Gedächtniß

Gedächtniß

Gedächtniß, 1) Vermögen der Seele, Gedanken, Begriffe u. Vorstellungen aufzubewahren u. willkürlich derselben wieder bewußt zu werden. Indem die Vorstellungen sich bilden, müssen sie auch in einem verhältnißmäßigen Grade von Kraft fortwirken, bis anderweitige Einwirkungen dieselben vermindern od. verstärken. Daher ein gutes G. ein solches, welches Vorstellungen leicht faßt u. schnell wieder erneuert, ein treues G., welches lange u. genau behält; Wortgedächtniß, welches mechanisch leicht Wörter, Sachgedächtniß, welches mit selbstthätiger Urtheilskraft leicht Vorstellungen faßt u. bewahrt. Gedächtnißfehler, Irrthümer, welche daraus entstehen, daß das G. nicht treu ist. Gedächtnißschwäche, der Gegensatz von gutem u. treuem G., ist angeborene Eigenthümlichkeit des Geistes od. Folge von Krankheiten, besonders des Gehirns u. Nervensystems od. Begleiter des Alters u. geht im höchsten Grade in Gedächtnißlosigkeit über. Gedächtnißschwäche ist in jüngeren Jahren durch Übung des G-es zu bessern. Zur Ausbildung u. Stärkung des G-es werden in Schulen besondere Übungen (Gedächtnißübungen) angestellt. Früher waren diese Übungen ein Hauptgegenstand des Volksunterrichts auf Kosten der Verstandesbildung; später wollte sie der Philanthropismus ganz verdrängen; jetzt sind sie wieder in ihrer Nützlichkeit anerkannt u. verhältnißmäßig mit den übrigen Lehrgegenständen, bes. in den Elementarschulen verbunden worden. Über die Versuche, dem G. auf künstliche Weise zu Hülfe zu kommen, Gedächtnißkunst, s. Mnemotechnik; 2) das Andenken an eine Person od. ein wichtiges Ereigniß; daher Gedächtnißfeier, Gedächtnißpredigt u. Gedächtnißrede. Gedächtnißtage, die dem Andenken eines Märtyrers od. Heiligen geweihten Tage.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Gedächtniß — Gedächtniß, lat. memoria, heißt die geheimnißvolle Kraft der Seele, gehabte Vorstellungen, Begriffe u. Ideen sowie ganze Reihen derselben im Geiste aufzubewahren und uns unwillkürlich (G. im engern Sinne) oder willkürlich (Erinnerung) wiederum zu …   Herders Conversations-Lexikon

  • Gedächtniß, das — Das Gedächtniß, des sses, plur. inus. von dem Zeitworte gedenken oder denken. 1) Das Andenken, die Erinnerung an eine vergangene Vorstellung oder Begebenheit. Das thut zu meinem Gedächtnisse. Etwas in frischem Gedächtnisse haben. König August… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Sprachunterricht — Sprachunterricht. Die neuen Sprachen überhaupt werden erlernt, theils weil ihre Kenntniß in den bürgerlichen Geschäften u. mannigfachen Lebensverhältnissen von großem Nutzen ist, theils weil man dadurch zum Besitz u. Genuß der ausgezeichneten… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Erinnern — Erinnern, verb. reg. act. 1) In das Gedächtniß bringen. Jemanden an etwas erinnern. Erinnere ihn an sein Versprechen. Ich will ihn daran erinnern. Dieser Umstand erinnert mich an die vorigen Zeiten. Auch mit der zweyten Endung der Sache. Jemanden …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

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  • Paulus, S. (18) — 18S. Paulus, Ep. et Soc. M. M. (8 Febr.). Das neue römische Martyrologium sagt von diesen hhl. Martyrern ganz kurz: »Zu Rom das Gedächtniß der hhl. Martyrer Paulus, Lucius9 und Cyriacus9.« Im ältern Mart. heißt es: »Zu Rom das Gedächtniß des hl.… …   Vollständiges Heiligen-Lexikon

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  • Karl Pinkau — Johann Carl Pinkau (* 1. Juni 1859 in Thonberg; † 26. August [1] 1922 in Leipzig) war ein deutscher Lithograf, Fotograf und Politiker (SAPD) …   Deutsch Wikipedia

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