- Aussatz [2]
Aussatz (Maalzei [Malezei, Malatsch] od. Feldsucht, gr. Lepra, Med.), 1) Seuche, die seit den ältesten Zeiten bis zum Erscheinen der Lustseuche im Mittelalter große Verheerungen anrichtete; eine Kachexie mit eigenthümlichen Krankheitszuständen der Haut. Arten sind: a) der weiße od. mosaische A., im Alterthum in Ägypten, Palästina u. Arabien sehr verbreitet, jetzt die seltenste Art; beginnt mit schneeweißen, runden, unempfindlichen Flecken, die sich bald über die ganze Haut ausbreiten; b) der schuppige, rauhige od. griechische A., ausgezeichnet durch dicke, trockene, kreisförmige, schwarze Borken, die in zerstörende Geschwüre ausarten, kommt später in Griechenland vor; c) der knollige od. arabische A.; Kennzeichen: unempfindliche Knollen in der Haut, von der Größe der Wallnüsse bis zu der eines Hühnereies, Melancholie, Wahnsinn, krebsartige Geschwüre, die sich aus den schwärenden Knollen bilden, die Knochen u. ganze Gliedmaßen zerstören. Eine wenig gefährliche Form desselben, unter welcher er sich jetzt fast nur allein darstellt, ist die Elephantiasis (Elephantenfuß, Knollbein), eine harte, glänzende Anschwellung, in der Regel des Fußes, bisweilen auch anderer Theile; im Mittelalter auch im Occident häufig. Ursachen des A-es im Allgemeinen sind: ein eigener, nur vom schuppigen u. knolligen A. nachgewiesener, fixer u. sich langsam mittheilender Ansteckungsstoff, mit einem Bocksgeruch, feuchte heiße Luft, fette gesalzene Speisen, Unmäßigkeit im Genusse der sinnlichen Liebe, niederschlagende Gemüthsaffecten, andere Kachexien etc. Mit ihm verwandt u. vielleicht zum Theil Abkömmlinge von demselben sind: die Lustseuche, die Radesyge, das Pellagra, die Rothe Krankheit von Cayenne, die Krimische Krankheit, die Kakerlakenkrankheit, die Flechte von Aleppo, der Scherlievo, die Likträä, die Sibbens (s.d. a.) etc. Die eigentliche Heimath des A-es ist der Orient, wo er sich auch weitgefährlicher zeigt als im Occident; bes. bekannt ist er durch die Bestimmung des Mosaischen Gesetzes; die Priester hatten die Inspection über die Aussätzigen od. des A-es nur Verdächtigen. Sie erklärten Erstere für unrein, schlossen sie vom nähern Umgang reiner Personen aus, u. ließen sie zur Kenntlichmachung ein besonderes Kleid tragen. Die vom A. Genesenen mußten sich den Priestern zeigen u. sich unter deren Leitung gewissen Reinigungsfeierlichkeiten unterwerfen; der 1. Act bestand in Besprengungen u. Waschungen. Nach 7 Tagen, nachdem alle Haare abgeschoren, Körper u. Kleider gewaschen waren, folgte der 2. Act, die Darbringung eines Schuld- u. Sündopfers, worauf sie rein gesprochen wurden u. sich wieder unter andere Menschen mischen durften. Auch im Occident wurden die Aussätzigen (Maalzige, Feldsieche, Sondersieche) in besonders dazu eingerichteten, außerhalb der Stadtgelegenen Hospitälern verpflegt. Kleider-A. ist im A. T. so v.w. Stockflecken u. Schimmelbildung auf Kleidern;[55] A. der Häuser, das Bedecktwerden der Wände mit Salpeter, Hausschwamm etc. Fuchs, De lepra Arabum, Würzb. 1831; Burckhardt, über die Lepra, Erl. 1832; Böck, De Spedalske sigdom, Christ. 1842; Hensler, vom abendländischen A. im Mittelalter, Hamb. 1790; 2) vorzüglich eine in südlichen u. tropischen Gegenden, zumal an Meeresküsten herrschende Hautkrankheit, welche in pestbeulenartigen Knoten u. Geschwüren besteht u. durch tiefe Narben entstellt, verstümmelt od. durch Brandigwerden der Glieder tödtet; 3) Pferdekrankheit, besteht in einem über den ganzen Leib verbreiteten, krätzartigen Ausschlag, meist unheilbar u. ansteckend; 4) A. der Schweine, so v.w. Finnen; 5) (Gartenb.), Baumkrankheit, durch zu häufiges Moos, ungehöriges Versetzen von Bäumen, Sonnenstich etc. erzeugt; er kann durch vorsichtiges Abschaben, Abbürsten der schadhaften Rinde, sowie durch Abwaschen mit Seifenwasser geheilt werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.