Franklin [1]

Franklin [1]

Franklin, 1) Benjamin, geb. 17. Jan. 1706 in Boston, war der Sohn eines Seifensieders. Anfangs für den geistlichen Stand bestimmt, trat F. später als Lehrling in das Geschäft seines Vaters, dessen Vermögen nicht zureichte, dem Sohne eine gelehrte Bildung zu verschaffen. Diesem sagte indeß die Beschäftigung nicht zu, u. bei seiner früh sich kundgebenden Neigung zu Büchern fand er einen derselben mehr entsprechenden Beruf als Buchdrucker. Er trat bei seinem älteren Bruder, welcher eine Druckerei besaß, in die Lehre, wo er bald auch für die in derselben gedruckte Zeitung Artikel schrieb. Da er sich indeß mit seinem Bruder nicht gut verstehen konnte, so verließ er dessen Geschäft heimlich u. ging 1723 nach Philadelphia; von dort begab er sich 1724 nach London, um sich größere Geschäftskenntnisse zu erwerben, kehrte 1726 nach Philadelphia zurück u. legte, nachdem er einige Jahre in einem kaufmännischen Geschäft gearbeitet hatte, 1728 eine eigne Druckerei an, welche sich rasch zu einem blühenden Etablissiment erhob. Von Wissensdurst getrieben, suchte er seine Kenntnisse zu erweitern, lernte Französisch, Italienisch, Spanisch u. Lateinisch u. gründete, um jungen Handwerkern u. Kaufleuten zu ihrer Ausbildung behülflich zu sein, 1728 einen wissenschaftlichen Verein, welcher bald Nachahmung fand, u. 1731 eine öffentliche Bibliothek, indem er mehrere wohlhabende Männer zu freiwilligen Beisteuern dazu veranlaßte. Außerdem entfaltete er in der von ihm herausgegebenen Zeitung sein Talent als Volksschriftsteller in einer überaus segensreichen Weise u. rief eine Menge gemeinnütziger Anstalten, so die Pflasterung der Straßen, einen Feuerrettungsverein, eine Akademie zur Erziehung der pennsylvanischen Jugend etc. ins Leben. Er bekleidete mehrere Stadt- u. Staatsämter als Friedensrichter, Mitglied des Stadtraths, Generalpostmeister u. Abgeordneter der Landesversammlung. Aber nicht blos als Bürger erwarb sich F. einen geachteten Namen, auch als Forscher sicherte er sich dauernden Ruhm, indem er 1734 den Blitz zuerst als elektrische Erscheinung auffaßte u. den Blitzableiter erfand. Bedeutungsvoll für sein Vaterland aber wurde sein Wirken als Politiker u. Staatsmann. Als Bevollmächtigter Pennsylvaniens besuchte er 1754 den Congreß der Colonien in Albany, welcher bei dem drohenden Wiederausbruch des Krieges zwischen Frankreich u. England, über die Stellung der Colonien zu einander u. zum Mutterlande berathen sollte. Der Plan F-s (Albanyplan), einen von der Krone ernannten, aber durch einen von den Landesversammlungen erwählten großen Rath beschränkten Generalpräsidenten an der Spitze der vereinigten Colonien zu stellen, wurde angenommen, später aber von der Krone u. von den Colonien aus entgegengesetzten Gründen verworfen. Eine wichtige Rolle spielte er in dem Conflicte der pennsylvanischen Landesversammlung mit den Nachkommen Penn's, welche für sich Steuerfreiheit beanspruchten. F., vom Volke nach England geschickt, wo er sich 5 Jahre aufhielt, erlangte die Abweisung der Penn'schen Ansprüche. Beim Ausbruch der Zwistigkeiten zwischen dem Mutterlande u. den Colonien war F. Präsident der gesetzgebenden Versammlung. Als solcher protestirte er gegen die von dem englischen Ministerium beabsichtigte Einführung einer Stempelsteuer u. erklärte, vor das Parlament berufen, daß nur Waffengewalt seine Landsleute zur Zahlung nöthigen könne. Immer entschiedener trat er mit der Ansicht hervor, daß die Colonien unabhängige, mit England nur durch Personalunion