Hohenzollern [2]

Hohenzollern [2]

Hohenzollern, zwei ehemals souveräne Fürstenthümer (H.-Hechingen u. H.-Sigmaringen), durch Vertrag vom 7. Decbr. 1849 dem preußischen Staatsverbande einverleibt u. als Regierungsbezirk Sigmaringen mit der Rheinprovinz verbunden; sie bilden zusammen einen langen, schmalen zusammenhängenden Landstrich in Süddeutschland, grenzen, fast ganz von Württemberg umschlossen, nur im Südwesten an Baden u. enthalten in der Mitte eine bedeutende württembergische Enclave, zusammen 21,3 QM., 64,784 Ew., meist Katholiken, seit 1828 in kirchlicher Hinsicht unter dem Erzbischof von Freiburg stehend, etwa 100 jüdische Familien. Gebirge: ein Theil der Rauhen Alp durchzieht das Land, Spitzen: Kornbühl (2732 F.), Zollerberg (2621 F.). Flüsse: südlich die Donau (Nebenflüsse Schmiech, Lauchert, Ablach), nördlich Neckar (Nebenflüsse Glatt, Eyach, Starzel). Mineralquellen gibt es zu Imnau (einen Sauerbrunnen) u. zu Glatt (Schwefelquelle). Producte u. Industrie: man baut Getreide, doch nicht den Bedarf; treibt Viehzucht (Ausfuhr von Schlachtvieh bedeutend), gewinnt in den Waldungen Holz, von Metallen Eisen; Fabriken wenig, nur einige Flachs- u. Baumwollenspinnereien, Wollen- u. Leinenweberei, Fertigung von Holzwaaren, Bergbau auf Eisen, wovon jährlich 18,000 Centner gewonnen werden, u. eine Glashütte, Handel mit Holz u. diesen Erzeugnissen. Das gemeinschaftliche Haus- u. Landeswappen seit 1844: der Schild ist quadrirt u. mit einem von Silber u. schwarz gevierteten Mittelschilde versehen, welcher das hohenzollernsche Stammwappen darstellt; im ersten blauen Felde eine goldener Hirsch auf grünem Hügel (Grafschaft Sigmaringen), im zweiten goldenen Felde ein schwarzer Löwe mit einer von Roth u. Silber gestickten Einfassung (Burggrafschaft Nürnberg); das dritte silberne Feld drei über einander gelegte blaue Hirschgeweihe (Grafschaft Veringen); das vierte ein von Roth u. Silber quer getheiltes Feld (wegen der Herrschaften Haigerloch u. Wehrstein); Schildhalter: zwei Rüden. Orden u. Ehrenzeichen waren: gemeinschaftliche Hohenzollernsche Militärauszeichnung, am 19 Febr. 1841 gestiftet für 25jährige treue Dienste, ein goldenes Kreuz mit dem fürstlichen Wappenschilde, auf der Kehrseite die Zahl XXV., an schwarzem Bande, mit weißer Einfassung. Der Hohenzollernsche Hausorden wurde vom König Friedrich Wilhelm IV. bei der Huldigung am 23. Aug. 1851 unter die königlichen aufgenommen. Münzfuß ist der neue 30 Thalerfuß, genau wie in Preußen, 1 Thlr. zu 30 Sgr. à 12 Pf.; man rechnete früher nach Gulden zu 60 Kreuzern à 4 Pf.; ausgemünzt sind in Silber: 31/2, 2,1 u. 1/2 Guldenstücke, Conventionsspeciesthaler, 24 u. 12 Kreuzerstücke; in Gold sind die älteren Münzen der Carolin (24 auf die Kölnische rauhe Mark) u. Ducaten (67 auf dieselbe Mark); Maße u. Gewichte die preußischen.

A) H.-Hechingen, welches den nördlichen, kleineren Theil, etwa 1/4 von H.-Sigmaringen ausmacht, umfaßt die Grafschaft H. u. die Herrschaft Stetten, 5,55 QM., 20,143 Ew.; stellte an Militär: 144 Combattanten mit einem Reservedétachement von 71 Mann. Einkünfte betrugen: 160,000 Gulden Conventions-Geld, Staatsschulden: 175,400 Gulden. Mediatbesitzungen des Fürsten von H.-Hechingen waren die Grafschaften Castilnuovo u. Villalva del Alcor in Spanien, die Herrschaft Beulwitz in der preußischen Provinz Brandenburg, die Herrschaften Polnisch-Nettkow, Hohlstein u. Kölmchen in Schlesien. Hauptstadt war Hechingen.

