- L'hopital
L'hopital (spr. Lopital), 1) Michel de L., geb. 1506 zu Aigueperse in Auvergne, studirte in Toulouse u. Padua, wurde erst Auditor di Ruota in Rom, dann Advocat u. Parlamentsrath in Paris, 1554 Oberintendant der Finanzen u. 1560 Kanzler von Frankreich; als solcher suchte er, ein kluger, gelehrter, unparteiischer, unbestechlicher Mann, die Katholiken u. Hugenotten zu gegenseitiger Toleranz zu bringen u. zur Erhaltung des Volkswohles zu vereinigen, dazu den Thron des unmündigen Franz II. gegen innere u. äußere Angriffe zu schützen; er hinderte durch das Edict von Romorantin die Einführung der Inquisition in Frankreich u. brachte 1568 den Frieden von Longjumeau zu Stande; da die Königin Mutter, Katharina von Medici, denselben brechen wollte, er sich aber dem widersetzte, kam er in den Verdacht, als sei er insgeheim Hugenott; überzeugt von der Unmöglichkeit, die Pläne Katharinens zu vereiteln, nahm er 7. Oct. 1568 seine Entlassung, ging auf sein Landgut Vignay bei Estampes u. st. 13. Mai 1573. Er schr. Mehreres, namentlich Sermones, auch Gedichte, Amst. 1732; Werke, herausgegeben von Dufay, Par. 1824, 7 Bde.; Vie d'L., Amst. 1762. 2) Charlotte, des Vorigen Gemahlin, s. Essarts. 3) Guillaume François Antoine, Marquis von Sainte Mesme u. Graf von Entremont, geb. 1661 in Paris, wurde Capitän der Cavallerie u. widmete sich, als er wegen Kurzsichtigkeit den Soldatendienst verlassen mußte, ganz der Mechanik u. Philosophie, wurde 1693 Mitglied der Akademie u. st. 2. Febr. 1704. Er machte sich verdient durch Erweiterung der Differentialrechnung u. durch deren Verbreitung in Frankreich u. schr.: Analyse des infinitement petits, Par. 1696, beste Ausgabe von Lefèvre, ebd. 1781, u. Traité analytique des sections coniques, ebd. 1707.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.