten Kupferdruckpresse gedruckt. Die Schwierigkeiten des Druckensließen Senefelder auf eine einfachere Art denken, die zu druckende Schrift behufs des Ätzens auf dem Stein zu erzeugen, u. so erfand er den Überdruck (s. unten II. A) d) u. mit u. durch ihn 1299 den eigentlichen (chemischen) Steindruck.

I. Der Lithographische Stein, auf welchem die Zeichnung od. Schrift entworfen wird, ist fast immer Kalkschiefer, also kohlensaurer Kalk, welcher mitunter einige Procente Thonerde enthält u. zwar wählt man am häufigsten dazu den in zwei- bis vierzölligen Platten abgesonderten, gelblichen od. gelblichgrauen, dichten u. feinkörnigen Stein, welcher bei Solenhofen an der Altmühl, unweit Neuburg an der Donau in Baiern, gebrochen wird, weil alle anderen Arten in Baiern, Frankreich, England, Italien u. Preußen mehr od. weniger Mängel haben. Man sucht möglichst gleichförmige u. gleichharte, nicht mit kleinen eingesprengten weißen Punkten, Kalkspathadern, Petrefacten, kleinen Löchern versehene Platten aus, welche viereckig behauen u. bei 11/2 bis 31/2 Zoll Dicke (dünnere zerspringen leicht durch den Druck der Presse) in beliebiger Größe bezogen werden. Ihre Härte ist so groß, daß eine Stahlspitze nicht ganz leicht in sie eindringt. Man schleift die Steinplatten auf einem besonderen viereckigen Schleiftische, erst mit grobem Sandstein, dann, indem man zwei Steindruckplatten auf einander legt, seingesiebten Sand u. etwas Wasser dazwischen bringt u. die eine auf der anderen in nicht zu großen Kreisen hin u. her bewegt, zuletzt auch wohl mit Bimstein od. mit Bimsteinpulver mittelst eines Polirholzes. Schon gebrauchte Steine können durch Abschleifen wieder brauchbar gemacht werden, doch müssen sie dann so weit abgeschliffen werden, daß von der früheren Zeichnung keine Spur mehr übrig bleibt; ein guter Stein verträgt hundertmaliges Abschleifen. Ein Surrogat der schweren u. theuern Steine ist das von Senefelder erfundene Steinpapier od. Steinpappe, eine Mischung von Thon, Kreide, Leinöl u. Metalloxyden, mit od. ohne Papiermasse, etwa von der Stärke der gewöhnlichen künstlichen Pergamenttafeln in Brieftaschen. Man nennt die L., insofern sie von solchen Papiertafeln gedruckt wird, Papyrographie. Ein anderes von Lahrend in Berlin erfundenes Surrogat ist eine Zinkplatte (daher Zinkographie od. allgemein Metallographie), auf welche die Zeichnung mit einer der lithographischen ganz ähnlichen Tinte od. Kreide aufgetragen wird; diese Verfahrungsweise ist bes. für den Notendruck u. den Überdruck von Schriften zu gebrauchen; die Platte ist nicht schwerer, als eine Kupferplatte, eben so zu behandeln, wie ein Lithographischer Stein u. hält eben so viel Abdrücke aus, als dieser.

