Toussaint [1]

Toussaint [1]

Toussaint (spr. Tussäng, lat. Tossanus), 1) Peter, geb. 1499 zu St. Laurent in Lothringen, studirte in Köln, Basel, Paris u. Rom, wurde dann Domherr in Metz, wendete sich aber der Reformation zu, zu welcher er sich dann, nach seiner Flucht nach Basel, hier öffentlich bekannte. Nach Frankreich zurückgekehrt, um dort die evangelische Lehre zu predigen, wurde er erst in Metz u. dann in Paris festgesetzt, erhielt aber durch Verwendung Margarethens von Alençon die Freiheit wieder u. wurde deren Prediger. Darauf ging er wieder nach Basel u. wurde 1535 von dem Herzog von Württemberg als Superintendent der Grafschaft Mümpelgard berufen, wo er die Reformation einführte u. die Kirchenordnung für dort 1559 herausgab. Da er selbst reformirt, der Herzog aber lutherisch war, so kam er mit demselben oft in Conflict u. wurde 1571 sogar abgesetzt; erst nachdem er die Concordienformel unterschrieben hatte, kehrte er in sein Amt zurück, starb aber bereits 1573. 2) Daniel, Sohn des Vor., geb. 1541 in Mümpelgard, studirte in Basel u. Tübingen u. wurde 1562 Prediger in Orleans; durch einen Volksaufstand 1569 von hier vertrieben, kehrte er dann dahin zurück, floh aber nach den in Folge der Bartholomäusnacht auch in Orleans erfolgten Mordscenen nach Montgrgis, wo ihm die Fürstin Renata eine Zuflucht bot. Er kam darauf nach Heidelberg, wo er Prediger des Kurfürsten Friedrich III. wurde; von hier von dessen lutherischem Nachfolger, Kurfürst Ludwig, vertrieben, wurde er in Neustadt Lehrer an der Schule, unter der Regentschaft des Pfalzgrafen Kasimir für Friedrich IV. Superintendent der pfälzischen Kirche in Heidelberg, 1586 Professor an der Universität daselbst u. st. 1602. Er schr. u.a.: Synopsis de Patribus, Heidelb. 1603; Opera theologica (bes. Commentare über das N. T.), Hanau 1604, 2 Bde.; Lebensbeschreibung von seinem Sohne Paul T., Heidelb. 1603. 3) Paul, Sohn des Vor., wurde 1600 Pfarrer der Französischen Gemeinde in Frankenthal u. 1608 Kirchenrath in Heidelberg; er ging 1618 als Deputirter zur Dordrechter Synode, wo er sich als Vertheidiger der strengen Prädestinationslehre nach Calvins Auffassung auszeichnete; er wurde zuletzt Pfarrer in Hanau, wo er 1629 starb. Er schr. u.a.: Lutheri deutsche Bibel mit Anmerkungen, Heidelb. 1617. 4) François Vincent T. Panage, geb. 1715 in Paris, war Parlamentsadvocat, ging 1761 aus Furcht vor Verfolgungen, welche ihm seine freimüthige u. witzige, später durch ein Parlamentsdecret verbrannte Schrift Les moeurs, Amsterd. 1748 (deutsch Bresl. 1762, Glogau 1801), als Zeitungsredacteur nach Brüssel u. erhielt 1765 eine Lehrerstelle an der Ritterakademie; er st. 1772. Den Vorwurf in Les moeurs das Christenthum angegriffen zu haben, suchte T. in Eclaircissements sur les moeurs, Amsterd. 1762 (deutsch Bresl. 1763) zurückzuweisen. Gegen ihn schrieben Formey, de Luc, Bury, Ortmann u. And. 5) T. l'Ouverture, geb. 1742 (1745) als Sklavenkind auf einer Pflanzung des Grafen Noé unweit Cap François auf San Domingo. Sein eigentlicher Name war T.- Breda nach der Plantage Breda, wo er als Sklave gelebt hatte; er fügte den Namen l'Ouverture hinzu, um den Seinigen anzuzeigen, daß er im Begriff stehe seiner Caste das Thor einer bessern Zukunft zu eröffnen. Er war Anfangs Kutscher bei einem Plantagenaufseher, bildete sich aber autodidaktisch aus u. machte sich durch Bücher seines Herrn mit Staats- u. Kriegskunst bekannt. Bei der im August 1791 ausbrechenden ersten Revolution der Neger brachte er zuvor seinen Herrn nach dem Festlande Amerikas in Sicherheit, nahm dann Dienste im Negerheere, erhielt eine Anführerstelle, wurde dann 1793 Generaladjutant u., als das Negerheer in spanische Dienste gegen die Französische Republik trat, spanischer Oberst; doch verließ er 1794 mit einem Theile der Armee die Spanier, ging zu den Franzosen über u. wurde vom Convent zum französischen Brigadegeneral ernannt (s.u. Hayti S. 119). Bald stieg er zu höheren Posten, wurde 1711 7 Divisions- u. Obergeneral aller Truppen auf San Domingo u. führte stets gemäßigt das Commando, bis er in Frankreich verdächtigt wurde, worauf 1801 eine französische Flotte unter Leclerc mit einem französischen Corps erschien, welches gegen den Willen T-s landete u. ihn zu einer Capitulation zwang. 1802 wurde er verhaftet u. nach Frankreich gebracht, wo er in Fort Joux bei Besançon als Staatsgefangener verwahrt wurde u. 1803 starb. 6) Anna Luize Geertruide, niederländische Romandichterin, geb. 16. Sept. 1812 in Alkmaar, seit 1851 mit dem Maler Bosboom verheirathet; sie schr.: Almagro, 1837; De Graaf van Devonshire, 1838; De Engelsche in Rom, 1840; Het huis Lauernesse (historischer Roman), Leyd. 1841, 2 Bde., 3. Aufl. 1851 (in mehre Sprachen übersetzt); die sogen. Leicester-Romane: Leycester en Nederland; De vrouwen van het Leycester'sche tijdperk u. Gideon Florenz, 1851–54, 9 Thle.; Almanach für das Schöne u. Gute, 1849 ff.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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