- Krystallsubstanz des Blutes
Krystallsubstanz des Blutes (Hämatokrystallin), eine Reihe von krystallisirbaren Proteïnverbindungen, welche in dem Inhalt der Blutkörperchen vorkommen, sich in ihren Reactionen höchst ähnlich verhalten, aber in wesentlich verschiedenen Formen krystallisiren; sie wurden von Funke entdeckt u. von Lehmann genauer untersucht. Diese Körper sind nicht präformirt in den Blutzellen enthalten, sondern bilden sich erst durch die Einwirkung von Wasser, Sauerstoff u. Kohlensäure, wobei die Gegenwart des Sonnenlichtes erforderlich ist. Man erhält sie, wenn man das Blut mit Wasser verdünnt, desibrinirt, dann bei hellem Tages- od. Sonnenlicht 15 Minuten lang einen Strom von Sauerstoffgas u. 5–10 Minuten lang Kohlensäure durchleitet; in kurzer Zeit scheiden sich dann die Krystalle in großer Menge ab u. bilden einen ziegelrothen Niederschlag, welcher oft 9–12 Procent vom Gewicht des angewandten Blutes beträgt; durch Umkrystallisiren können sie vom anhängenden Blutfarbstoff gereinigt werden. Bis jetzt konnten aus dem Blute aller Wirbelthiere, mit Ausnahme der Vögel, diese Substanzen dargestellt werden; das Blut der meisten Säugethiere, Fische u. Amphibien liefert prismatische u. rhombische, das des Meerschweines u. der Maus tetraëdrische Krystalle, das des Eichhörnchens sechsseitige Tafeln u. das des Hamsters Rhomboëder. Die K. d. B. gewinnt in der Hitze, zwischen 63 u. 65° C., wobei sich eine Säure abscheidet, durch salpetersaures Silberoxyd, Quecksilberchlorid, Zinnchlorür u. basisch essigsaures Bleioxyd wird sie nicht gefällt, wohl aber durch salpetersaures, Quecksilberoxydul u. saures chromsaures Kali; sie verhindert die Fällung von Chlor u. Chlormetallen durch salpetersaures Silberoxyd. Die Elementaranalyse gibt die Zusammensetzung zu: Kohlenstoff 53, 4–54, 1, Wasserstoff 7, 0–7, 33, Stickstoff 15, 5–16, 2, Schwefel 1, 2.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.