II. Man hat verschiedene Manieren Steindrüche hervorzubringen: A) L. in erhabener Manier (Steinzeichnen, Chemischer Druck). Wenn man auf einen gehörig geebneten lithographischen Stein mit einer fettigen festen (Lithographische Kreide) od. flüssigen Substanz (Lithographische Tinte) Zeichnungen macht, nach dem Eintrocknen derselben den Stein mit einer verdünnten Säure u. einer wässerigen Lösung von Arabischem Gummi anfeuchtet, so neutralisirt die Säure das in der fettigen (seifenartigen) Substanz enthaltene Alkali unter Ausscheidung der Fettsäure, reinigt zugleich die Oberfläche des Steines von Schmutz u. macht sie für die Aufnahme des Gummi empfänglicher. Wenn man nach dem Eintrocknen den Stein mit Wasser befeuchtet u. mittelst einer gefärbten Walze od. mittelst eines Ballens od. einer anderen ähnlichen Vorrichtung[432] mit seiner Druckschwärze überzieht, so nehmen die feuchten Stellen der Platte die Druckerschwärze nicht an, sondern letztere haftet nur auf den mit Fettsäure überzogenen Stellen, druckt sich folglich, wenn die Platte unter eine Presse gebracht u. auf Papier abgedruckt wird, auch nur auf ihr ab. Die Lithographische od. Chemische Tinte (Tusche), mit der man auf den Stein zeichnet, besteht außer den färbenden auch aus fettigen, harzigen u. alkalischen Theilen, wie aus Wachs, Seife, Talg, Schelllack, Mastix, Guajakgummi, Terpentin u. Kienruß od. Lampenschwarz. Man formt viereckige Stängelchen daraus u. diese werden erst kurz vor dem Gebrauch mit Wasser zu einer Emulsion angerieben. Jede Steindruckerei bedient sich einer anderen Tinte. Alle Farben können statt des Kienrußes dazu genommen werden, wenn sie nur nicht aus Salzen, welche die Natur der Seife ändern, bestehen. Einige Stunden, ehe man die Zeichnung beginnt, überstreicht man, um das Fließen desselben zu vermeiden, die Steinplatte mit Talg in Terpentinöl aufgelöst u. wischt diese Feuchtigkeit mit einem Lappen so rasch als möglich ab, od. man übergeht die Platte mit reinem Wasser od. Speichel, trocknet sie dann gut ab u. netzt sie noch mit einigen Tropfen Wasser. Die Lithographische Kreide besteht wesentlich aus denselben Bestandtheilen wie die Lithographische Tinte, wird aber in Stängelchen geformt u. diese als Griffel trocken zum Zeichnen benutzt; sie muß deshalb entsprechend fest sein, weshalb man einen Zusatz von Harzen macht. Die vorzüglichsten Arten die L. durch Zeichnen zu bewirken sind nun folgende: a) die Federzeichnung wird, nachdem die Conturen flüchtig mit Reißblei od. Röthel entworfen od. durch Durchzeichnen od. Überdruck (s. unten d) aufgezeichnet sind, auf dem wohlgeglätteten Steine mit einer Stahlfeder, Reißfeder, zuweilen auch mit einem Pinsel mit Lithographischer Tinte ausgeführt. Noten werden durch besondere Notentupfer (metallene Röhrchen, welche unten die Form der Noten haben) od. mit einem Stückchen Holz gezeichnet. Bemerkt man während der Arbeit Fehler in der Schrift od. Zeichnung, so reinigt man die fehlerhafte Stelle mittelst rines in Terpentinöl getauchten Läppchens u. nimmt die Verbesserung vor; selbst später kann man die fehlerhafte Stelle noch mit einem in Ätzkalilösung getauchten Hölzchen tilgen u. ausbessern. b) Die Kreidezeichnung; sobald die fette Kreide den Stein berührt, bringt sie fast ganz die Wirkung hervor, wie die naß aufgetragene Tusche; der Stein darf dazu nicht glatt sein, sondern er muß rauh geschliffen (gekörnt) sein, was man dadurch erlangt, daß man zwei Steine aufeinander mit sein gesiebtem Quarzsand u. Wasser abschleift u. dabei die Lage der beiden Steine wiederholt wechselt, indem man den oberen u. unteren mit einander vertauscht. Auf diese Flächezeichnetman nun mit der Chemischen Kreide, wie bei jeder anderen Kreidezeichnung, legt aber auch wohl die dunkelsten Partien u. die Schatten mit dem Pinsel an. c) Bei der gespritzten Manier werden die Conturen der Zeichnung auf einem gut geglätteten Steine durchgezeichnet, dann werdensie noch einigemal, z.B. viermal, auf Papier durchgezeichnet (s. unten), auf jedem dieser Blätter wird alles, was zu einem der angenommenen vier Haupttöne gehört, mit einem scharfen Federmesser ausgeschnitten, so daß die vier Blätter den Patronen. der Kartenmacher entsprechen. Nun