Circensische Spiele

Circensische Spiele

Circensische Spiele, diejenige Art der öffentlichen Spiele in Rom, welche an der Stelle der von Romulus eingeführten Consualia, nach der Erbauung des Campus Martius auf diesem gehalten wurden; ursprünglich nur Wettrennen, später auch Lustkämpfe zu Fuß u. Pferde, Ludus Trojae (s.d.), Kämpfe zwischen u. mit wilden Thieren, unter den Kaisern bisweilen auch Naumachien. Diese Belustigungen wurden in der späteren Zeit[153] der Republik immer prächtiger, weil die Ädilen (s.d.), welche die Aufführung zu besorgen hatten, sich einander überboten, um durch den Glanz u. die Pracht der von ihnen angeordneten Spiele die Volksgunst zu gewinnen. Die Kaiser verschwendeten nachmals zu gleichem Zwecke ungeheure Summen; die auf den 4.–14. Sept. fallenden Ludi romani (Megalenses) waren die prächtigsten. Unter den Kaisern war das römische Volk so dafür eingenommen, daß das Sprüchwort dessen nöthigste Bedürfnisse durch Panis et Circenses (Brod u. C. Sp.) bezeichnet; die Vornehmen u. Gebildeten besuchten diese Spiele nicht. Das Programm der C. Sp. war im Allgemeinen folgendes: zuerst ein glänzender Aufzug vom Capitolium über das Forum u. das Velabrum in den Circus Maximus, in folgender Ordnung: das Bild der Fortuna alata (in der Rechten einen Palmzweig, in der Linken eine Krone); der jedesmal in Rom Vornehmste; die Bilder Jupiters, der Juno, Minerva, Neptuns, der Ceres, Apollos, Dianas, nach Cäsars Tode auch dessen Bildniß auf prächtigen, von verschiedenen 4füßigen Thieren gezogenen Wagen; Circuspferde geleitet von Patrimi u. Matrimi (s. b.); 15–16 Jahr alte Patriciersöhne, bewaffnet, theils zu Fuß, theils zu Pferde; die Magistrate, nach dem Range abgetheilt; der Senat u. die Ritter; die Zwei- u. Viergespanne nebst den Lenkern; die verschiedenen Arten der Kämpfer; tanzende, von einem Choragen angeführte Chöre von Männern, Jünglingen u. Knaben, in violetten Kleidern, mit messingnen Gürteln; Flöten- u. Zitherspieler, Tubabläser u. Beckenschläger; ein 2. Musikchor. Hieran schloß sich der go ttesdienstliche Zug: Camilli, mit offenen Weihrauchskästchen in der Linken, Opferkrügen in der Rechten; Opferdiener mit Opfergeräthschaften; Haruspices mit ihren Messern, Opfer thiere führend; die verschiedenen Opferpriester nebst Dienern, der Pontifex maximus, dann die übrigen Pontifices, mit umhülltem Haupte, die Opferschale in der Hand, die Flamines mit Stab u. Ölzweig in den Händen, die Auguren mit verhülltem Haupte u. den Lituus tragend, die Quindecimviri mit den Sibyllinischen Büchern, die Vestalinnen mit verhülltem Gesicht, mit Ölzweig u. Opferschale, die übrigen Priesterorden nach ihrem Range; den Zug beschlossen getragene Götterbilder, bisweilen auch erbeutete Schätze. Im Circus durch eine bestimmte Pforte angekommen, bewegte sich der Zug einige Mal um die Spina, auf deren Altären dann geopfert wurde, worauf die Theilnehmer ihre Plätze einnahmen u. die Spiele begannen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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