Theodōra

Theodōra

Theodōra, 1) berüchtigte Hetäre in Athen, zog bes. des Sokrates Zuhörer von ihm ab. 2) Flavia Maximiana, Tochter der Eutropia u. eines Syrers, Stieftochter des Kaisers Maximian; als Constantinus Chlorus zum Cäsar ernannt wurde, mßte er sich von seiner Gemahlin Helena trennen u. die Th. heirathen. 3) Tochter des Acacius, geb. auf Cypern, kam früh nach Constantinopel u. wurde von ihrer Mutter für das Theater erzogen; sie zeichnete sich in den Pantomimen aus, trieb aber vorzüglich das Geschäft einer Hetäre. Später begleitete sie den Statthalter Ekebolos nach Afrika; von demselben aber bald entlassen, lebte sie erst in der größten Noth in Alexandria u. kehrte nach Constantinopel zurück, wo sie ihren früheren Lebenswandel gänziich änderte, so daß Justinian, damals Patricier, sie wegen ihrer Schönheit u. Anmuth heirathete. Nachdem Justinian den Thron bestiegen hatte, wurde auch Th. von dem Patriarchen gekrönt. In den damaligen Monophysitischen Streitigkeiten begünstigte sie fortwährend die Monophysiten in der Morgenländischen Kirche. Ihr gehört die Einrichtung eines Palasts auf der asiatischen Küste zu einem Kloster, in welchem 500 Buhlerinnen Aufnahme u. Gelegenheit fanden ihren früheren Lebenswandel zu bereuen. Sie st. 12. Juni 548. Vgl. Jugler, Von der Gelehrsamkeit der Kaiserin Th., Hamb. 1742; F. I. P. v. Ludewig, Vita Justiniani. Theodorae et Triboniani, Halle 1731. 4) (Theodosia), Gemahlin des Kaisers Leo V., wurde von dessen Nachfolger Michael II. mit ihren Söhnen auf die Insel Prote verwiesen, von wo sie nach Chalkis gebracht wurde; sie starb daselbst 822. 5) Th., Tochter des Paphlagoniers Marinos u. der Theoktiste, 830 vom Kaiser Theophilos zur Gemahlin erwählt. Obgleich Theophilos die Bilderverehrung verbot, blieb Th. doch im Stillen eine Anhängerin derselben, u. nachdem ihr Gemahl 842 gestorben u. sie mit der Regentschaft für ihren unmündigen Sohn Michael III. beauftragt war, so führte sie den Bilderdienst wieder ein, indem sie zugleich das jährlich zu feiernde Fest der Rechtgläubigkeit stiftete. Damit endigte sich der Bilderstreit (s.d.). Sodann erneuerte sie die Verfolgung der Paulicianer (s.d.), in deren Folge blutige Kriege gegen die Sarazenen geführt wurden, u. bekehrte hierauf die Bulgaren zum Christenthum. Da ihr Sohn Michael III. höchst ausschweifend lebte u. ihren guten Rathschlägen kein Gehör gab, zog sie sich 854 in den Privatstand zurück u. st. 867. 6) Th. die Ältere, eine berüchtigte Buhlerin in Rom zu Anfang des 10. Jahrh. Sie war die Gattin des Senators Constantin, besaß durch den Markgrafen Adalbert von Toscana die Engelsburg u. leitete von 890–920 die Angelegenheiten Roms. Vgl. Johannes 245). Ihre mit dem Markgrafen Adalbert gezeugten Töchter Marozia (s.d.) u. 7) Th. die Jüngere waren ihr ähnlich. Die Sage von ihr u. vom Papste Johann X. soll zur Fabel von der Päpstin Johanna Anlaß gegeben haben. 8) Th., Tochter des byzantinischen Kaisers Constantin IX., wurde nach Michaels V. Entthronung 1042 mit ihrer Schwester Zoe auf den Thron gesetzt u. st. 1056, s. Byzantinisches Reich S. 529. 9) Th., Urenkelin des Kaisers Alexius, Gemahlin Balduins III., König von Jerusalem. Nach dem Tode ihres Gemahls pflog sie vertrauten Umgang mit Andronikos u. wurde Mutter zweier Kinder von ihm. Sie begleitete ihn auf seiner Flucht aus Palästina nach Asien, wo sie aber gefangen u. nach Constantinopel gebracht wurde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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