macht man die Hauptlineamente der Zeichnung auf der Steinplatte mit der Feder, legt dann eine der ausgeschnittenen Patronen genau darauf, beschwert sie mit kleinen Gewichten, damit sie fest liegt, u. spritzt dann die Punkte mittelst einer Zahnbürste, die in die Chemische Tinte gebracht ist, darauf Ist der erste hellere Farbenton, welcher weniger Punkte bekommt, trocken, so nimmt man eine neue Patrone mit einem dunkleren Ton. Zuletzt arbeitet man die Zeichnung aus, indem man die zu starken Punkte mit einer Radirnadel trennt u. endlichmit der Feder die eigentliche Behandlung hineinbringt. Bei diesen drei Methoden muß, weil sich die entworfene Zeichnung gedruckt verkehrt zeigt, Alles verkehrt auf den Stein gezeichnet od. geschrieben werden, wenn es im Abdruck recht erscheinen soll. d) Beim Überdruck (Autographie) wird auf ein mit einer Abkochung von Schaf- od. Kälbersüßen drei- bis viermal überstrichenes, nach dem Trockenen noch mit Stärkekleister, u. wenn auch dies trocken ist, mit einer Gummiguttiauflösung bestrichenes, dann auf der lithographischen Presse geglättetes Papier, die Zeichnung od. Schrift mit Chemischer (Autographischer) Tinte (bestehend aus weißer Seife, weißem Wachs, Hammeltalg, Schellack, Mastix, Lampenschwarz) recht aufgetragen u. auf den Stein aufgedrückt; auf diesem erscheint sie daher verkehrt, also gerade, wie sie muß, um bei dem Wiederabdruck richtig zu erscheinen. Dieser Überdruck ist bes. da anwendbar, wo man ein Schriftstück, namentlich etwa eine Originalhandschrift (Autographie) schnel u. leicht, vielleicht nur in wenigen Abzügen vervielfältigen will. Auch zum Conturiren u. Entwerfen einer Zeichnung ist er anwendbar. Mit der Autographischen Tinte kann man mit einer Stahlfeder od. einem Gänsekiele auch ohne Weiteres auf ein seines, glattes Papier schreiben; für Zeichnungen aber gibt man dem Papiere, damit die seinen Linien sich besser ausprägen, noch einen angemessenen Grund u. nennt es dann Autographisches Papier. Gewöhnlich füllt man ein Bierglas mit Wasser, thut Gummi Traganth hinein, läßt es 48 Stunden stehen, seihet die kleisterartige Flüssigkeit durch ein Tuch, mischt gekochten Tischlerleim u. in Wasser aufgelöstes Gummigutti darunter u. reibt diese Flüssigkeit mit seiner französischer Kreide, in Wasser abgelöschtem u. wieder abgetrocknetem Gyps, roher Stärke, alles sein gepülvert, ab, verdünnt diese Mischung so weit, daß sie mit einem Pinsel gut auf Papier aufgetragen werden kann, u. gibt dem Papierblatte durch Pressen auf der Steinplatte eine seine Appretur. Hat man nun auf das Papier gezeichnet od. geschrieben, so wird es mit der beschriebenen Fläche auf eine neue od. gut abgeschliffene Steinplatte gelegt, auf der Rückseite miteinem Schwamme mit verdünntem Scheidewasser bestrichen, bis die Schrift auf der Rückseite sichtbar geworden ist, wodurch die Seife in der Autographischen Tintezersetztwird, so daßsich nun die Schrift od. Zeichnung, wenn das Blatt in der Presse abgezogen wird, leichter auf den Stein übertragen u. von diesem sich, nachdem der Stein gehörig präparirt ist, wieder abdrucken läßt. Auch bereits fertige Steindrucke, Erzeugnisse der Buchdruckerkunst, sowohl Lettern als Holzschnitte, u.a. lassen sich auf diese Weise auf den Stein übertragen (überdruchen) u. dann durch Steindruck wiedergeben; man nennt diese Anwendung des Überdrucks Contradruck. Auch Kupferstiche kann man überdrucken, nur[433] müssen sie mit der sogen. Ätzfarbe der Steindrucker gedruckt u. die Platten nicht zu tief gravirt sein, indem sich sonst der Überdruck quetscht. e) Auch durchzeichnen kann man eine Zeichnung od. Schrift, indem man das dünne Blatt, auf das man zeichnen will, auf der einen Seite mit Unschlitt u. Kienruß überstreicht, dieses möglichst gut wieder abreibt, damit nur ein seiner Überzug bleibt, das Blatt mit der überstrichenen Seite auf den Stein legt u. mit einem seinen englischen Bleistift auf der anderen Seite zeichnet. Der Eindruck des Bleistifts überträgt das Fett des Papiers auf diesen Stellen an den Stein, u. dieser druckt die durchgezeichneten Conturen, später mit Druckerfarbe bestrichen, wieder ab. Diese Manier des Durchzeichnens ist bes. für Skizzen u. zu illuminirende Bilder brauchbar.

