Soissons [2]

Soissons [2]

Soissons, Grafen von S., 1) Louis von Bourbon I., Prinz von Condé, folgte 1557 seinem Vater als Graf von S., s. Condé 1). 2) Charles von Bourbon, Graf von S., geb. 1557, der jüngste Sohn des Prinzen Ludwig I. von Condé u. der Francisca von Orleans-Longueville. Er wurde katholisch erzogen, war Anfangs ein Werkzeug der Guisen, welche ihm den König Heinrich von Navarra entgegen setzen wollten. Als ihm aber dieser, damals noch kinderlos, die Hand seiner Schwester Henriette u. mit derselben, falls er ohne Erben bliebe, die Anwartschaft auf Navarra u. seine großen Herrschaften versprach, entfloh er von dem Hofe Heinrichs III., sammelte in der Normandie 300 Reiter u. 1200 Arkebusiere u. vereinigte sich 1587 mit Heinrich von Navarra an der Loire. Er wohnte der Schlacht bei Coutras bei u. ging dann nach Bearn, um die Prinzessin Henriette zu heirathen. Diese Partie zerschlug sich aber, u. Charles kehrte nun zu Heinrich III. zurück, welcher damals (1588) Paris hatte verlassen müssen. In dem Kriege gegen die Ligue zeichnete er sich aus u. wurde zum Gouverneur der Bretagne ernannt, auf der Reise dahin aber gefangen genommen u. nach Nantes gebracht. Durch List befreit, eilte er zu dem Heere Heinrichs IV., welcher damals schon den Titel eines Königs von Frankreich angenommen hatte, u. zeichnete sich in mehren Gefechten so aus, daß ihn dieser zum Grand-maître von Frankreich ernannte u. ihm 1601 das Gouvernement der Dauphiné anvertraute. Nach Heinrichs IV. Tode machte er Ansprüche auf die Regentschaft, ließ sich aber durch die Statthalterschaft der Normandie u. eine Pension von 50,000 Thalern abfinden. Indessen mischte er sich in alle Hofintriguen u. stellte sich 1612 an die Spitze der Hugenotten; er st. 1. Nov. 1612 auf dem Schloß Blandy in La Brie. Er war seit 1601 mit der Gräfin Anna von Montasie (st. 1644) vermählt. 3) Louis von Bourbon, Graf von S., Sohn des Vorigen, geb. 1604 in Paris, folgte seinem Vater als Grand-maître de France u. Gouverneur der Dauphiné, welche seiner Jugend wegen durch den Marschall Lesdiguiéres verwaltet wurde. Schon im 16. Jahre ergriff er die Partei der Königin Mutter, Maria dei Medici, gegen ihren Sohn Ludwig XIII. u. begab sich nach Angers, wo Maria ihren Hof hielt. Um sich gefürchtet zu machen, ließ er sich mit den Hugenotten in Unterhandlungen ein; da ihm diese aber nicht trauten, kehrte er zu der Partei Ludwigs XIII. zurück u. begleitete den König in den Feldzug von 1622 gegen. die Hugenotten. Er leitete die Belagerung von Rochelle, welche aber durch den Frieden mit den Protestanten unterbrochen wurde. Dadurch daß Richelieu S-s Verbindung mit der Prinzessin von Montpensier hintertrieb, machte er ihn zu seinem entschiedensten Gegner. 1626 durch die Theilnahme an einer Verschwörung gegen Richelieu compromittirt, ging er nach Italien, aber Ludwig XIII. rief ihn zurück u. nahm ihn mit zur Belagerung von Rochelle. 1630 kaufte er die Grafschaft Soissons von dem Prinzen Heinrich von Cond., begleitete den König nach Italien u. erhielt dann das Gouvernement von Champagne u. la Brie. Als 1636 in dem Kriege gegen Spanien Ludwig XIII. 5 Armeen in das Feld stellte, erhielt S. die kleinste, an der Aisne u. Oise aufgestellte u. wurde von den Spaniern zum Rückzug nach Noyon gezwungen. Ein neuer, wieder vereitelter Mordanschlag auf Richelieu, in welchen[248] einige Anhänger Louis' verflochten waren, nöthigte ihn zur Flucht nach Sedan, u. 1641 verband er sich, aus Haß gegen Richelieu, mit den Spaniern. Richelieu schickte den Marschall Chatillon gegen ihn, welcher zwar am 6. Juli 1641 bei Marse bei Sedan geschlagen wurde, aber auch der Graf Louis wurde durch einen Pistolenschuß getödtet, ohne daß man den Mörder erfahren konnte. Mit ihm erlosch diese Seitenlinie des Hauses Bourbon-Condé in männlicher Linie, sie wurde aber durch die Söhne seiner Schwester Marie, Gemahlin des Thomas Franz von Savoyen, Prinzen von Carignan, fortgesetzt. 4) Emanuel Philibert Amedee von Savoyen-Carignan, Graf von S., ältester Sohn von Thomas Franz von Savoyen u. Marie von Bourbon-Soissons, geb. 1630 in Chambery, setzte die Linie Savoyen-Carignan fort, war taub u. st. 1705. 5) Eugen Maurice von Savoyen, Graf von S., Bruder des Vorigen, geb. 1633 in Chambery, war Anfangs zum geistlichen Stand bestimmt, trat aber später in französische Kriegsdienste u. heirathete 1657 Olympia Mancini. Mazarin ernannte ihn deshalb zum Generalobersten der Schweizer u. zum Gouverneur der Champagne. Er zeichnete sich bes. 1667 in den flandrischen Kriegen aus, wurde 1672 zum Generallieutenant ernannt, nahm an den Feldzügen in Holland u. am Rhein Theil u. st. 7. Juni 1673 in Westfalen. Seine Gemahlin Olympia Mancini, Nichte Mazarins, kam 1647 nach Paris u. wurde Oberintendantin des Hauses der Königin, verlor aber diesen Posten wegen ihrer Einmischung in die Liebeshändel des Königs Ludwig XIV. Sie wurde durch die Geständnisse der berüchtigten Giftmischerin Brinvilliers so compromittirt, daß sie nach Flandern entwich, von wo sie sich nach Madrid begab. Man gibt ihr Schuld ihren Gemahl vergiftet zu haben, u. der Herzog von St Simon behauptet auch, daß sie die Gemahlin Karls II., Königs von Spanien, auf dieselbe Weise umgebracht hätte. Sie st. 9. Octbr. 1708 in Brüssel, von aller Welt verlassen. Ihr jüngerer Sohn war der Prinz Eugen von Savoyen, ihr älterer 6) Ludwig Thomas, geb. 1658, welcher 1702 an seinen vor Landau empfangenen Wunden starb, setzte die Linie Savoyen-S. fort, welche, nachdem sie von seinem Sohne 7) Emanuel, geb. 1697, bis 1729 fortgesetzt war, mit 8) Eugen Johann Franz, dessen einzigem Sohne, geb. 1714, 1734 erlosch.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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