Maulwurf [1]

Maulwurf [1]

Maulwurf (eigentlich Mul- od. Mullwurf, vom niederdeutschen mul, mull lockere, zerriebene Erde, also Erdaufwerfer), 1) (Talpa), Säugthiergattung aus der Unterordnung der insectenfressenden Raubthiere; Kopf rüsselförmig, Pfoten zum Graben eingerichtet, Zähne verschieden, aber mit wahren od. lückenzahnartigen Eckzähnen; zerfällt jetzt in folgende Untergattungen: a) Wassermaulwurf (Scalops), mit oben zwei, unten vier Schneidezähnen, überall ein lückenzahnartiger Eckzahn, oben vier, unten zwei Lücken- u. oben vier, unten drei echten Backenzähnen jederseits: Art: Gemeiner M. (Sc. aquaticus), in Nordamerika, fast wie unser M., aber Ohren u. Augen sehr klein u. im Pelze versteckt; b) Eigentlicher M. (Talpa), mit oben sechs, unten acht Vorderzähnen, wirklichen Eckzähnen, oben vier, unten drei Lückenzähnen jederseits u. überall drei echten Backenzähnen, Vorderpfoten sehr breit u. nach außen u. hinten gerichtet; Art: Gemeiner M., s.u. 2); c) Sternmaulwurf (Condylura), vorn am Rüssel sternförmig gestellte Fühlfäden; Art: Großschwänziger St. (C. macrura), in Nordamerika, hat oben sechs, unten vier Vorderzähne, einen lückenzahnartigen Eckzahn u. oben drei, unten fünf Lücken-, oben vier, unten drei echte Backenzähne; d) Goldmaulwurf Chrysochloris), kurzrüsselig, oben mit zwei, unten vier Vorder-, überall oben zwei echten u. fünf bis sechs Lücken- u. unten zwei echten u. vier bis fünf Lückenbackenzähnen, keinen Ohrmuscheln, ganz verdeckten Augen, nur drei Krallen an den Vorderfüßen, von denen die äußeren sehr stark u. sichelförmig, Behaarung metallisch glänzend; Art: Gemeiner G. (Chr. capensis). 2) Gemeiner M., Europäischer M. (T. europaea), Art dieser Gattung, mit schwarzen, sammetweichen, langen Haaren (Varietät weiß, erbsgelb, auch gefleckt); ein unterirdisches Thier, Augen wie ein Mohnkorn, von einem Haarkranz umgeben, geben wahrscheinlich dem zu Tage gekommenen nur einen Lichtschein, riecht u. hört sehr sein; die schaufelförmigen, starkmuskeligen Vorderpfoten sind kurz, stark u. breit; mit ihnen wirst er die Erde nach hinten; Kopf noch einmal so lang als breit, hat im Nacken starke Muskeln. Frißt Würmer, Käferlarven, Frösche u. Krebse, welche er rückwärts in seine Höhle zieht, ja selbst seines Gleichen, wobei er den Bauch aufschlitzt, Eingeweide u. Fleisch ausfrißt, die Haut aber liegen läßt, Pflanzentheile aber frißt er nicht[19] lebt in Europa, Nordasien u. Afrika. Sein Nest ist mit Laub u. Moos ausgefüttert; im Monat April od. Mai wirft er 3–4 nackte, blinde Junge. In Feldern u. Gärten, wo er die Wurzeln durch seine Gänge abstößt u. die Erdfläche durch die aufgestoßenen Maulwurfshaufen uneben macht, sucht man den M. möglichst wegzufangen; in den Wiesen darf man ihn aber nicht ganz beseitigen, weil er eine Menge schädlicher, die Wurzeln der Gräser verwüstender Insecten u. Käferlarven verzehrt u. den Wiesen durch sein Aufstoßen nicht schadet, indem das Zertheilen der aufgestoßenen Erdhaufen der Wiese selbst nützt. Am meisten arbeitet er vom Mai bis Ende Juni u. von Anfang Juli bis Ende October, u. in dieser Zeit muß man ihm hauptsächlich nachstellen; es gibt auch Stunden des Tages, welche zum Fangen günstiger sind, als andere. Das Wegfangen besorgen eigene Maulwurfsfänger durch Maulwurfsfallen; letztere ähneln einer Zange, deren beide Theile durch eine Feder zusammen gedrückt werden; an jedem Ende ist ein mondförmiges Quereisen angebracht; beide Theile werden mit einem kleinen eisernen Teller auseinander gestellt, so daß die beiden Quereisen fast ein eirundes Loch bilden. Man legt zwei solcher Fallen, die Öffnung auswärts, in einen Gang, welcher häufig von den Maulwürfen befahren wird, u. deckt sie leicht mit einem Rasenstück zu. Indem nun der M. beim Wühlen den Teller wegstößt, schlägt die Falle zusammen u. erdrückt den M. Anders sind die hölzernen Bügelfallen: Neben einem sehr befahrenen Gange wird ein hölzerner Bügel in die Erde gesteckt; an diesem sind zwei Drahtringe mit Bindfaden befestigt; der Gang wird etwas aufgegraben u. zwei gespaltene Stücken Holz quer hineingesteckt, in jedem Spalt steckt ein Drahtring; zwischen beiden werden zwei Stellhölzer (das eine nur locker) in die Erde gesteckt; zwischen beiden wird der niedergedrückte Bügel mittelst eines Knebels befestigt. Ist der M. durch den Drahtring gekrochen u. wühlt an den Stellhölzern, so löst sich der Knebel, der Bügel springt in die Höhe u. der Drahtring würgt den M. Die von Buhle in Halle erfundene besteht aus zwei blechernen Cylindern, welche in einander geschraubt werden können. Vorn an beiden Cylindern ist eine Fallthüre, die sich nur nach innen öffnet. Auch ersticht man den M., wenn er oben die Erde aufstößt, mit Spaten od. mit den Maulwurfsgabeln, hölzernen Stöcken, mit einer hölzernen, 2 Fuß im Durchmesser haltenden Scheibe an der Spitze; woran mehrere, 6–8 Zoll lange, eiserne Stifte angebracht sind. Auch fängt man ihn im Frühjahr mit großen, oben etwas engeren, inwendig gut glasirten u. mit Schweinefett bestrichenen, in die Erde gegrabenen Töpfen, in welche man einen lebendigen M. thut, indem sie nach diesem gehen u. sich fangen; man vergiftet sie auch mit gekochtem u. in Stücken gebrochenem Schierling od. Phosphorlatwerge, welche man in die Fährten derselben thut. Das Fell benutzt man zu geringem Pelzwerk u. Futter von Blaseröhren; das Haar gebraucht man hier u. da zu seinen Hüten. 3) Capischer M., so v.w. Bleßmoll, s.u. Sandgräber.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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