B) H.-Sigmaringen, der südlich größere Theil; vier Mal so groß als H.-Hechingen, 15,8 QM., 44,641 Ew. Es ist erwachsen durch die Grafschaften Sigmaringen u. Vöhringen, die Herrschaften Glatt, Beuern, Holzheim, Haigerloch, Achberg, Hohenfels, Trochtelfingen, Jungenau, Straßberg, Gamertingen u. Hettingen, auch gehören Theile der mediatisirten Gebiete der Fürsten von Fürstenberg u. Turn- u. Taxis dazu; stellte an Militär: 352 Mann nebst einer Reservecompagnie von 173 Mann; Einkünfte betrugen: 272,000 Gulden, Staatsschulden: 274,000 Gulden; Hauptstadt: Sigmaringen. Der Fürst von H.-Sigmaringen besaß noch folgende Mediatbesitzungen: die Klöster Holzheim u. Beuern in Baiern, die Herrschaften Barmeer, Dixmuyden, Berg, Bendringen, Elten, Wisch, Pannerden u. Mählingen in den Niederlanden. Das Einkommen von diesen Herrschaften, etwa 100,000 Gulden, waren beim Staatseinkommen mit gerechnet. Nach dem im Januar 1852 vollzogenen Organisationsdecreten bilden die hohenzollernschen Lande den preußischen Regierungsbezirk Sigmaringen u. ist die Justizorganisation auf preußischen Fuß eingerichtet; mit Ausnahme der Steuerverhältnisse, die vorläufig noch fortbestehen sollten, sind die Fürstenthümer ganz in die Stellung einer preußischen Provinz eingetreten u. haben als solche auch ihre Vertretung in den preußischen Kammern. Vgl. Johlers, Geschichte, Landes- u. Ortskunde der Fürstenthümer H., Ulm 1824.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • HOHENZOLLERN — Burcardus et Wezil de Zolorin occiduntur , Burcardus et Wezil de Zolorin ont péri, c’est par cette courte phrase du chroniqueur Berthold de Reichenau pour l’année 1061 que le nom prestigieux entre dans l’histoire. La charte de fondation de… …   Encyclopédie Universelle

  • Hohenzollern — Pour les articles homonymes, voir Hohenzollern (homonymie). Les Hohenzollern sont une famille royale européenne qui régna sur le Brandebourg à partir de 1415, puis sur le Duché de Prusse dès 1525, fiefs réunis au sein d une union Brandebourg… …   Wikipédia en Français

  • Hohenzollern [2] — Hohenzollern, zwei nach dem Schloß H. benannte ehemals souveräne, seit 1849 dem preußischen Staatsverband einverleibte Fürstentümer (H. Hechingen und H. Sigmaringen) auf dem Plateau von Oberschwaben (s. Karte »Württemberg«), bilden vereint einen… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hohenzollern — (Бад Нойенар Арвайлер,Германия) Категория отеля: Адрес: Am Silberberg 50, 53474 Бад Нойенар Арва …   Каталог отелей

  • Hohenzollern [3] — Hohenzollern (Gesch.). Das Haus H. ist eins der ältesten Häuser Deutschlands, u. sein Ursprung ist urkundlich bis zum 8. Jahrh. nachzuweisen, wo seine Stammväter, reiche Güterbesitzer in Schwaben, Grafen des Gaues waren u. die Burg H. inne… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hohenzollern [1] — Hohenzollern, festes Bergschloß im Fürstenthum Hohenzollern Hechingen, 1/2 Stunde von der Stadt Hechingen, auf dem 2621 Fuß hohen Zollerberge; nach demselben führen die Hohenzollern den Namen. Es ist im 8. od. 9. Jahrh. gebaut; 1422 wurde es von… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hohenzollern — A. Die Anfänge; die Grafen von Hohenberg; die schwäbische Linie (Schalksburger, Schwarzgräfler, Straßburger, Öttinger, Hechingen, Sigmaringen, Bergh und Rumänien, Haigerloch, Grafen von Rothenburg) und die fränkische Linie bis auf Friedrich V. B …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • HOHENZOLLERN — HOHENZOLLERN, former Prussian province in S. Germany. The history of the Jews of Hohenzollern is largely the history of the three main communities: Hechingen, Haigerloch, and Dettensee. The former two were autonomous bodies with separate mayors… …   Encyclopedia of Judaism

  • Hohenzollern [4] — Hohenzollern (Geneal.). Der dermalige Bestand der seit 1849 freiwillig aus dem Stande der Souveräne Deutschlands getretenen beiden, der Katholischen Confession folgenden Häuser Hohenzollern ist dieser: A) H. Hechingen: a) Tochter des 1827… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hohenzollern [1] — Hohenzollern, Bergschloß im ehemaligen Fürstentum Hohenzollern Hechingen, auf dem 855 m hohen, kegelförmigen Berg H., südlich von Hechingen. die Stammburg des hohenzollerischen Fürstenhauses, urkundlich bezeugt bereits zu Ende des 9. Jahrh.,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”