- Thomson
Thomson (spr. Tammsen), 1) James, geb. 11. Sept. 1700 zu Ednam in der schottischen Grafschaft [536] Roxburgh, studirte in Edinburg Theologie u. wurde dann Hofmeister in London, wo er 1726 seine dichterische Laufbahn mit dem beschreibenden Gedicht: Der Winter begann; 1731 begleitete er einen Sohn des Lordkanzlers Talbot auf seinen Reisen durch Frankreich, Schweiz u. Italien u. erhielt erst durch Talbots Verwendung eine einträgliche Pfründe, dann vom Prinzen Friedrich von Wales eine Pension von 100 Pfd. Sterl. u. zuletzt die Sinecure als Oberaufseher über die Antillen, starb aber bald darauf am 27. Aug. 1748 u. erhielt in der Westminster-Abtei ein Denkmal. T. besaß eine kräftige u. fruchtbare Phantasie u. bereicherte die Dichtkunst mit vielen neuen u. originellen Bildern. Er schr. das berühmte Gedicht The Seasons (der Winter 1726, der Sommer 1728, der Frühling 1729 u. der Herbst 1730) zusammen 1730 u. ö. (deutsch: Die Jahreszeiten, von L. Schubart, Berl. 1789, 3. A. 1805; von Tobler, Zürich 1781; von Harries, Altona 1796; von Nauendorf, ebd. 1816; von Schmitthenner, Zwick. 1822; von Soltau, Braunschw. 1823; von Rosenzweig, Hamb. 1825; von Bruckbräu, Münch. 1828; n. A. 1836; der am Schluß befindliche Hymnus von K. L. von Knebel, Jena 1824); Liberty (ein didaktisches Gedicht); The Castle of Indolence (eine Allegorie); 5 Trauerspiele (darunter Sophonisbe u. Tancred and Sigismunda, deutsch von I. H. Schlegel) u. mit Mallet das Maskenspiel Alfred, dessen Schlußchor das berühmte, zum britischen Volkslied gewordene Rule Britannia (s.d.) ist. Werke: Lond. 1730; Edinb. 1768, 4 Bde., u. 1788, 2 Bde.; Lebensbeschreibung von Murdoch, Lond. 1803, 3 Bde. 2) Thomas, geb. 12. April 1773 zu Criff in der schottischen Grafschaft Perth, studirte in Glasgow u. Edinburg, war erst Lehrer der Chemie in Edinburg, zog 1813 nach London u. wurde 1817 Professor der Chemie in Glasgow; er starb 2. Juli 1852 zu Kilmure in der schottischen Grafschaft Argyle. Bes. ist er durch die Versuche über die Atomgewichte der einfachen u. zusammengesetzten Stoffe bekannt, wo er von der Voraussetzung ausging, daß die Atomengewichte aller einfachen Stoffe genau Multipla von dem des Wasserstoffs wären. Berzelius machte aber diese Versuche verdächtig, u. der hitzige literarische Streit hierüber that dem Ansehn T-s als Chemiker wesentlichen Abbruch. Er schr.: System of chemistry, Edinb. 1802, 4 Bde., 7. Ausg., ebd. 1831, 2 Bde.; Outline of the scienses of heat and electricity, n. A. ebd. 1840, (deutsch von Wolff, Berl. 1805–11, 5 Bde.); History of the Royal Society, Lond. 1812; Elements of chemistry, Edinburg 1810; An attempt to establish the first principles of chemistry by experiment, Lond. 1825; 2 Bde.; The history of chemistry, ebd. 1830 f., 2 Bde.; Outlines of mineralogy and geology, Edinb. 1836, 2 Bde.; Chemistry of organic bodies, Lpz. 1838, 2 Bde.; u. gab die Annales of philosophy, Bd. 1–16 heraus. 3) John, geb. 1766, wurde 1806 Professor der Militärchirurgie an der Universität, später Professor der Chirurgie am Collegium der Wundärzte u. Stabswundarzt; dann Professor der Pathologie an der Universität zu Edinburg, ordentlicher Leibarzt der Königin Victoria für Schottland u. Vorsteher einer medicinischen Privatlehranstalt; er wurde 1837 in Ruhestand versetzt u. starb 1847 in Edinburg. Er schr.: Observ. on the lithotomy, Edinburg 1808; Appendix hierzu, ebd. 1810; Lectures on inflammation, ebd. 1813, 1818 (deutsch, Halle 1820, 2 Bde.); Report of observ. made in the British militar. hospitals in Belgia, Edinb. 1816 (deutsch von Buck, Halle 1820); An. account of the varioloid epidemic., Edinb. 1820; Histor. sketsh of the opinions entertained resp. the varieties and the secondery occurrence of small-pox, ebd. 1822. 4) Anthony Todd, geb. 1778, war früher Wundarzt am Chelseahospital, dann Professor der Materia medica, der Therapeutik u. der gerichtlichen Medicin zu London, wo er 3. Juni 1849 starb. Er schr.: A conspectus of the pharmacopoeias of the London, Edinburgh and Dublin Colleges of physicians, Lond. 1810, 12. Ausg. 1840 (deutsch von Braune, Lpz. 1822); The London dispensatory, Lond. 1811, 9. Ausg. 1837; On medic. education, ebd. 1826; Atlas of declinations of cutaneous eruptions, ebd. 1830; Elem. of materia med. and therapeutics, ebd. 1832–33, 2 Bde., 2. Ausg. 1837; Observ. on the employement of the joduret and hydriodate of iron, ebd. 1834; Comment. on the diseases of the skin, ebd. 1839 ff.; The sick-room, ebd. 1841 (deutsch von Schnitzer, Berl. 1843); Lect. on medic. jurisprudence, Lond. 1836 (deutsch Berl. 1840). Seine Gattin Katherine starb 19. Dec. 1862 zu Dover; sie war eine im Fach der Biographien u. Novellen fruchtbare Schriftstellerin u. schr. u.a.: The life of Raleigh, Life of Wolsey, Memoirs of the court of Henry VIII. Mem. of Sarah Duchess of Marlborough, Court secrets, The Literatury of Society; seit 1849 schrieb sie manches unter den Pseudonymen Grace u. Philip Wharton mit ihrem Sohn I. C. Thomson gemeinschaftlich.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.