- Senkowski
Senkowski, 1) Joseph (Ossip) Iwanowitsch, geb. 19. (31.) März 1800 auf dem Gute seiner Mutter, unweit Wilna, besuchte die Wilnaer Universität u. machte darauf, um sich in den Orientalischen Sprachen zu vervollkommen, von 1819 bis 1821 eine Reise nach der Europäischen Türkei, Kleinasien, dem Archipelagus, Syrien, Ägypten u. Nubien, in Folge deren er schon während der Reise eine Anstellung bei der russischen Mission in Constantinopel erhielt. Nach Petersburg zurückgekehrt wurde er 1821 dem Asiatischen Departement zugezählt mit dem Range eines Übersetzers beim auswärtigen Collegium, im März 1822 zum Professor der Orientalischen Sprachen an der Universität Wilna u. am 11. Juli desselben Jahres zum Professor an der Universität in Petersburg ernannt; nachdem er 1828 bis 1833 auch das Amt eines Censors versehen hatte, nahm er 1847 seine Entlassung u.st. 4. (16.) März 1858 in Petersburg. Die meisten seiner Schriften enthielt das von ihm selbst im Jahr 1834 begründete u. redigirte Journal Biblioteka dlja tschtenija (Lesebibliothek, u.a. Über den Ursprung der Russen, Über die skandinavischen Sagen, Anmerkungen zu Herodots Skythien, Über die Poesie der Araber vor Muhammed, Die ideale Frauenschönheit etc.); andere die Sammelwerke Nowoselje (Die neue Heimath); Sto' russkich literatorow (Hundert russische Autoren) u. verschiedene Almanache etc. Auch schrieb er in den letzten Jahren seines Lebens das Feuilleton des Syn Otetschestwa (Sohn des Vaterlandes); bes. erschienen von S. Collectanea (Auszüge aus türkischen Historikern[848] zur Geschichte Polens), Warschau 1824 f., 2 Bde.; Supplément à l'histoire des Huns (Eine Geschichte der Herrschaft der Usbeken in der Bucharei etc.), Petersb.; Lettre de Tutundju-Oglu, ebd. 1828; Karmannaja knishka dlja russkich woinow w turezkich nochodach (Taschenbuch für russische Krieger in der türkischen Campagne), ebd. 1828, 2 Bdchn., 2. Ausg. ebd. 1854; Mirsa Chadshi-Baba Isfagani w Londonje, ebd. 1830, 4 Bde.; Mirza Hadshi-Taba in Persien u. der Türkei, ebd. 1831, 4 Bde. (zwei Romane, nach dem Englischen bearbeitet), 2. Aufl. 1848; u. Fantastitscheskija pute schestwija Barona Brambeusa, ebd. 1833, 2. Ausg. 1845; er übersetzte: Memoiren Resmi-Achmed-Efendi's aus dem Türkischen Kriege 1769–1776 (aus dem Türkischen); Muallaka Lewida (aus dem Arabischen); Die Eimundssage (aus dem Isländischen) u.a.m., u. gab Jac. Berggrens Specimen d'un dictionnaire abrégé français-arabe, Marb. 1847, heraus. S-s sämmtliche Werke werden gegenwärtig zum Druck vorbereitet u. 9 Bände umfassen. 2) Adelaide Alexandrowna, geb. Baronesse Rall, Gattin des Vorigen, st. am 30. Mai 1859 in Petersburg. Sie ist bekannt durch mehre in der Bibliothek zur Lectüre abgedruckte Erzählungen; nach Einigen sollen sogar die unter dem Namen ihres Gatten erschienenen Novellen Ljubow i Smert (Liebe u. Tod), sowie Shenskaja shisn' w njeskolkich tschasach (Das Frauenleben in einigen Stunden) von ihr sein. Sie ist zugleich Verfasserin der Erinnerungen (biographische u. literarische Skizzen aus der Lebensgeschichte ihres Gatten), Petersb. 1859.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.