Bremse [1]

Bremse [1]

Bremse, 1) Dassel- od. Biesfliegen (Oestrus L.), Gattung der eigentlichen od. Lippenfliegen. Ihre Mundtheile bestehen aus 3 Theilen, statt der Taster u. des Rüssels sind nur Warzen, Fühlhörner sehr kurz, jedes in einer Grube u.[275] mit einer Borste; Flügel ausgebreitet; mit Querader der Spitze; Schwinger mit Doppelschuppchen, Hinterleib haarig, daher wie Hummeln; sie legen ihre Eier verschiedenen Thieren unter die Haut, in die Nase, an die Lippen, an die Schenkel u. verurlachen hierdurch oft Geschwüre (Dasselbeulen) u.a. Beschwerden. Die Larven (Engerlinge) haben kegelförmige Gestalt, keine Füße, 2 kurze Fühler, 2 Atbemlöcher hinten u. Höcker od. Dorcen auf den Ringen; fallen zur Verpuppung auf die Erde, kriechen in hier gegrabene Löcher u. kommen im Juni u. Juli vollkommen hervor. Arten: a) Afterkriecher (After-B., Oe. haemorrhoidalis) sehr haarig, Bruststück schwarz, Schildchen blaßgelb, Hinterleib schwarz, blaßgelb u. roth, Flügel ungefleckt; das Weibchen legt seine Eier an die Lippen u. Nase (nicht an den After) der Pferde, von wo aus die Larven in den Magen u. Mastdarm des Pferdes gelangen. b) Pferde-B. (Oe. equi L., Gastrus equi Meig.), Hinterleib rostroth, auf den Flügeln 2 schwarze Punkte u. 1 Streif, legt ihre Eier an die Schenkel u. Schultern der Pferde; durchs Ablecken kommen sie in den Pferdemagen, wo sie als Larven oft zu Hunderten leben. c) Rennthier-B.: aa) Oe tarandi, am Bruststück blaßgelb, schwarz eingefaßt, Hinterleib mit schwarzem Ende, Schenkel behaart, Flügel weiß, durchsichtig; verfolgt das Rennthier, bis es ermüdet still steht, legt dann das Ei aufs Haar; die Larve wird von der Größe einer Eichel u. verursacht eine Krankheit, wodurch oft 1/3 der Heerde verloren geht. Der Heerdenbesitzer muß dieser Thiere wegen mit seinem Vieh zur Sommerszeit auf die Gebirge ziehen. Die Rennthiere gehen zur Vermeidung dieser Plage gern gegen den Wind; bb) Oe. trompe, legt die Eier in die Stirnhöhlen der Rennthiere. d) Schaf-B. (Oe. ovis L.), Hinterleib schwarz, schillernd gefleckt, auf weißem Grunde, Flügel etwas punktirt; legt die Eier in die Nasenlöcher, vorzüglich der Schafe, u. die Larven ziehen sich in die Stirnhöhle hinauf u. verursachen dort ähnliche Zufälle, wie bei der Drehkrankheit; findet sich auch bei Ziegen, Rehen, Hirschen. e) Ochsen-B. (Oe. bovis), 7 Linien lang, haarig, gelb auf der Brust u. schwarzbindig, Hinterleib hinten weiß, legt die Eier unter die Haut des Rindviehs u. der Hirsche, worauf Höcker entstehen, von deren Eier sich die Maden nähren; sie können das Vieh abzehren. Vergl. Ochsenhacker. f) Nasen-B. (Oe. nasalis), deren Larven in der Nase u. im Schlunde von Pferden, Eseln, Hirschen u. Ziegen leben. g) Menschen-B.(Oe. hominis), deren Larven, nach Humboldts Aussage, in SAmerika unter der Haut des Menschen leben. 2) (Breme, Viehbremse, Tabanus L.), Gattung der Bremsen, Fühlhörner kaum, länger als Kopf, 3. Glied fünfringelig, an der Wurzel ausgeschnitten u. mit einer Borste; beschwerlich für die Hornthiere u. Pferde. Man zählt mehr als 40 einheimische u. gegen 60 ausländische Arten. Arten: a) Ochsen-B. (Rinds-B., T. bovinus L.), ist 1 Zoll lang, oben braun, unten grau, Augen grün, Beine gelb; Hinterleib hat blaßgelbe Querlinien u. dreieckige Seitenflecke, Flügel braunröthlich geadert, durchsichtig; die Weibchen werden durch ihre Stiche dem Rindvieh sehr beschwerlich; Larve lebt in der Erde, die nackte Puppe hat auf der Stirn 2 Höcker. b) Marokkanische B. (T. turinus s. maroccanus), schwarz, goldfleckig, Plage der Kameele. c) Abyssinische B., schreckt das Weidevieh schon durch ihr Gesumme, mehr noch durch den Stich, daß es wüthend umher läuft u. wohl todt niederfällt. d) Rennthier-B. (T. tarandinus F.), schwarz, mit goldgelben Binden, Fühlern u. Beine rothgelb; ist in Lappland die Plage der Rennthiere. e) Tropische B. (T. tropicus L.), Hinterleib schwärzlich, die 4 ersten Ringe an den Seiten breit rostroth, beim Weibchen weißlich schillernd, Fühler rostgelb mit schwarzer Spitze; Länge 7 Linien; in Deutschlands Wäldern häufig. 3) Blind-B. (Chrysops), Fühler dreigliederig, die 2 ersten Glieder gleich lang. Endglied walzenrund, am längsten, an der Spitze fünfringelig; 3 Punktaugen, die Netzaugen prächtig goldgrün, im Tode aber ihre schöne Farbe verlierend; Flügel vorn u. an der Wurzel braun, leben im Sommer in Wäldern u. auf Wiesen, die Männchen auf Blumen u. im Grase; die Weibchen belästigen Menschen u. Vieh durch ihre Stiche, fliegen wie blind zu u. lassen sich schwer verscheuchen: Gemeine Blindbremse (Chr. coecutiens), schwarz, Hinterleib am Grunde mit rothgelbem Seitenfleck (Männchen) od. mit gelbem Grunde u. 2 schiefen schwarzen Linien; Länge 4 Linien. 4) Regen-B. (Haematopŏta). Fühler dreigliederig, das 2. Glied das kleinste, das letzte am längsten, pfriemenförmig, dreiringelig; Punktaugen fehlen; Flügel braun marmorirt; man trifft die Fliegen im Sommer, die Männchen gewöhnlich im Grase an; die Weibchen verfolgen Menschen u. Vieh, bes. bei schwüler Gewitterluft, u. stechen sehr empfindlich: Gemeine Regenbremse (H. pluvialis), schwärzlich, Rückenschild mit weißen Linien, Hinterleib mit weißlichen Einschnitten u. 2 Reihen grauer Flecken; Flügel grau, weiß punktirt; Länge 4 Linien; sehr häufig.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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