- Eismeer
Eismeer, 1) (Polarmeer), der Name derjenigen Theile des Großen Weltmeers, welche die beiden Pole umschließen; als ihre Grenze nimmt man gewöhnlich die beiden Polarkreise an u. unterscheidet daher ein Südliches u. ein Nördliches E. A) Das Südliche E. ist wegen der großen Eisanhäufung nur zum kleinsten Theile befahren u. bekannt; nach den neuesten Entdeckungen vermuthet man in demselben ein großes Festland (Antarktisches Polarland). An dieses Meer schließen sich das Stille, Atlantische u. Indische Meer an. Bekannter, wenn auch lange nicht vollständig, ist B) das Nördliche E. Auch dieses ist wegen der Eismassen (wenn nicht vielleicht die nächsten Umgebungen des Pols eisfrei sind) nicht überall zugänglich, auch sind seine Küsten nicht alle Jahre befahrbar. Es stößt a) an die Küsten des Nördlichen Europa, bildet hier, außer einer Menge Buchten in Norwegen, das Weiße u. Karische Meer u. nimmt die Dwina, Mesa, Petschora auf; b) an Sibirien, wo ihm die Flüsse Oby, Gyda, Jenisey, Piasina, Khatanga, Anabara, Lena, Olonek, Omaloi, Jana, Indigirka, Kolyma, Amsayan u.a. zufließen, hat hier, außer den von den meisten obigen Flüssen gebildeten, noch die Busen von Taimura, Preobraschensky, Moigolowsky, Tschason u.a. u. verbindet sich durch die Beringsstraße mit dem Kamtschatkalischen u. dadurch mit dem Stillen Meere; c) an Nordamerika, dessen Gestade noch ziemlich unbekannt sind, wo es im Osten durch die Barrowstraße u. den Lancastersund mit der Baffinsbai (dadurch mit dem Atlantischen) u. im Westen durch die Beringsstraße mit dem Stillen Ocean zusammenhängt u. den Fluß Mackenzie u. Kupferminenfluß empfängt; d) an das Atlantische Meer nördlich von Europa. Es enthält viele Inseln an den norwegischen Küsten, Nowaja Semlja, Fadewskoi, Kotelnoi an der sibirischen, in Amerika die nördlichen Gebirgsinseln, Norddevon, Grönland, u. wahrscheinlich noch mehrere, endlich Spitzbergen, der am tiefsten in dasselbe reichende, bisher bekannte Punkt. Eine Menge Wallfische leben in ihm, jährlich wiederholen sich Züge von Häringen u. Stockfischen; mehrere Strömungen finden Statt, außerdem sind die Eisberge, Treibholz, geringe Ebbe u. Fluth merkwürdig. Um eine genauere Kenntniß desselben haben sich ein neueren Zeiten Roß, Back, Parry, Franklin (vom Festlande Amerikas aus), Scoresby der Jüngere u. Elisha Kent Kane verdient gemacht. Vgl. I. C. Adelung, Geschichte der Schifffahrten u. Versuche, welche zur Entdeckung des nordöstlichen Weges nach China unternommen wurden, Halle 1768; J. Roß, A voyage of discovery for the purpose of exploring Baffin's Bay and inquiring into the probability of a North-west passage, Lond. 1819; An account of the Arctic regions etc., Edinb. 1820, 2 Bde.; Derselbe, W. Scoresby, Journal of a voyage to the Northern whale fishery etc made in summer 1822, Edinb. 1833, J. Franklin, Narrative of a journ. to the shores of the Polar Sea in the years 1819–1820 Lond. 1823; W. E. Parry, Journ. of a second voyage for the discovery of a North-west passage performed in the years 1821–1823, ebd. 1824; Derselbe; Narrative of an attempt to reach the Northpole in the year) 1827, ebd. 1828; J. Franklin, Narrative of a second expedition to the shores of the Polar Seas in the years 1825–1827, ebd. 1828; F, Litke, Viermalige Reise durch das nördliche E. in den Jahren 1821–1824, aus dem Russischen von A. Ermann, Berl. 1834; J. C. Roß, A voyage of discoserv and research in the Southern and Antarctic regions during the years 1839–1843, Lond. 1847, 2 Bde.; E. K. Kane, Arctic explorations, Philad. 1856, 2 Bde. (deutsch im Auszuge, Lpz. 1857). 2) (Mer de Glace, Glacier des Bois), große Gletscher im Chamouny-Thal, östlich von Montblanc; aus seinem Thauwasser entsteht der Fluß Arve.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.