verbundene Länder seien u. wirkte in diesem Sinne auch als Agent für Georgien, New-Jersey u. Massachusetts in London. Vergebens waren indeß seine Bemühungen sowohl durch mündliche Verhandlungen, als durch die Presse seiner Auffassung der Sachlage in England Eingang zu verschaffen, so sehr ihn auch einzelne bedeutende Staatsmänner, wie Chatham, dabei unterstützten, indem sie das blutige Ende des Conflictes zwischen Mutterland u. Colonien voraussahen. Am 5. Mai 1775 nach Philadelphia zurückgekehrt, wurde er Mitglied des Congresses u. später auch des Sicherheitsausschusses u. erhielt die ihn vom Mutterlande genommene Stelle eines Generalpostmeisters von den vereinigten Colonien zurück. Sein Entwurf wurde nun die Grundlage der Verfassung des von den Colonien 1775 gebildeten Staatenbundes. Im folgenden Jahre ging F. zum dritten Male nach Europa, u. zwar im Auftrage des Congresses, um mit Frankreich ein Bündniß zu schließen. Seine politische Erfahrung, sein einnehmendes geschmeidiges Wesen, sein Ruf als Gelehrter u. Schriftsteller wirkten zusammen, um seine Sendung mit Erfolg zu krönen. Nach Abschluß des Bündnisses u. Handelsvertrags mit Frankreich 1778 blieb er als Gesandter der Vereinigten Staaten am Hofe zu Versailles u. schloß 1783 im Verein mit zwei anderen Commissaren den Friedensvertrag mit England, in welchem dieses die Unabhängigkeit der Nordamerikanischen Freistaaten anerkannte. Darauf[491] kehrte er nach Philadelphia zurück u. wurde zum Präsidenten Penusylvaniens erwählt. Als 1787 die neue Verfassung zu Stande kam, welche den Staatenbund der Colonien zu einem Bundesstaat umschuf, förderte er mit großem Eifer das Einigungswerk, obwohl die Verfassung in manchen Punkten, so namentlich in Betreff des Zweikammersystems, seinen Ansichten widersprach. 1788 nöthigte ihn Kränklichkeit, sich ins Privatleben zurückzuziehen, doch unterließ er nicht, obwohl von Schmerzen geplagt, noch als Schriftsteller für Veredlung der Sitten u. Verbreitung der Bildung thätig zu sein. Vorzüglich war sein Bemühen darauf gerichtet, die Abschaffung der Negersklaverei herbeizuführen, weshalb er noch in hohem Alter die Präsidentenwürde der pennsylvanischen Abolitionistengesellschaft annahm. Er starb 17. April 1790, u. 1856 wurde in Boston sein Standbild errichtet. 2) John, geb. 1786 zu Shilsby in der Grafschaft Lincoln, trat 14 Jahr alt in den englischen Seedienst, nahm als Midshipman 1801 Theil an der Belagerung von Kopenhagen, dann 1803 mit Flinders an der Entdeckungsreise nach Neuholland, später in China an der Seeschlacht in der Straße von Malakka, auf dem Bellerophon 1807 an der Schlacht bei Trafalgar u. commandirte 1818 als Schiffslieutenant bei der Nordpol-Expedition des Capitän Buchau die Brigg Trent. Nachdem die Aufsuchung der Nordwest-Durchfahrt dem Capitän Roß mißlungen war, übernahm F., zum Capitän befördert, im Auftrage der Regierung 1819 eine Expedition zu Lande nach den Mündungen des Kupferminenflusses im Einverständniß mit dem Capitän Parry, der diese Gegenden zu Schiff besuchen sollte. Glücklich kam er 1820 nach großen Anstrengungen an Ort u. Stelle, untersuchte die Küste nordwestlich 120 geographische Meilen weit u. fand das Land voll von Inseln, die durch kleine Kanäle durchschnitten waren. Nach mannichfachen Beschwerden erreichte F. die englische Niederlassung u. kehrte 1822 nach England zurück. 