- Bremse [2]
Bremse (Brems), Vorrichtung, welche dazu dient, die Bewegung eines Gegenstandes plötzlich durch Reibung zu hemmen. 1) An einem Fuhrwerk ist es ein statt des Hemmschuhs (s.d.) angebrachter Baum (Bremsbaum) od. eine Stange (Bremsstange), an deren Enden je ein nach der Größe der Radperipherie halbmondförmige Holzklötze (Bremsbacken) sitzen. Der Bremsbaum od. die Bremsbacken werden mittelst einer Schraube gegen die drehenden Räder gepreßt, so daß die Reibung stark genug werden kann, um den Stillstand der Räder zu bewirken. Mittelst einer Hebelvorrichtung kann die Schraube auch auf dem Kutschbock od. innerhalb des Wagens angezogen werden. Dies ist namentlich an Eisenbahnwagen der Fall, wo von dem Bremsbock aus eine eiserne Stange vertical herabgeht. Die am unteren Ende angebrachte Schraube ist in der Schraubenmutter des einen Armes eines knieförmig gebogenen Hebels drehbar, welcher am Knie um einen Zapfen zu bewegen ist. Der andere Arm des Hebels ist mit einer unter der Wagenreihe hinlaufenden Eisenstange verzapft, diese wieder mit Querstangen versehen, an deren Enden Bremsbacken befestigt sind. Durch Anziehen der Schraube wird der eine Hebelarm gehoben, der andere folgt der Bewegung u. bewirkt so das Pressen der Bremsbacken gegen die Räder. Um jedes Rad von beiden Seiten bremsen zu können, sind immer 2 Bremsbacken von zwei aufeinander folgenden Rädern durch Zugstangen verbunden. 2) Bei Windmühlen ist die B. ein hölzerner Kreisbogen, der fast das ganze Kammrad an der Welle der Windmühlenflügel umfaßt[276] u. indem er an dasselbe gedrückt wird, es hemmt. 3) In Bergwerken ist die B. ein starker Pfahl, welcher neben einem Schacht eingerammelt ist u. um welchen das Seil geschlungen wird, an welchem Holz od. andere schwere Sachen in den Schacht hinabgelassen werden; hierdurch kann man das schnelle Sinken dieser Lasten bemmen. Das Bremswerk aber ist eine Vorrichtung, bes. an Wassergöpeln, durch welche derselbe schnell aufgehalten werden kann, wenn der Kübel od. Sack mit dem Erze aus dem Schachte heraus ist, od. ein anderer Vorfall, z.B. das Reißen des Seiles, das schnelle Anhalten des Göpels nöthig macht. Zu dem Bremswerk gehört das Bremsrad, aus einem einfachen Kranz u. einem Kreuze, Bremskreuz, bestehend, u. an der Welle des Wasserrades hier ein Kehrrad, aber außerhalb der Radstube befindlich; daher diese Welle Bremswelle. Auf einer Grundschwelle unter dem Bremsrade stehen 3 Säulen, Bremssäulen (Bremsdocken); in der hinteren Säule sind 2 horizontale Bäume, Bremsbäume (Bremszungen), um einen eisernen Bolzen beweglich angebracht, von welchen der eine sich über dem Bremsrade befindet u. durch Ausschnitte der 2 vorderen Bremssäulen hindurch geht, der andere unter dem Bremsrade liegt, nur durch die dem Rade zunächste Bremssäule geht u. auch Bremsschwelle heißt. Um nun die Bremsbäume gegen das Bremsrad zu drücken u. so den Lauf desselben augenblicklich hemmen zu können, ist an dem oberen Bremsbäume eine eiserne Ziehstange, Bremsstange (Sperrstange), angebracht, welche unten an einen eisernen Hebel, Bremsschwengel, befestigt ist. Der Hebel ist in der Schere eines in die Erde gegrabenen Klotzes um einen Bolzen u. kann vorn am Griff in einem mit eisernen Zapfen versehenen Balken eingehängt werden. Da durch diesen Hebel zunächst nur der obere Bremsbaum auf das Bremsrad gedrückt wird, so sind die beiden Bremsbäume mittelst einer Kette, Bremsschurz, verbunden, welche über eine Scheibe, Bremsscheibe, geleitet ist; diese Scheibe befindet sich über dem oberen Bremsbaum zwischen den beiden vorderen Bremssäulen, daher wird der untere Bremsbaum in die Höhe gezogen, wenn der obere niedergedrückt wird. Um den Bremsbäumen mehr Friction u. also einen stärkeren Druck gegen das Bremsrad zu geben, sind Zirkelstücke von Holz, Bremskranz, Bremskrümmlinge, Bremsschuhe, Bremsstücken, daran befestigt. Diese ganze Vorrichtung befindet sich meist neben der Radstube in einem besonderen Verschlage, der Bremsstube. Das Bremswerk wird auch häufig mit Weglassung des Bremsrades geradezu an dem Kehrrade angebracht, u. es hat dies den Vortheil, daß das Kehrrad weniger Erschütterung erleidet. Der mittlere Kranz des Kehrrades muß dann ein paar Zoll vorspringen, die Bremsbäume stehen senkrecht u. auch die übrigen Theile bekommen einige Veränderung; die Bremsstube ist über der Radstube. Auch bei Pferdegöpeln bedient man sich der Bremsbacken, welche mittelst der Bremsstange mit dem Bremsschuh gegen die äußere Fläche des Korbes gedrückt werden. Mittelst der B. ist es möglich, die Leistungsfähigkeit einer Maschine zu prüfen. Die dazu angewandte Vorrichtung (Bremsdynamometer) weist das Gewicht nach, welchem der Druck gleichkommt, unter welchem die Maschine gebremst, d.h. zum völligen Stillstand gebracht, wird. 4) Instrument, mit dem man. den Pferden die Nase. Oberlippe od. auch die Ohren einklemmt, um durch Drücken der sich dort verbreitenden Nerven Unempfindlichkeit u. dadurch Stillstehen des Pferdes bei einer Operation zu bewirken. Die eiserne B. gleicht einer Feuerzunge, deren Arme oben mit einem Charnier verbunden sind; die hölzerne besteht aus 2 oben u. unten durch einen Riemen verbundene Stücken Holz. 5) Compressorium zur Zurückhaltung des Harns bei Unvermögen den Harn zu halten, auf der Harnröhre anzuwenden. 6) Haarseil, mit welchem die gefertigten Seile u. Taue geglättet werden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.