Canitz

Canitz

Canitz, alte, aus Meißen u. der Lausitz stammende, seit dem Ende des 14. Jahrh. durch den Deutschen Orden nach Preußen gekommene Familie; Hans von C. wurde dort 1491 mit Mednicken bei Königsberg beliehen, welches noch das Majorat der Familie bildet; aus derselben stammte: 1) Friedrich Rudolf Ludwig, Freiherr von C., geb. 27. März 1654 in Berlin, studirte die Rechte, wurde 1677 Kammerjunker in Berlin u. dann zu mehreren auswärtigen Sendungen als Legationsrath gebraucht; 1688 wurde er Geheimer Staatsrath, 1698 in den Reichsfreiherrenstand erhoben u. Gesandter im Haag; er st. 11. Aug. 1699 in Berlin. Er war seit 1681 vermählt mit Dorothee von Arnim, deren Tod (1695) er durch die Ode auf den Tod seiner Doris beklagte. Er schr. Satyren u.a. Gedichte nach französischem Muster, Poetische Erholungen, Berl. 1700 u.ö., von König, 10. A., ebd. 1727, 14. A. 1765, Prachtausg. Bern 1770. Mit seinem einzigen Sohne, welcher 1699 starb, erlosch diese reichsfreiherrliche Linie. Jetzt zerfällt die Familie in eine reichsfreiherrliche u. gräfliche: A) Linie der Freiherren von Canitz u. Dallwitz, in Preußen begütert, Evangelischer Confession u. seit 1664 in den Freiherrenstand erhoben; der jetzige Chef ist: 2) Rudolf Friedrich, Freiherr von C. u. Dallwitz, Sohn des 1836 verstorbenen Freiherrn Friedrich, geb. 1809, trat, nachdem er die Gymnasien in Hannover u. Kassel besucht hatte, in das Cadettenhaus zu Berlin ein u. wurde Offizier bei der Infanterie; 1829 setzte er seine Studien auf der Königlichen Kriegsschule fort u. betheiligte sich 1835–41 bei den Arbeiten des Topographischen Bureaus des Generalstabes, sowie bei dem Entwurf einer Generalstabskarte; 1842 erhielt er seinen Abschied u. zog sich auf sein Gut in Schlesien zurück; 1849 wurde er als Mitglied in die zweite preußische Kammer erwählt, wo er sich der constitutionellen Linken anschloß. Er ist seit 1833 vermählt mit Pauline v. Below. 3) Karl Freiherr von C. u. Dallwitz, Oheim des Vorigen, Sohn des 1805 verstorbenen Freiherrn Wilhelm, geb. 1787, studirte in Marburg die Rechte, trat später in kurhessische, 1806 in preußische Dienste u. machte den Feldzug 1807 als Lieutenant der Towarczys u. 1812–15 im Generalstabe Yorks mit u. rückte bis zum Major hinauf. 1821 wurde er Adjutant des Prinzen Wilhelm, Bruders des Königs, u. gleichzeitig Lehrer der Kriegsgeschichte an der Kriegsschule in Berlin u. ging 1828 in diplomatischen Aufträgen nach Constantinopel, von wo er 1829 zurückkehrte. 1830 wurde er Oberst u. Chef des Generalstabes des Gardecorps u. bald darauf Commandeur des 1. Leibhusarenregiments. 1831 während des Polnischen Krieges befand er sich als preußischer Commissarius im russischen Hauptquartiere. 1833 wurde er Gesandter an dem kurhessischen u. an dem hannöverischen Hofe u. zum Generalmajor ernannt u. war seit Aug. 1841 Gesandter in Wien u. vom 11 Aug. 1845 bis 18. März 1848 preußischer Minister des Auswärtigen; er leitete bis Ende Septbr. die Geschäfte des deutschen Verwaltungsrathes, ging im Mai 1849 in außerordentlicher Mission zur Unterhandlung wegen des von Preußen projectirten Bundesstaates nach Wien u. starb 25. April 1850 als Generallieutenant, Generaladjutant des Königs u. Commandeur der 5. Division in Berlin. Er war seit 1825 Wittwer von Auguste geb. v. Schmerfeld. Er schr.: Nachrichten u. Betrachtungen über die Thaten u. Schicksale der Reiterei in der neueren Zeit, Berl. 1823 f., 2 Bde.; Betrachtungen eines Laien über das Leben Jesu von Strauß, Gött. 1837. Von seinen Söhnen ist: 4) Freiherr Adolf, geb. 1810, preußischer Major u. Kammerherr der Königin von Preußen; 5) Freiherr Karl Bruder des Vorigen, geb. 1812, ist Legationsrath u. seit 1854 preußischer außerordentlicher Gesandter u. bevollmächtigter Minister in Neapel; 6) Freiherr Julius, Bruder des Vorigen,[634] geb. 1816, ist Legationsrath u. seit Januar 1857 Ministerresident in Lissabon. B) Linie der Grafen von Kanitz (wie sie sich schreiben), im Besitz des Majorats in Ostpreußen, Lutherischer Confession u. seit 1798 in den Grafenstand erhoben; jetziger Chef: 7) Graf Emil, Sohn des 1850 verstorbenen Grafen Alexander, geb. 21. Aug. 1807, ist Landschaftsdirector des Königsberger Departements u. seit 1838 vermählt mit Charlotte geb. v. Sydow-Stolzenfelde; sein ältester Sohn Hans ist geb. 1841. 8) Graf August, Sohn des 1825 verstorbenen Grafen Karl Wilhelm Alexander, geb. 1783, war preußischer Generallieutenant u. vormals Kriegsminister u. st. 22. Mai 1852.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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