Saugwerk

Saugwerk

Saugwerk (Luftwerk, Abheber), Maschine zum Heben des Wassers; sie wird als einfache Saugpumpe (vgl. Pumpe 3) A) u. B) u. Brunnen) in gewöhnlichen Brunnen, außerdem aber in Salz- u. Bergwerken gebraucht u. ist dann meist zusammengesetzter gebaut. Bei der gewöhnlichen Saugpumpe steht die Saugröhre (bei den Bergleuten Ansteckröhre, Ansteckekiel genannt) mit ihrem unteren Ende im Wasser. In dem darüber befindlichen Kolbenrohre (Stiefel) geht der an der Kolbenstange (Saugstange) sitzende Kolben auf u. ab. Zum Anfüllen des Stiefels wird nach Bedarf eine kleine Saugpumpe (Saugmutter) gebraucht. An der Verbindungsstelle beider Rohre ist das nach oben sich öffnende Admissionsventil (Saugrohrklappe, Saugrohrventil, Bodenventil, Thürel) angebracht u. die Röhre mit einem eisernen Ring (Fröschel, Fröschelring), um das Zerspringen der Röhre zu verhüten, umlegt. Das Emissionsventil sitzt als Kolbenventil am Kolben. Den ganzen Apparat nennt man einen Saugsatz. Das Spiel des S-s u. die Art u. Weise, wie durch dasselbe Wasser gehoben werden kann, s.u. Pumpe B) a). Der Raum vom niedrigsten Stande des Kolbens[4] bis zum Bodenventile heißt der Schädliche Raum, weil er, wenn er zu groß ist, verhindert, daß beim Beginn des Pumpens die Luft im Stiefel hinlänglich verdünnt u. ausgepumpt werden kann u. dann das Wasser nicht bis in den Stiefel steigt. Diesen Nachtheil kann man jedoch dadurch beseitigen, daß man beim Anlassen des Werkes oben in den Stiefel Wasser gießt u. zugleich das Kolbenventil öffnet, damit das Wasser alle Luft aus dem Schädlichen Raum austreibt. Will man aber das Wasser zu einer bedeutenden Höhe heben, so ist ein S. nicht ausreichend, denn man kann durch das bloße Saugen des S-es das Wasser nur 30–32 Fuß heben (Saughöhe), weil dann die Schwere der aufgesaugten Wassersäule dem Druck der Atmosphäre das Gleichgewicht hält. Dagegen kann man die Ausgußöffnung viel höher legen, wenn man über der Kolbenröhre noch eine Steig- (Aufsatz-) röhre anbringt (hoher Satz od. ein vereinigtes Saug- u. Hubwerk). Ist hingegen der Ausguß nahe über dem höchsten Stande des Kolbens angebracht, so heißt es ein niedriger Satz od. ein S. schlechtweg. Statt des Hubwerks kann auch ein Druckwerk (s.d.) angewendet werden, u. man hat dann ein vereintes Saug- u. Druckwerk od. eine Saug- u. Druckpumpe. Damit keine Unreinigkeit in die Pumpe kommen kann, wird am untern Ende der Saugröhre ein durchlöchertes Blech (Seiherhlech) angebracht, welches Kugelgestalt hat, damit es den Wasserdruck besser aushalten kann. Soll das S. einen ununterbrochenen Wasserstrahl liefern, so muß man eine doppelt wirkende Pumpe anwenden od. zwei einfache mit einander verbinden; vgl. Pumpe 3) B) b) bb). Ist das Wasser auf sehr bedeutende Höhen zu heben, wie z.B. in Bergwerken, so bringt man zwei od. mehrere S-e über einander an, wovon das untere das Wasser in einen Behälter ausgießt, aus welchem das darüber befindliche saugt. Diese größeren S-e werden durch Wasserräder, Roß- od. Windmühlen, od. durch Dampfmaschinen in Bewegung gesetzt. Bei Dampfmaschinen mit einem Balancier pflegt man an jedem Schenkel des Balanciers eine Kolbenstange anzubringen, von welchen die eine niedergeht, wenn die andere steigt, u. so beide wechselseitig Wasser heben (doppelte S-e). Auch bringt man mehrere Paar S-e neben einander an (zusammengesetzte S-e). Bei größeren S-en, wie bei den Saug- u. Druckwerken in den Wasserwerken, welche größere Städte (z.B. Berlin u.a.) mit Wasser versorgen, sind die Rohre von Gußeisen, der Stiefel gebohrt u. polirt, der Kolben massiv; die messingnen Ventile eingeschliffen; der untere Theil der Saugröhre (Schlund) ist sehr erweitert u. mit Löchern versehen, er dient statt des Seiherbleches; zwischen der Saug- u. Kolbenröhre ist ein kurzer Cylinder (Ventilstück) mit dem Admissionsventil angebracht. Ein an diesem Cylinder angegossener Kasten ist so eingerichtet, daß man ihn öffnen u. Reparaturen am Ventile vornehmen kann. Wird das S. von einer Dampfmaschine getrieben, so gibt man dem Stiefel bis zu 30 Zoll im Durchmesser. Schöpft das S. aus einem Sumpfe, welcher nach u. nach niedergeht, so gebraucht man den Schleicher, eine Röhre, welche genau in die Saugröhre paßt u. Anfangs nur mit dem durchlöcherten Schlunde hervorragt. Der Schleicher ruht auf einer eisernen Platte (Bischofsmütze), u. geht nach u. nach mit derselben auf dem Sumpfe nieder. Wenn die Kolbenstange nicht durch die Aufsatzröhren hindurchgeht u. die bewegende Kraft nahe über dem Stiefel angebracht ist, so werden die Aufsatz- od. Steigröhren neben dem Stiefel errichtet u. mittelst eines Kniestückes od. einer Kropfröhre oben an der Seite des Stiefels angebracht. In diesem Falle ist der Stiefel oben mit einer Platte geschlossen, u. die Kolbenstange gebt durch eine Stopfbüchse in der Platte.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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