- Görgey
Görgey, 1) Arthur, geb. den 5. Febr. 1818 auf dem Stammgute Toporcz in der ungarischen Gespannschaft Zips, wurde in der Pionierschule zu Tuln gebildet, trat 1837 in die adelige ungarische Leibgarde in Wien, wo er auch die Universität besuchte, u. wurde nach fünf Jahren Oberlieutenant bei den Palatinalhusaren; er verließ aber den Militärdienst u. widmete sich in Prag den Wissenschaften, namentlich der Chemie, u. begab sich zu seinen Verwandten nach Toporcz. Beim Ausbruch der Märzrevolution 1848 wurde er Hauptmann in der Raaber Station, später Major in Szolnok u. beim Anmarsch des Banus nach der Insel Csepel disponirt, wo er den gefangenen Grafen Zichy henken ließ. Er war die leitende Seele des ersten Feldzugs Perczels, der mit der Gefangennehmung des Rothschen Armeecorps endete. Zum Obersten avancirt, überwachte er den Bau der Schanzwerke in Presburg, wurde nach dem Siege des Banus bei Mannswörth General en chef, zog sich, als Windischgrätz anrückte, über Raab nach Pesth zurück, wo er sein schwaches Heer theilte, Perczel mit dem einen Corps nach Szolnok disponirte u. mit dem anderen nach Waitzen marschirte. Als Dembinski die Schlacht bei Kapolna am 27. u. 28. Febr. 1849 verloren hatte, wurde G. aufs Neue im März Generalissimus der ungarischen Armee, gewann die Schlacht bei Nagy-Sarlo, entsetzte die Festung Komorn u. nahm Ofen. Er erhielt darauf das Portefeuille des Kriegsministeriums, u. nun begannen die Wirren mit Kossuth. Als Haynau den neuen Feldzug eröffnet hatte, warf sich G. in die Festung Komorn. Am 11. Juli 1849 ergriff er wieder die Offensive, schlug zwei österreichische Cavallerieregimenter u. zog dann, bei Waitzen von den Russen aufgehalten, nach Nord-Ungarn. Jetzt wurde G. von Haynau u. Paskewitsch gleich bedrängt; sein Widerstand am Sajo u. sein Sieg an der Hernad gaben dem Kriege keine glücklichere Wendung. Sein Versuch, durch forcirte Märsche die Berettyolinie zu gewinnen u. zu halten, wurde durch Nagy-Sandors Ungehorsam u. Niederlage bei Debreczin vereitelt, u. er zog nun nach Arad. Nach Kossuths Abdankung übernahm G. am 11. Aug. die Dictatur von Ungarn. Allein von Schlick am Debouchiren von Arad aus verhindert, von den Russen im Rücken, von Temesvár her durch das Gros der österreichischen Armee bedroht, von Siebenbürgen durch Lüders abgeschnitten, ergab er sich am 13. Aug. 1849 bei Vilagos mit 20,000 Mann Infanterie, 2000 Mann Cavallerie u. 130 Geschützen den Russen unter General Rüdiger auf Gnade u. Ungnade, s. Ungarn (Gesch.). G. selbst wurde begnadigt u. in Klagenfurt internirt, wo er sich wieder mit chemischen Arbeiten beschäftigte. Er schr.: Mein Leben u. Wirken in Ungarn in den Jahren 1848 u. 1849, Lpz. 1852, 2 Bde. Lebensbeschreibung von Horn, Lpz. 1850. 2) Arnim, Bruder des Vorigen, 1849 ungarischer Guerillaführer, wurde 1850 amnestirt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.