B) Die erst später erfundene vertiefte Manier. Hier wird die Zeichnung in die Steinplatte gravirt od. radirt, u. der Druck geht ganz auf die Weise vor sich, wie bei dem Kupferdruck (s.d.), indem auch hier die ganze Platte mit seiner Druckerschwärze überzogen u. dann abgewischt wird; die Farbe bleibt nur in den Vertiefungen der Platte haften u. wird von da durch einen starken Druck der Presse auf das Papier übertragen. a) Bei der gravirten Manier nimmt man einen vorzüglich harten u. gleichartigen, möglichst sein geschliffenen Stein u. präparirt ihn wie gewöhnlich (s. unten), od. bestreicht ihn nur sehr dünn miteiner Mischung von Gummi u. Phosphorsäure; diese Ätzung dauert etwa 5 Minuten u. soll den Stein selbst nach der Entfernung des Ätzmittels gegen die Aufnahme von Fett schützen. Hierauf bestreicht man ihn ganz mit einem Pinsel, je nachdem man den Grund schwarz od. roth haben will, mit einer Auflösung von Kienruß od. Röthel od. Zinnober in Gummiwasser. Auf diesen Grund gravirt man die Zeichnung mit einem Grabstichel od. einer stählernen Nadel so tief, daß die geätzte Oberfläche entfernt u. der reine Stein blosgelegt wird. Ist die Zeichnung fertig, so reibt man den Steinmit etwas Leinöl ein, welches sich aber blos in die gravirten Linien setzt, so daß später auch nur diese die Druckfarbe annehmen; endlich wird der Stein mit Wasser abgewaschen, um die schwarze od. rothe Farbe zu entfernen, u. ist nun zum Abdruck fertig. Jetzt nimmt man meist nach einer Erfindung von B. Donndorf in Frankfurt a. M. statt der Stahlnadel eine Brillantspitze. Sind beim Graviren Fehler untergelaufen, so überdeckt man diese mit einem Deckgrunde aus Gummi u. verdünnter Phosphorsäure mit Kienruß od. Röthel, wodurch sie dann später keine Druckfarbe annehmen können. b) Bei der radirten Manier wird der vorher mit Scheidewasser übergossene u. mit Gummilösung gehörig präparirte (s. unten III.) Stein auf ähnliche Art, wie beim Kupferstich mit einem Ätzgründe (von weißem Wachs, Mastix, Asphalt, Kolophon, Unschlitt) überzogen, in diesen die Schrift od. Zeichnung radirt (s.u. Kupferstechkunde) u. durch Ätzen mit verdünnter Salpetersäure, Salzsäure od. Scheidewasser die Zeichnung vertieft. Man kann auch so ätzen, daß die Schrift od. Zeichnung weiß, das andere aber schwarz erscheint. C) Über den Steindruck, wo das Abzudruckende hoch, nach Art der Wuchdruckerlettern, erscheint, s.u. Hochdruck 1). Um Steindruck in Holzschnitt manier zu geben, überstreicht man die Stellen, wadie Zeichnung den stäuksten Schatten hat, ganz mit Chemischer Tinte u. radirt nun die Lichter mit einer Radirnadel od. mit einem breiteren Instrument in diese Tinte hinein. Die helleren Partien, welche mehr weiß als schwarz sind u. wo die feinsten Striche u. Punkte vorkommen, werden leichter mit der Feder gezeichnet. Auch Zeichnungen nach Tuschmanier erhält man u. ahmt durch sie die getuschten Zeichnungen (Aquatinta) des Kupferstichs nach, indem man einen feinkörnigen u. sein abgeschliffenen Stein mit Wasser netzt, auf den Theil, welchen die Zeichnung einnehmen soll, mit einem breiten Pinsel