- Kastanie
Kastanie, 1) süßmehlige, sehr nahrhafte Frucht von Castanea vesca (s. Kastanienbaum), bes. in Italien u. Süddeutschland häufig, theils für sich, roh mit Butter u. Salz gebraten, od. auch als Leckerei glacirt (der Schale benommen, mit Zucker überzogen), kalt, theils als Zuthat zu kohlartigen Gemüsen, theils als Füllsel gebratener Gänse u. Enten genossen. Sie machen in Italien, Südfrankreich u. der Schweiz für einen großen Theil der Einwohner, bes. den Winter hindurch, eine Hauptnahrung aus. Man bereitet auch Mehl u. Stärke aus ihnen, welches auf mancherlei Art benutzt wird. Sie sind, bes. die größeren, durch Pfropfen der Bäume veredelten Italienische K-n (Maronen), durch den Handel auch in nördlicheren Gegenden verbreitet u. reich an Amylum; dienen zerschnitten od. grob zerstoßen u. geröstet zur Bereitung eines, der Chocolade ähnlichen Getränkes u. als eins der besten Kaffeesurrogate, auch zur Bereitung eines krystallisirbaren Zuckers. In Frankreich schätzt man bes. die Maronen von Lyon, eigentlich aus Languedoc, u. die Provencer von St. Tropes in drei Sorten: Chataignes communes, Ch. belles u. Ch. pasebelles. Die letzteren enthalten lauter ausgesuchte Stücke, welche oft über 4 Loth schwer sind; auch Toscana, die wälschen Confinien etc. liefern Maronen in den Handel. Die kleineren Sorten liefern Bilbao, Bayonne, Libourne, Bordeaux, Limousin, Perigord, die Rheingegenden, Tyrol, Ungarn, Mähren etc.; 2) Brasilianische K., die ölreichen, schmackhaften Kerne von Bertholletia excelsa; 3) Peruanische K., die schmackhaften, in Südamerika zum Nachtisch genossenen Kerne von Caryocar butyrosum; 4) Wilde K., s. Roßkastanie u. Aesculus; 5) einige Schalthiere, als Chama arcinella, Turbo litoreus; 6) (Castanites), einige Versteinerungen, so einige Fischzähne, Seeigel (Cidaris) u.a.; 7) jede der vier immer vorhandenen Warzen od. Geschwülste am Pferdefuß, unweit des Knies; 8) Höcker, welche beim Gießen der Bleitafeln im Blei entstehen; 9) halbe K., der Name einer Friese des Steinmörsers.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.