- Milētos [2]
Milētos (.a. Geogr.), 1) wichtige Handelsstadt in Karien (Kleinasien), südlich von der Mündung des Mäander, bestand aus der äußeren u. inneren Stgdt, welche durch eine gemeinschaftliche Mauer umgeben waren u. hatte (in späterer Zeit) 4 Häfen, vor welchen die Tragasäischen Inseln lagen; in ihr wurden Künste u. namentlich Wissenschaften getrieben, u. sie ist Geburts ort des Thales, Anaximander, Anaximenes, Hekatäos, der Aspasia u. anderer ausgezeichneter Hetären. Südlich bei M. lag der berühmte Tempel des Didymäischen Apollon, mit einem Orakel, dessen Verwaltung erblich in der Priesterfamilie der Brgnchidä war. In der Umgegend wurde viel Wolle erzeugt. M. war eine alte Gründung, welche schon die hier einwandernden Joner vorfanden. Die Milesier trieben frühzeitig Schifffahrt durch das ganze Mittelmeer u. in dass Schwarze Meer u. wurden bald so mächtig daß sie[261] an 80 Colonien anlegten. M. mußte sich dem Kyros unterwerfen, blieb lange bei Persien, doch ziemlich unabhängig davon, wurde in den persischen Kriegen, in denen es sich an die sich empörenden übrigen ionischen Griechen anschloß, 494 v. Chr., zerstört, aber wieder aufgebaut. Es gerieth wegen der Oberherrschaft über Priene mit Samos in Krieg, in welchem die Milesier von den Athenern unterstützt wurden, wofür sie im Peloponnesischen Kriege auf die Seite derselben traten, bis Alkibiades sie den Lakedämoniern zuwandte. 411 Schlacht bei M., aus welcher die siegreichen Athener bei Annäherung einer peloponnesischen Flotte nach Samos sich zurückzogen. Ihren dem jüngeren Kyros geleisteten Beistand rächte Artaxerxes durch harte Sklaverei; Alexander der Große eroberte sie u. zerstörte einen Theil auf seinem persischen Feldzuge. Sie blieb mittel mäßige Handelsstadt u. fand endlich ihren Untergang wohl durch die Türken od. durch Timurs Einfall. Jetzt ist die Stätte, wo M. lag, durch Anschwemmung ganz verändert, nur von dem Tempel gibt es noch Ruinen. Vgl. Rambach, De Mileto ejusque coloniis, Halle 1790; Schröder, De rebus Milesiorum, Strals. 1827; Soldan, Res milesiae, Darmst. 1829. 2) Stadt auf Kretas Nordküste, beim Vorgebirge Dion; j. Milata.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.