- Bielefeld [1]
Bielefeld, 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Minden, 51/2 QM., 48,000 Ew.; Hauptbetrieb: Flachsbau, Spinnerei, Leineweberei, Seidenfabrikation u. Bleichen, Steinkohlen, Schwefelkies, Mineralquellen. 2) Hauptstadt daselbst (ehedem auch der Grafschaft Ravensberg) von der Lutter in Alt- u. Neustadt getheilt, am Fuße des Sparrenberges, auf dessen Gipfel eine Burgruine, welche neu ausgebaut u. mit einem runden Thurm versehen als Gefängniß dient, in anmuthiger Gegend mit, in Spaziergänge umgewandelten Wällen u. Gräben, an der Köln-Mindener Eisenbahn, hat 4 Kirchen u. 1 Synagoge, Rathhaus, Gymnasium, Gewerb-, vereinigte Bürger-, Töchter-, Kleinkinderschule, schöne Landhäuser, Kreisgericht, Freimaurerloge: Arminius zur deutschen Treue, Gewerbverein, Landwirthschaftlichen Verein, Handelskammer, Krankenhaus, starken Leinwand- u. Seidenhandel. Berühmt sind die großen Bleichen vor den Thoren der Stadt, wo sich auch große Garnspinnereien befinden. Außerdem fertigt man Leder, Eisen- u. Stahlwaaren u.a.; 10,800 Ew. In der Nähe der der Schützengesellschaft gehörige Johannisberg, mit schöner Aussicht u. parkähnlichen Anlagen. Das Bielefelder Garn, ein seines, leinenes, ehedem viel ins Ausland verführtes Garn von Handgespinnst ist von dem Maschinengarn fast ganz verdrängt. Die treffliche Bielefelder Leinwand geht stark über See. – B. gehörte früher zur Grafschaft Ravensberg u. war Hansestadt; es kam 1609 an Brandenburg. 1623 wurde die Sparrenburg von den Pfälzern erobert, doch 1628 von den Brandenburgern mit Hülfe der Holländer wieder gewonnen; 1637 eroberten es die Hessen, 1639 die Kaiserlichen, bald darauf wurde es für neutral erklärt; 1679 besetzten die Franzosen B., doch blieb es bis 1806 Preußen unterthan, wo es westfälisch wurde, 1813 aber wieder unter preußische Botmäßigkeit kam.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.