einen sehr lichten Ton mit durch Wasser stark verdünnter Lithographischer Tinte aufträgt, nach dem Trocknen die Zeichnung aufbringt u. die Schattentöne mit der Tinte aufträgt; die Übergänge der Töne bringt mau durch Wischen mit einem Stückchen Flanell hervor, mit. welchem man mehr od. weniger von der Tinte wieder entfernt; zuletzt hilft man noch mit starker Tinte mit dem Pinsel od. mit Kreide nach. In ähnlicher Weise kann man das Wischen mit Flanell auch bei der Kreidezeichnung anwenden, muß jedoch dazu eine unschlittreiche Kreide verwenden. Ebenso kann man sich mit Vortheil der Tupfballen (Tampons, daher Tamponirmethode) bedienen u. durch sie seine Lagen von Tinte auf den Stein auftragen u. so namentlich Wolkenpartien etc. anlegen, wobei die nicht zu betupfenden Stellen durch einen Gummiwasserüberzug geschützt werden. Beider Schabemanier dagegen wird der, wie bei der Kreidemanier, mit Sand körnig geschliffene Steine mit verdünnter Säure u. mit Gummi präparirt u. dann usik gewöhnlicher Chemischer Tinte, Kreide od. mit Ätzgrund, wie bei der vertieften Manier (s. oben), überstrichen u. diese an Stellen, wo die Zeichnung hell erscheinen soll, mit einem Schaber genommen. Drückt man nur wenig auf, so kommen nur lichte Punkte zum Vorschein, je mehr man aber schabt, desto lichter wird die Stelle. Stellen, wo gar nicht geschabt worden ist, bleiben, da auf ihnen Fett liegt, welches Farbe annimmt, ganz schwarz. Man kann nun auch die erhabene Maniermiit der. vertieften vermischen, z.B. in die Federzeichnung später radiren etc. Auch die erhabenen u. vertieften Weisen lassen sich unter sich gemeinschaftlich anwenden, so z.B. die Federzeichnung mid Kreidezeichnung u. gespritzter Manier verbunden etc. u. so die Zeichnung verbessern. Meist druckt man die Zeichnungen auf weißes Papier ab, da aber die weiße Farbe des Papiers mit der mehr gelblichen des Steins verglichen, den Zeichnes oft über das richtige Verhältniß der Farben täuscht, so daß die Zeichnungen auf dem Steine lieblicher aussehen, als auf dem Papier, so kam man auf die Idee, manche L-u auf gelbliches Papier zu drucken. Da dies aber theuer war u. vermöge seiner chemischen Bestandtheile leicht schmutzte, so färbte man das Papier erst nach dem Druck gelb, od. druckte mit einer zweiten Platte gelb über die eigentliche Zeichnung. Senefelder erfand die Tonplatten, in welche er die lichteren Farbentöne hineingravirte. Er grundirtedeshalb den (wie bei Kreidezeichnungen) gekörnten Stein mit einer Mischung aus Wachs, Seife u. Zinnober, überdruckte dann auf den Überzug dieser Tonplatte die L., für den dieselbe bestimmt war, u. schabte dann mit mehreren Schabeisen an den Stellen, welche licht werden sollen, den Überzug ab, worauf die Platte sorgfältig präparirt wurde. Durch den Aufdruck einer od. mehrer solcher Tonplatten auf die Hauptzeichnung wird eine[434] sehr gute Wirkung hervorgebracht. Auf dieselbe Art erhält man durch Aufdrucken mehrer Platten, wovon die eine die ganz dunkeln, die zweite die dunkeln, die dritte die etwas helleren, die vierte die hellen etc. darstellt, verschiedene Töne.

