Penn [1]

Penn, William, Sohn des britischen Viceadmirals William P., geb. 14. Oct. 1644 in London; studirte in Oxford u. zeigte schon hier Hang zum zurückgezogenen Leben u. Separatismus, reiste dann nach Frankreich u. den Niederlanden u. bewirthschaftete hierauf die Güter seines Vaters in Irland, wo er durch Loe's Predigten gewonnen, sich der Secte der Quäker anschloß. 1666 kehrte er nach England zurück, wurde aber wegen seines Quäkerthums von seinem Vater verstoßen. Er fing nun 1668 an zu predigen u. machte viele Proselyten, bes. unter den Frauen. Seiner Schriften (The sandy foundation shaken) wegen wurde er ins Gefängniß gesetzt, aber in Folge seiner Innocency with her open face freigelassen. Darauf ging er nach Dublin, wo er unter großem Beifall predigte, aber weil er vor dem Lordmajor den Hut nicht abziehen wollte, wieder ins Gefängniß gesetzt u., obgleich die Jury ihn freigesprochen hatte, der Kosten wegen in Hast behalten wurde. Nachdem sein Vater insgeheim die Gerichtskosten bezahlt hatte, wurde P. frei u. ging mit Fox u. R. Barclay nach Holland. Ihre Predigten hatten in Amsterdam einen glücklichen Erfolg, weniger in Deutschland. P. kehrte auf die Nachricht von der Krankheit seines Vaters nach England zurück, söhnte sich mit demselben aus u. erhielt bei dessen Tode ein beträchtliches Vermögen. Er heirathete nun eine schöne Frau, änderte aber nichts in seiner Lebensweise. 1678 erließ das Parlament sehr strenge Maßregeln gegen die Katholiken, wodurch P. veranlaßt wurde, mit Eifer die Gewissensfreiheit zu vertheidigen, sich aber dadurch viele Feinde machte u. sogar in den Verdacht kam, heimlich Katholik zu sein. Inzwischen hatte er sich die Gunst des Königs Karl II. erworben, bei dem u. dessen Nachfolger Jakob II. er in großem Ansehen stand. Dieser war ihm auch dazu behülflich, daß er 1680 für seine Schuldforderung von 16,000 Pfd. Sterl. an die Regierung ein großes Landgebiet in Nordamerika am Delaware (Pennsylvanien) als Eigenthum unter englischer Hoheit erhielt. Hier gründete nun P. einen Staat, in welchem Glaubensfreiheit herrschte u. jeder Unterschied der Stände verbannt war. Er sandte sogleich zwei Schiffe mit britischen Ansiedlern, mit allen Erfordernissen zum Anbau versehen, dahin ab, öffnete allen wegen religiöser od. politischer Meinung Verfolgten eine Freistätte daselbst u. ging 1682 selbst dahin, um die Verfassung zu entwerfen, welche späterhin die Grundlage der Constitution der Nordamerikanischen Freistaaten wurde. Er kaufte den Indianern die Landgebiete ab, schloß mit denselben billige Bündnisse u. gründete Philadelphia. Er kehrte später nach England zurück u. bemühte sich, seinen Glaubensgenossen Duldung u. Schutz zu verschaffen. Dies wollte ihm aber nicht sogleich gelingen, denn das Parlament verfolgte die Quäker unerbittlich. Endlich drang er 1689 unter Wilhelms III. Regierung mit seinen Anträgen durch. Dagegen wurde ihm seine Anhänglichkeit an Karl II. u. Jakob II. zum Verbrechen angerechnet u. er beschuldigt, mit den Stuarts in geheimen Verbindungen zu stehen. Er mußte sich 1693 deshalb vor Gericht stellen, wurde aber völlig freigesprochen. Dieser Beschuldigungen wegen war ihm sogar die Verwaltung seiner Colonien genommen worden, welche er aber 1696 zurückerhielt. Nun lebte er mehre Jahre in England zurückgezogen, um ähnliche Angriffe zu vermeiden; 1699 reiste er abermals nach Amerika, um die Einrichtung seiner Colonie zu vollenden. Nach seiner Zurückkunft verehelichte er sich, da seine Gattin gestorben war, wieder, dann machte er eine Reise nach Deutschland u. Holland in den Angelegenheiten der Quäker. Auch die Königin Anna war ihm gewogen u. wünschte ihn in ihrer Nähe zu haben, doch zog er die Abgeschiedenheit vor. 1712 verkaufte er sein Eigenthumsrecht an Pennsylvanien für 280,000 Pfd. Sterl. an die Krone, dann lebte er noch einige Jahre zu Rushamb in Buckinghamshire u. st. daselbst 30. Mai 1718. Er schr. noch: Fruits of solitude (deutsch Tüb. 1795); Werke Lond. 1726, 1782, 4 Bd. Vgl. Marsillac, Vie de Guill. P., Par. 1791, 2 Bde. (deutsch von Friedrich, Strasb. 1793); Clerkson, Mem. of the private and public life of W. P., Lond. 1813, 2 Bde. Dixon, W. P., Lond. 1853, 2. A.; W. P. u. die Zustände Englands 1644–1718, aus dem Englischen von E. Bunsen, Lpz. 1854.