1825 unternahm er wieder im Auftrag der Regierung mit Lien tenant Back, Richardson u. A. eine neue Reise, um eine schiffbare Durchfahrt, westlich von der Mündung des Mackenzieflusses zur Behringsstraße zu entdecken, wo ihm Capitän Beechey aus dem Stillen Meere entgegen kommen sollte. Er schiffte den Mackenziefluß hinab, erreichte das Arktische Meer u. kehrte nach dem Fort Franklin am Bärensee zurück. 1827 sollte die Expedition, in 2 Theile getheilt, jede mit 2 Booten, ihre Reise antreten; während Richardson den öftlichen Arm des Flusses befuhr, bereiste F. selbst jetzt den westlichen Arm (vorher hatte er den mittleren Arm untersucht), kam am 18. Aug. bis zu 70°30' nördl. Breite, 150° westl. Länge, mußte aber hier, wegen vorgerückter Jahreszeit, umkehren, ohne seinen Zweck erreicht zu haben. Er kehrte nach dem Bärensee zurück, blieb dort den Winter über u. kehrte im Sept. 1828 nach England zurück. Auf dieser Expedition wurde die Küste in einer Strecke von beinahe 36 Längengraden aufgenommen, wichtige Erfahrungen über den Magnet u. die Wirkung des Nordlichts auf die Magnetnadel gemacht, u. die Naturwissenschaft, namentlich die Botanik, durch Entdeckung neuer Pflanzen bereichert. Nachdem F. die Ritterwürde erhalten, trat er wieder als Capitän in den englischen Flottendienst; zum Commandeur der 1844 von der Societät der Wissenschaften in London beschlossenen u. von der Regierung unterstützten Nordpolexpedition ernannt, verließ er am 15. Mai 1845 mit den Schiffen Erebus u. Terror die Themse. Im Dec. d. I. erhielt die Admiralität in London die letzten Nachrichten von F., datirt vom 10. August an der Nordküste von Grönland, oberhalb des Gilbertsundes, wo er überwintern wollte. Da nun bis zum Schluß des Jahres 1847 weitere Nachrichten von F. nicht eingegangen waren, so griff bald die Befürchtung Platz, daß die Expedition entweder von Eismassen umgeben festsitze, od. untergegangen sei. Es wurden daher seit 1848 von der englischen Admiralität, von Privaten in England u. Amerika u. von F-s Gattin Expeditionen ausgeschickt, um die Verlornen zu retten od. wenigstens Kunde über ihre letzten Schicksale einzuziehen. 1848 wurden Capitän Moore u. Sir James Roß mit Bird nach dem Polarmeere gesendet, der Erstere, um durch die Behringsstraße, die Letzteren, um durch den Lancastersund von Westen her nach dem Melvillesund vorzudringen; während Richardson u. Rae zu Lande die Mündung des Mackenzie erreichten. 1849 folgte von Westen her I. Saunders, von Osten her Kellet u. Rob. Shedden 1850 segelten Capitän Penny u. John Roß nach dem Wellingtonkanal, die Capitäne Austin u. Ommaney u. eine auf Betrieb des Amerikaners Grinnell ausgerüstete Unternehmung unter de Haven nach denselben Gegenden; Forsyth, mit einer auf Lady F-s Kosten ausgerüsteten Brigg, drang ebenfalls durch den Lancastersund vor; von Osten her aber passirten Kellet, Moore, Collinson u. M'Clure die Behringsstraße u. stellten ihre Nachforschungen an der Nordküste des Continents u. in den Gegenden von Banks- u. Prinz Albertsland an. 1851 unternahm Rae die zweite Landexpedition, erreichte die Mündung des Kupferminenflusses u. durchstreifte Wollaston- u. Victoria-Land; Kennedy drang in die Prinz Regents-Einfahrt ein u. untersuchte die Küsten von Nord Somerset. 1852 ging eine Expedition unter Capitän Belcher u. Kellet mit 5 Schiffen abermals nach dem Wellingtonkanal u. dem Melvillesund. 1851 u. 1852 ward Capitän Inglefield nach dem Wellingtonkanal gesendet. In Amerika war inzwischen die zweite Grinnellsche Expedition unter Kane ausgerüstet worden u. 1853 durch den Smithsund nordwärts gegangen. 