- Sabīnus [1]
Sabīnus, Name mehrer Römer, bes. aus der Claudia gens (s. Claudius 1)_– 3); außerdem: 1) Q. Titurius S., Legat des Julius Cäsar, wohnte mit demselben dem ganzen Gallischen Kriege bei u. besiegte im dritten Jahre des Feldzuges die Uneller, wurde aber mit L. Cotta von den Eburonen 54 v. Chr. geschlagen; er begleitete dann den Cäsar in den Bürgerkrieg. 2) S. Tiro, Dichter unter Augustus, Freund des Horatius, großer Liebhaber der Weiber u. Feinschmecker; er schr. ein Gedicht über den Gartenban (verloren). 3) Aulus, römischer Dichter, Freund des Ovidius, st. 10 v. Chr.; er schr. poetische Antworten auf die Heroiden des Ovidius, von denen nur noch drei vorhanden sind, gewöhnlich herausgeg. mit Ovidius, auch herausgeg. von Lörs, Köln 1829 f., 2 Bde.; von Einigen werden sie dem Angelus Quirinus S., einem lateinischen Dichter des 15. Jahrh., zugeschrieben. Vgl. Jahn, De Ovidii et A. Sabini epistolis. Lpz. 1826. 4) S., Statthalter des Augustus in Syrien, plünderte den Schatz in Jerusalem, weshalb die Juden die Römer in der Burg belagerten. Varus kam ihnen aus Syrien zu Hülfe; S. selbst war vor Ankunft des Varus entflohen. 5) Cajus Poppäus S., 9 n. Chr. Consul, kämpfte glücklich gegen die Thracier, wurde 10 n. Chr. Statthäkler in Mösien, unter Tiberius auch noch in Macedonien u. Achaia u. st. 35 n. Chr.; er war Großvater der Poppäa Sabina. 6) Masurius, römischer Rechtsgelehrter aus Verona, lebte unter Tiberius, Schüler des Capito, von welchem die Sabinianer od. Sabinianische Schule, eine Rechtsschule neben den Proculianern (s.u. Rechtsschulen 2), den Namen erhielt. Seine kurz gefaßten drei Bücher de jure civili bekamen durch die vielen Commentare dazu u. die nach dem Muster derselben verfaßten Schriften eine große Ausdehnung u. wurden so die Fundgrube für das Civilrecht. 7) Nymphidius, Sohn eines Freigelassenen, rühmte sich der natürliche Sohn des Kaisers Caligula zu sein u. machte nach Neros Tode einen Versuch den römischen Thron zu besteigen, doch wurde sein Plan vereitelt u. er selbst hingerichtet. 8) Calvisius S., ein reicher aber ungebildeter Römer unter Caligula; um viel zu wissen, kaufte er eine Anzahl Sklaven, von denen er jeden einen griechischen Dichter auswendig lernen ließ, u. da die Sklaven, welche sein Eigenthum waren, ihre Aufgabe gelernt hatte, so glaubte er, daß auch ihr Wissen sein Eigenthum sei. 9) Flavius, älterer Bruder Vespasians, war unter Vitellius Präfect von Rom, kam bei der Erhebung der Legionen Mösiens u. Pannoniens 69 n. Chr. auf der Flucht nach dem Capitol um. 10) Julius, ein Lingoner, Feldherr in Gallien, ließ sich nach Vitellius zum Kaiser ausrufen; Vespasian aber schickte eine Armee gegen ihn, welche die Anhänger des S. schlug, er selbst floh in die Wälder u. hielt sich in einer Höhle auf, wohin ihm heimlich seine Gemahlin Empona Speise u. Trank brachte. Nachdem er so 9 Jahre lang erhalten worden war, entdeckte ihn ein Soldat u. verrieth ihn dem Vespasian, welcher ihn mit seiner Gattin in Ketten vor sich bringen u. hinrichten ließ.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.