- Didĕrot
Didĕrot (spr. Didroh), Denis, geb. 5. Oct. 1713 zu Langres in Champagne; empfing den ersten Unterricht in einem Jesuitencollegium u. widmete sich Anfangs den Rechten, später aber der Mathematik, Physik u. Philosophie. Seine philosophischen Schriften erregten bald allgemeine Aufmerksamkeit u. zogen ihm die Feindschaft des Clerus zu. Wegen seiner Lettre sur les aveugles saß er 1 Jahr in Vincennes verhaftet, weniger zur Strafe für die vorgeblich antichristliche Tendenz als aus persönlicher Rache einiger hochstehender Personen, welche von ihm angegriffen worden waren. Sein Dictionnaire universel de médecine (mit Eidous u. Toussaint, Par. 1746, in 6 Bdn. herausgegeben), hatte trotz seiner Unzuverlässigkeit großen Erfolg u. bewog ihn zur Herausgabe des Dictionnaire encyclopédique, in Verbindung mit d'Alembert u. anderen Gelehrten, 1. Ausg., Par. 1751–67, 17 Bde. Fol. u. 2 Bde. Kupfer; Nachdrücke, z.B. Genf 1781, 37 Bde. Seit der Herausgabe desselben trat er an die Spitze des philosophischen Cirkels, welcher damals tonangebend das Gebiet der Literatur beherrschte (Encyclopädisten). Eitel u. empfindlich sah sich D. in viele literarische Streitigkeiten verwickelt u. wurde von seinen Gegnern ebenso ungerechter Weise angefeindet u. verdächtigt, wie von seinen Freunden mit Lob überhäuft. Seine Ansichten verfocht er energisch u. unbeugsam, seine größte Stärke zeigte er in seinen scharfen Urtheilen u. deren geschickter Motivirung. Dieses soll mehr noch[124] in seinen Gesprächen als in seinen Schriften zur Gelrung gekommen sein, weshalb er auch in den höheren Gesellschaftskreisen der französischen Hauptstadt eine angesehene u. einflußreiche Stellung einnahm. Seiner derangirten Vermögensverhältnisse wegen sah er sich zum Verkauf seiner Bibliothek genöthigt, welche für 50,000 Fr. in den Besitz der Kaiserin Katharina gelangte, die ihm aber den Gebrauch davon auf Lebenszeit überließ u. eine Pension von 3000 Fr. bewilligte. Er besuchte sie auf ihre Einladung in Petersburg u. st. 31. Juli 1784 in Paris. Er schr. noch die Lustspiele Le fils naturel (1757) u. Le père de famille (1758; beide deutsch von Lessing, Berl. 1781); die Romane Les bijoux indiscrets; Jacques le fataliste et son maitre (deutsch von Mylius, Berl. 1792); La religieuse (deutsch von Cramer, Riga 1797); Rameau's Neffe (deutsch von Goethe, Lpz. 1815). Außerdem schrieb er: Pensées philos., Haag 1746; Essay sur la peinture (deutsch von Cramer, Riga 1797, 2 Bde.); Lettres sur les aveugles, à l'usage de ceux qui voyent, Par. 1749; Lettres sur les sourds et muets etc., ebd. 1751, 2 Bde.; Hist. de Grèce, 1743, 3 Bde.; De l'éducation publique, ebd. 1752; Eloge de Richardson; sämmtliche Werke, Par. 1798, 15 Bde.; ebd. 1819 in 6 Bdn. u. 1 Supplementbd. Die neueste Ausgabe seiner Werke ist, Par. 1821, 22 Bde., dazu Correspondance lit., philosoph. et crit. de Grimm et D., 1829, 15 Bde., u. Mémoires et corresp. et ouvrages inédits de D., 1830–32, 4 Bde. Über ihn schr. noch seine Tochter, Mad. de Vaudeuil, Mém. pour servir à l'hist. de la vie et des ouvrages de feu D. Seine Vaterstadt hat ihm ein Standbild errichtet.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.