- Gentiāna
Gentiāna (G. L., Enzian), Pflanzengattung aus der Familie der Gentianeae-Chironicae, 5. Kl. 2. Ordn. L.; Kelch vier- bis neunspaltig od. vier- bis neuntheilig, od. halbirt od. scheidenartig, Blumenkronenröhre walzig od. glockig, mit fünf- bis neunspaltigem Saum, fünf bis neun Staubgefäßen, die der Röhre eingefügt, zwei od. ein Griffel mit zwei Narben; Kapsel einfächerig, die Samenträger an die einwärts gebogenen Klappenränder angewachsen; wird auch in die Untergattungen Coelanthe, Calathia, Endotricha u. Crossopetalum nach Frölich eingetheilt; Arten sehr zablreich; bemerkenswerth: G. cruciata, mit behaarten, quirlständigen, dunkelblauen, himmelblau geränderten Blumen, breit lanzettförmigen, kreuzförmig umfassenden Blättern, fingersdicker, mehrköpfiger Wurzel; sonst als Herba et radix gentianae minoris officinell; in neuster Zeit wird die Wurzel sehr gegen die Hundswuth empfohlen; G. lutea, zwei bis vier Fuß hohe Alpenpflanze, mit gelben, in Traubendolden u. Quirlen stehenden Blumen u. mehrere Fuß langer, starker, officineller Wurzel (s. Enzianwurzel); G, purpurea, auf den Schweizer Alpen sehr gemein, doch auch in Oberitalien u. auf den Pyrenäen vorkommend, mit quirlständigen, glockenförmigen, außen gelben, innen purpurrothen u. gewöhnlich punktirten Blumen, die lange, dicke, sehr bittere Wurzel (Rad. gent. purp. s. cursutae) ist officinell, kommt oft unter der Enzianwurzel vor, dient in der Schweiz vorzugsweise zur Bereitung des Enziangeistes; G. pannonica, auf den tyroler, österreichischen, ungarischen u. böhmischen Gebirgen, mit aufrechtem, cylindrischem Stängel, eilanzettförmigen Gegenblättern, glockenförmigen Kelchen, röhrenförmig-glockenförmigen, unten gelblichen, oben tief dunkelrothen, schwärzlich punktirten Corollen; die sehr bittere Wurzel findet sich vorzugsweise als Rad. gent. rubrae in den österreichischen u. baierischen Apotheken; G. punctata, auf Alpen u. Voralpen der Schweiz u. Österreichs, auf den Sudeten etc., mit Anfangs bläulichen, später gelben, dunkelroth punktirten Blumen; die Wurzel wird wie die der Vorigen benutzt; G. asclepiadea, auf höhern Gebirgen Deutschlands, mit geradem, sehr blattreichem Stängel, eirund-herzförmig kreuzförmig gegenüberstehenden, umfassenden Blättern, fast 11/2 Zoll langen, keulenartig glockenförmigen, außen blaßblauen, innen schön azurblauen, dunkler punktirten Blumen; Wurzel sonst officinell; G. Pneumonanthe, auf feuchten Wiesen in der ganzen gemäßigten Zone, mit aufrechtem, krautartigem Stängel, linien- od. linien-lanzettförmigen Blättern, einzelnen, gegenüber-, achsen- u. endständigen, großen, gestielten, unten schmälern, oben glockenförmig erweiterten, blauen Blumen; sonst die Wurzel, Kraut u. Blumen (Herba, flores, radix Pneumonanthes, Blauer Tarant) officinell; G. acaulis (Gentianella), auf Alpen, Voralpen u. andern Gebirgen, meistens kaum fingerhoch, mit rosettenartig ausgebreiteten, lanzettförmigen, etwas dicklichen Blättern, einziger, großer, zwei Zoll langer, keulenartig glockenförmiger, dunkelblauer Blume, übertrifft an Bitterkeit alle Enzianarten, war sonst als Herb. et rad. gentianellae alpinae officinell, wird noch jetzt in Italien als Fiebermittel gebraucht; G. verna, an vielen Orten Deutschlands, wenige Zoll hoch, mit rosettenartigen, ovalen, kleinen, glatten Wurzelblättern, einziger, trichterförmiger, azurblauer Blume; nicht bitter, daher sonst Gentianella dulcis genannt; die Wurzel sonst als Rad. gentianellae Hippion s. Violae equinae officinell; G. amarella (Gentianella), auf Berg- u. Waldwiesen, mit violetten, innen weißlichen, am Schlunde bohnartigen, achsel- u. endständigen zahlreichen Blüthen; sonst das Kraut als Herb. gentianellae s. gentianae autumnalis u. die Wurzel als Rad. genfianellae officinell; G. campestris, auf Bergen, Wiesen u. Weiden, niedrig ästig, mit vielen achsel- u. endständigen, dunkelblauen, am Schlunde behaarten Blüthen, wird in nördlichen Gegenden statt des Hopfens zum Biere gethan; sonst officinell; G. ciliata, mit meist einfachem, eckigem Stängel, schmal lanzettförmigen Blättern, einzelnen schön blauen, gewimperten Blüthen; G. saponaria, aus Nordamerika, mit ovallanzettförmigen Blättern, quirl- u. kopfständigen, großen, bauchigen, an der Spitze geschlossenen blauen Blumen; die Wurzel wird wie die des Rothen u. Gelben Enzians benutzt G. Chirayta Roxb., in Ostindien auf den Gebirgen nördlich vom Ganges heimisch, vier bis sechs Fuß hoch, ästig, mit lanzettförmigen Blättern, zahlreichen kleinen, gelben, in den Blattwinkeln büschelweise stehenden, zusammen eine pyramidale Rispe bildenden Blüthen. Die sehr bittern Stängel u. Reste des Wurzelhalses (Stipites Chiraytae s. Chiretta) sind in Indien ein sehr geschätztes u. viel gebrauchtes Arzneimittel; sie kamen in vorigen Jahrhunderten als Calamus verus nach Europa.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.