III. Ist die Steindruckplatte auf die eine od. andere Weise vollendet, so läßt man sie einen Tag ruhen, damit die Tinte od. Kreide gehörig eindringen u. dann wird der Stein zum Abdruck präparirt. Nachdem nämlich der Stein völlig rein mit Wasser abgewaschen u. sonst von allen Fetten u. dgl. sorgfältig gereinigt ist, wird eine verdünnte Säure mit einem Pinsel möglichst gleichmäßig aufgetragen, bei größeren Steinen aber aufgegossen u. mit dem Pinsel ausgebreitet. Es entsteht ein leichtes Aufbrausen, u. die Säure ätzt den Stein. Hierauf wird der Stein mit einer Auflösung von Arabischem Gummi in Wasser überstrichen u. ist nun, wenn dieses vertrocknet ist, präparirt. Auch braucht man eine Mischung aus Säure u. Gummiwasser als Ätzwasser, wodurch die Einwirkung eine gleichmäßigere wird. Die Säure wirkt nämlich auf die Poren des Steines ein u. macht sie für die spätere Aufnahme des Gummis empfänglicher; das Gummi, welches später auf den Stein gebracht wird, füllt die Poren desselben mit seinem Schleim aus u. verhindert, daß sich Druckfarbe später in dieselben einsetzen kann. Die Säuren, welche zu diesem Präpariren taugen, sind Salpetersäure (Scheidewasser), welches fast immer gebraucht wird, Salzsäure, Essig, Weinsteinsäure, Äpfel-, Sauerkleesäure, in einzelnen Fällen Phosphorsäure mit etwas Gallusextractgemischt. Das Mischungsverhältniß der Säuren zu dem Wasser u. des Gummis mit diesem, das Verfahren bei jedem einzelnen Falle ist bei jeder Manier verschieden. Sehr wichtig ist es, daß man sowohl vor dem Präpariren, als vorzüglich nach demselben alles Beschmutzen des Steines, alles Angreifen desselben mit bloßen Händen, alles Verunreinigen desselben durch schmutzige Wischlappen etc. sorgsam vermeidet, denn da jedes auf dem Stein sitzende Fett sich abdruckt, der meiste Schmutz aber als Fett wirkt, so verdirbt jeder Schmutzfleck die Zeichnung. Leichte Schmutzflecke werden mit Wasser abgewaschen, größere u. tiefer eindringende mit Terpentinöl getilgt, im schlimmsten Falle ist die ganze Zeichnung verdorben.

IV. Ist der Stein präparirt, so wird er mit Übergehung einer Druckerwalze eingeschwärzt u. dann der Probedruck davon gemacht, wonach die Correctur erfolgt. Ausradiren, Wegschaben, Wegnehmen eines Theiles der Zeichnung mittelst Terpentinöls sind bei dem chemischen Druck Mittel, die Fehler zu verbessern u. die vorige weiße Fläche herzustellen, worauf auf dieselbe von Neuem gezeichnet u. die Stelle wieder präparirt wird. Schwieriger ist die Correctur bei vertiefter Manier, wo Ausschaben das einzige Mittel ist. Die Correcturweisen sind übrigens bei jeder Manier verschieden.

V. Das Papier zur L. muß dick, von seinem Korn, gleichförmig sein u. keine zu bedeutenden Erhöhungen od. Sandkörner haben. Meist ist es ungeleimt. Chemisch mit Chlor gebleichtes Papier ist meist untauglich, indem es durch Auflösen des Gummigrundes den Druck verwischt. Nur das chemische Papier aus manchen Fabriken verstehen einige Steindruckereien in neueren Zeiten durch starkes Feuchten, Behandeln mit Kalk etc. brauchbar zu machen. Zu Arbeiten für Kanzleien, zu Briefen, Rechnungen u. dgl. braucht man geleimtes Papier u. feuchtet dasselbe vor dem Drucken, wie anderes Papier, etwas an. Die Druckfarbe zur L. ist gewöhnlich gut geriebene Kupferdruckfarbe, doch nimmt man statt des Kienrußes Lampenruß, auch setzt man wohl seinen Indigo, u. wenn der Druck sehr gut werden soll, dicken Firniß u. bei der Aquatintamanier Frankfurterschwarz dazu. Starke Farbe ist die beste u. gewöhnlichste, doch ist auch mittelstarke u. schwache Farbe in manchen Fällen anwendbar. Die Farbwalzen sind von Holz, 4 bis 5 Zoll dick, vier- bis fünffach mit Flanell umwickelt u. mit Leder so überzogen, daß die Fleischseite nach außen liegt; sie werden auf dem Farbsteine eingeschwärzt, welcher auf dem Farbtische neben der Presse steht.