1854 fuhr Inglefield zum 3. Male durch den Lancastersund nach dem Wellingtonkanal u. Rae unternahm die dritte Landreise von der Repulsebai nach Boothia, der nördlichsten Spitze des amerikanischen Continents. Keine Expedition hatte F. gefunden od. Kunde von ihm einziehen können, blos Rae hatte im April 1854 an der Pellybai (69° nördl. Breite, 72° westl. Länge) von Eskimos gehört, daß 10–12 Tagereisen weiter gegen Westen eine Anzahl von mehr als 40 weißen Männern durch Mangel an Lebensmitteln umgekommen wären. Bei Fortsetzung seines Weges erfuhr er nun, daß im Frühjahr 1850 einige Eskimos, die in der Nähe des nördlichen Gestades der König Williams Insel auf den Robbenfang ausgegangen waren, etwa 40 weiße Männer über das Eis dem Süden zuwandernd gesehen hatten; einige Wochen später wurden 30 Leichname weißer Männer an der Küste des amerikanischen Continents, eine Tagereise im Nordwesten eines großen Flusses, u. dazu 5 andere auf einer nahe liegenden Insel gefunden. Es ergab sich, daß die Eskimos noch Pulver, Kugeln, [492] Schrote, Uhren, Compasse, Fermöhre u. Flinten vorgefunden hatten, da von letztern Gegenständen wenigstens Theile, sowie silberne Löffel, Gabeln etc. von Rae entdeckt u. eingekauft wurden. Unter dem ersten Eindrucke der Botschaft Raes erwachte in England der Gedanke, daß das Schicksal der verunglückten Expedition an Ort u. Stelle der letzten Katastrophe erforscht werden müsse, u. von der Hudsonsbaigesellschaft ausgerüstet ging am 22. Juni 1855 vom Fort Resolution am Großen Sklavensee eine Expedition unter James Andersson u. Green Stewart nach den Gegenden an der Mündung des Großen Fischflusses u. der Adelaide-Halbinsel ab; sie kehrte Anfang December zurück u. hatte zwar mehrere von der Franklin'schen Expedition herrührende Gegenstände aufgefunden, aber nicht sicher in Erfahrung gebracht, wie u. wo dieselbe ihren Untergang gefunden habe. Auf diese unsicheren Resultate gestützt, suchte nun Lady F. nochmals die englische Admiralität zu neuen Unternehmungen zu veranlassen; Richard King u. Lieutenant Pim unterstützten sie in ihren Bestrebungen, auf die Möglichkeit hinweisend, daß noch einzelne Mitglieder der F-schen Expedition lebend unter den Eskimos angetroffen werden könnten, doch vergeblich. So sah sich denn Lady F. auf ihre eigenen Mittel angewiesen, rüstete im J. 1857 das Schiff Isabel zu einer neuen Fahrt aus u. ließ dasselbe 1858 durch die Behringsstraße nach den Arktischen Gewässern vordringen. F-s erste u. zweite Expedition ist beschrieben in Narrative of a journey to the shores of the Polar Sea in the years 1819–22, Lond. 1823 f., 2 Bde. (deutsch, Weim. 1824, 2 Bde.); Narr. of a second expedition to the shores of the Polar Sea 1825–27, ebd. 1828, 3 Bde. (deutsch, Weimar 1828). Vergl. K. Brandes, Sir John Franklin, die Unternehmungen für seine Rettung etc., Berl. 1854. 3) Eleonora Anna, des Vor. erste Gattin, geb. Miß Porden, geb. 1795, zwei ihrer größern Gedichte, The veils u. Löwenherz, machten ihr, wie ihre kleinern Gedichte, in England einen Namen. Ihres Gatten erste Expedition besang sie in einem Gedicht The arctick expedition, u. dies war der Anlaß, daß F. sie kennen lernte u. ehelichte. Schon hatte sie eine unheilbare Krankheit gefaßt, dennoch trieb sie ihren Gemahl zur Abreise u. gab ihm eine von ihr gestickte Flagge, die er nicht eher, als an der Küste des Polarmeeres wehen lassen sollte, mit. Sie st. 1825, wenig Tage nach F-s Wiederabreise. Wirklich entfaltete F. seine Flagge erst, als er auf der Parryinsel anlangte.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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