- Schubart
Schubart, 1) Johann Christian S. Edler von Kleefeld, geb. 24. Febr. 1734 in Zeitz, wo sein Vater Zeugfabrikant war, wurde Leinweber, arbeitete als Amtscopist seit 1748 in Zeitz u. seit 1750 in Lauchstädt; seit 1751 uährte er sich als Privatschreiber u. Copist in Leipzig, Hirschberg, Wien u. dann seit 1756 wieder in Hirschberg; 1759 wurde er Secretär des Generallieutenants von Thadden, dann des Generals Werner u. war Augenzeuge der Affaire bei Treptow; er wurde dadurch mehren hochgestellten Personen bekannt u. Kriegs- u. Marschcommissär bei der englischen Hülfsarmee. Nach dem Frieden 1763 kehrte er nach Berlin zurück, lebte dann an mehren Höfen u. wurde hessen-darmstädtischer Hofrath. 1768 ging er wieder nach Leipzig u. kaufte 1769 das Rittergut Würchwitz bei Zeitz, dessen Bewirthschaftung er 1771 übernahm u. wozu er 1774 noch die Rittergüter Pobles u. Kreischa kaufte. Er war eifrigst bemüht durch Abschaffung der Brache, Trift u. Hutung, durch Anbau der vorzüglichen Futterkräuter, namentlich des spanischen Klees u. der Luzerne, sowie mehrer Handelsgewächse, namentlich Raps, Tabak u. Krapp, durch Einführung der Stallfütterung, Veredlung der Schafe u. bessere Cultur des Bodens sein Gut u. die ganze Ökonomie zu verbessern. 1784 ernannte ihn der Herzog von Koburg zum Geh. Rath u. Kaiser Joseph II. erhob ihn als Edlen von Kleefeld in den Adelstand; er st. 23. April 1787, u. ihm wurde am 19. Juni 1851 in Würchwitz bei Zeitz ein Denkmal gesetzt. Er schr.: Ökonomischer Briefwechsel, Lpz. 1786 f., 4 Hefte; Zuruf an alle Bauern, die Futtermangel haben (Preisschrift), Bresl. 1785; Landwirthschaftslehre, Lpz. 1797; Ökonomisch-kameralistische Schriften, ebd. 1783, 6 Thle, 3. Aufl., ebd. 1786; Denkschrift auf S. v. K., Dresd. 1841, 2. A. 1846; Biographie von Rockstroh, ebd. 1840. 2) Christian Friedrich Daniel, geb. 26. März 1739 in Obersontheim in der schwäbischen Grafschaft Limburg, studirte seit 1758 in Erlangen Theologie, wo er sich einem wüsten Leben ergab, wurde 1764 Schullehrer[443] in Geislingen, 1768 Organist u. Musikdirector in Ludwigsburg, wo er sein regelloses Leben in erhöhtem Maße fortsetzte u. wegen unordentlichen Lebens verhaftet war; kaum wieder frei wurde er wegen einer Parodie der kirchlichen Litanei des Landes verwiesen. Er lebte nun als Schöngeist u. Musiklehrer. In Heilbronn, dann in Manheim, seit 1773 in München u. hierauf in Augsburg, wo er sich durch Ausschweisungen u. freie Äußerungen über die Geistlichkeit viele Feinde machte; von hier ging er nach Ulm, wo er anfing ein geregeltes Leben zu führen, wurde aber, weil er in seiner Deutschen Chronik gemeldet hatte, die Kaiserin Marig Theresia sei vom Schlage gerührt worden, 22. Jan 1777 nach Blaubeuern gelockt, verhaftet u. auf Hohenasperg gebracht. Hier saß er über ein Jahr in einem finstern Gefängniß, worauf seine Hast milder wurde: durch den Festungscommandanten Rieger u. den Pfarrer Hahn wurde er hier aus einem Religionsspötter ein Mystiker u. endlich auf Verwenden des Königs Friedrich Wilhelm II. von Preußen (auf dessen Oheim Friedrich den Großen S. seinen berühmten Hymnus gedichtet hatte), nachdem er während seiner ganzen Gefangenschaft nie verhört worden war, am 11. Mai 1787 in Freiheit gesetzt u. zum Director der herzoglichen Hofmusik u. des Theaters zu Stuttgart ernannt, als welcher er 10. Oct. 1791 starb. Er sehr: Todesgesänge, Ulm 1767, u.a. (als Der Christ am Rande des Grabes) 1770; Gedichte aus dem Kerker (ohne sein Wissen veröffentlicht), Zür. 1785; Sämmtliche Gedichte, Frankf. 1787, 2 Bde. u.ö., n.A. Stuttg. 1839, 8 Bdchn. (darunter Die Fürstengruft, Der ewige Jude, Der Hymnus auf Friedrich den Großen u. 104 geistliche Lieder, z.B. Urquell aller Seligkeiten, Der Trennung Schmerz liegt schwer auf mir, Da stehen wir die Deinen etc.); Gesammelte Schriften, Stuttg. 1839 f., 8 Bde.; u. gab heraus Deutsche Chronik 1774–78 (ein Volksblatt); S-s Leben u. Gesinnungen, von ihm selbst im Kerker aufgesetzt, Stuttg. 1791–93, 2 Bde.; S-s Charakter, von dem Folgenden, Nürnb. 1798; David Strauß, S-s Leben in seinen Briefen, Berl. 1849, 2 Bde. 3) Ludwig, Sohn des Vorigen, geb. 1766 in Geislingen im Ulmischen, lebte als Legationsrath in Nürnberg u.st. 1812 in Stuttgart; er übersetzte Thomsons Jahreszeiten, Berl. 1789, 3. Aufl. 1805; Shakespeares Othello, Lpz. 1802; Ossians Gedichte, Wien 1808, 2 Bde.; u. gab heraus: Seines Vaters Ideen zur Ästhetik der Tonkunst, 1806; Dessen vermischte Schriften, Zür. 1812, 2 Thle. 4) Henriette, geb. 1770 in Altenburg, Schwester der Dichterin Sophie Mereau; lebte abwechselnd in Altenburg u. Jena, wo sie auch 1831 starb; sie übersetzte mehre englische Romane: Darstellungen aus dem wirklichen. Leben von Miß Opie, Lpz. 1816; Cäcilie od. die Rose von Raby, nach A. Musgrave, ebd. 1819; Der Eremit von Windermeere, ebd. 1820; Die Jungfrau vom See (nach Scott), ebd. 1819; Schottische Lieder u. Balladen, Altenb. 1817. 5) Vgl. Schubarth u. Schubert.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.