VI. Der Druck geschieht auf der Steindruckpresse. Diese Maschine hat mit der Buchdruckerpresse nichts gemein, als das hölzerne Gestelle mit vier Füßen, auf welchem der Stein ruht, u. den mit Leder überzogenen Deckel, in welchen das zu bedruckende Papier auf eine unterlage von Maculatur u. einem Stück Taffet eingelegt wird u. welcher mittelst eiserner, an der Seite angebrachter Charniere über den Stein übergeklappt, so wie endlich das Rähmchen, welches an den Deckel mittelst Charniere befestigt ist u. wieder über das Papier geklappt wird u. dieses mittelst eines eisernen Wirbels (Schnalle) festhält. Auf der äußeren Seite des Deckels werden mehrere Leisten in den Rahmen desselben eingelegt, durch welche die Bahn des Reibers nach Maßgabe des Formats beschränkt wird. Die frühesten u. noch die gewöhnlichsten Pressen sind: a) die Stangen-, Galgenpresse. Über dem zugeklappten Deckel geht nämlich in seiner ganzen Breite eine etwa handhohe u. 1–11/2 Zoll dicke Leiste von hartem Holz (Reiber) weg, welche unten, wo sie den Deckel berührt u. den Druck bewirkt, nur eine Linie breit ist. Dieser Reiber ist gewöhnlich an einer 6–10 Fuß langen hölzernen Stange befestigt, welche wieder in einem Gelenk an der Decke befestigt ist. Diese Decke ruht entweder auf zwei, an beiden Enden der Presse stehenden breternen Wänden od. auf einer andern ähnlichen Vorrichtung u. besteht aus einem, 6 Fuß langen, 8 Zoll breiten u. 2 Zoll dicken Bret von Tannenholz (Feder), welches, je nachdem der Reiber mehr od. weniger Druck ausübt, sich auf- od abwärts bewegt. Der Druck geschieht dann, indem dieser Reiber so gestellt wird, daß er, über die mit Fett bestrichene lederne Oberfläche des Deckels geschoben, mehr od. minder fest auf dieselbe aufdrückt b) Die Rollen- (Walzen- od. Stern-) Presse (welchen letzteren Namen sie von den aus vier od. sechs, in Form eines Sechsecks, gleich Speichen eines Rades, hervorstehenden Hebelarmen hat); diese ist eigentlich die umgekehrte Stangenpresse. Der Reiber u. die Walze stehen nämlich hier fest u. der Stein wird zwischen beiden vermittelst des Umdrehens des Sterns durchgezogen. Indessen sind diese Pressen so verschieden eingerichtet, daß faß jeder Steindruckereibesitzer eine andere Modification traf. Man hat jetzt Steindruckpressen von Eisen, welche sehr scharf u. gut drucken; andere, die den Vortheil des Rollendrucks u. Reibers zu vereinigen suchen, indem bei ihnen der Reiber nicht durch eine Stange aufgedrückt, sondern mit einer Kurbel über den Stein u. den Deckel auf ihm weggezogen wird.

VII. Der Druck wird meist durch zwei Leute ausgeführt; ist jedoch weit schwieriger u. geht[435] weit langsamer, als der Bücherdruck, indem zwei Leute nur 6–800 u. höchstens 1000 Abzüge des Tages zu liefern vermögen. Die Stärke des Druckes, mit welchem der Stein durch die Presse gehen must, wechselt nach der Größe des Steines, der Art der Zeichnung, der Beschaffenheit der Schwärze. Die Druckfarbe wird beim erhabenen Druck mittelst Walzen, wie beim Bücherdruck, aufgetragen. Die Hauptsache beim chemischen Druck ist, daß die Steindruckplatte stets feucht erhalten wird, u. der Drucker geht daher stets nach dem Abzug mit einem feuchten Lappen od. Schwamm über die Platte weg. Der Stein darf, wenn der Druck beginnt, nicht zu trocken sein, indem sonst das Wasser gleich verdunstet. Um reine Abdrücke zu erzielen, legt man das Papier nicht eher auf den Stein, als bis der Druck beginnt. Deshalb sind Deckel (s.d.), wie bei der Buchdruckerpressenöthig, wo der Bogen einige Bogen Maculatur u. dgl. zur Unterlage bekommt. Bei den vertieften Zeichnungen od. dergl. Schrift wird die Farbe nicht mit Walzen, sondern mit zwei od. drei Wischlappen eingerieben. Mit dem ersten wird der Stein naß u. zugleich wieder trocken gemacht, mit dem zweiten die Farbe auf den Stein gebracht u. mit dem dritten so weit wieder abgewischt, daß nichts anden etwa präparirten Stellen des Steines sitzen bleibt. Zuweilen kann man sich auch der Walzen bedienen. Man kann bei der vertieften Manier das Papier gleich auf den Stein legen u. braucht es nicht erst in den Deckel zu bringen. Soll das Druckenunterbrochen u. der Stein unterdessen aufbewahrt werden, so wird die Zeichnung nach dem letzten Abzuge mit der sogenannten Conservationsfarbe (gleiche Theile Wachs u. Unschlitt zusammengeschmolzen, nach dem Abkühlen mit Leinölfirniß zusammengerührt u. mit Kienruß versetzt) überzogen, mit einer Gummilösung überstrichen u. nach deren Eintrocknen an einem mäßig feuchten Orte aufbewahrt; so trocknet die Zeichnung nicht zu stark u. gibt später bei Weiterdrucken wieder einen reinen Abdruck. Die fertigen Abdrücke werden auf Schnüren gehängt u. getrocknet, dann nach Befinden mit Zwischenlagen von Druckpapier aufeinander gelegt u. einige Tage in einer Schraubenpresse gepreßt od. auch satinirt, indem man sie auf einen polirten, ein wenig befeuchteten Stein legt, mit Maculatur bedeckt u. unter starkem Drucke durch die Druckpresse gehen läßt. Auch mit bunten Farben kann man Steindrücke liefern. Roth wird mit Zinnober, rothem Lack, Cochenille, seinem Krapplack od. mit Venetianischem Terpentin vermischten Karmin, blau mit Berlinerblau, Mineralblau, Indigo od. einem Lack aus Blauholz u. Grünspan, grün nur unvollkommen u. nicht dauerhaft od. dunkelgrün mit Schweinfurtergrün od. Mischungen von Gelb u. Blau, gelb mit Ocher, Terra de Siena, Neapelgelb, Mineralgelb u. Cromgelb gedruckt. Man druckt bunt entweder mit Einer Platte, indem man Patronen ausschneidet u. jede Farbe auf die Stelle, wo sie hinkommen soll, in einer besonderen Patrone aufträgt, od. indem man mit mehren Platten die Farben auf einander druckt. Auch zu Kattundruck ist die L. brauchbar, u. eben so werden die Dessins zu mehren Zeugen mit Steindruck ausgeführt. Vgl. Ballerstedt. Der lithographische Buntdruck, Quedlinb. 1830; Senefelder, Lehrbuch der Steindruckerei, Münch. 1821, 2. A.; K. Senefelder, Lehrbuch der L., Regensb. 1834, 2. Aufl.; Bautz, Die L., Augsb. 1838, 2. Aufl.; Bregeant, Vollständiges Handbuch für Lithographen, Ulm 1829, 2. Aufl., aus dem Französischen; Dunst, Recepte für Lithographen, Bonn 1835; Derselbe, Lehrbuch der L., ebd. 1836; Engelmann, Gesammtgebiet der L., Lpz. 1843, 2. Ausg.; A. Henze, Journal für Kupfer- u. Stahlstechkunst, Lithographie etc., Weim. 1844–1849, 2 Bde.; Hove, Autographie, Hamb. 1828; Leo Bergmann, Das Ganze des Steindrucks, nebst einem Anhange von der Zinkographie, Weim. 1843.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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