Rieger

Rieger

Rieger, 1) Georg Konrad, geb. 1687 in Cannstadt, wurde 1713 Repetent am Seminar zu Tübingen, 1715 Stadtvicar in Stuttgart u. 1718 Diakonus in Urach, kehrte 1721 als Pfarrer u. Gymnasiallehrer nach Stuttgart zurück u. st. 1743 als erster Prediger an der Hospitalkirche; er war ein berühmter Prediger u. gehörte der württembergischen Pietistenschule an; er schr. u.a.: Herzenspostille, Züll. 1742, n. A. Bielef. 1839, Stuttg.[153] 1853 f.; Herz- u. Handpostille, Züll. 1746, n. A. Berl. 1852; Richtiger u. leichter Weg zum Himmel, Stuttg. 1744, u.A. 1844; Leichenpredigten, ebd. 1748, u.A. 1856; Hochzeitpredigten, 1749, u.A. 1856; Die heilige Osterfeier, u.A. Stuttg. 1858. 2) Philipp Friedrich, Sohn des Vor., geb. 1723 in Stuttgart, wurde 1742 Auditor bei einem preußischen Cürassierregiment, trat 1755 als Regimentsquartiermeister in württembergische Kriegsdienste u. kam hier in ein intimes Verhältniß zu dem Herzog Karl Eugen, indem er denselben in seinen Lieblingsneigungen u. seiner Verschwendung unterstützte, in Kurzem als Rathgeber zur Seite stand u. endlich ganz beherrschte; dabei hatte er auch eine äußerlich hervorragende Stellung, indem er Oberst u. Geheimer Kriegsrath geworden war. Aber je mehr der Herzog die Rechte der Landstände mißachtete u. je mehr er dem Lande Steuern auflud, um so mehr wurde R. im Lande verhaßt, da man wußte, daß er dem Herzog den Rath dazu gab. Endlich wurde er durch seinen Neider Montmartin, welcher ihn dem Herzog fälschlich als Verräther verdächtigt hatte, gestürzt u. im November 1762 auf den Hohen-Asperg u. dann nach Hohentwiel gebracht, wo er bis in den Januar 1767 in hartem Gewahrsam saß; er hielt sich nach seiner Entlassung abwechselnd in Stuttgart, Hamburg u. Dänemark auf, kam 1775 wieder in die Gnade des Herzogs, wurde 1776 Commandant auf der Veste Asperg u. bald darauf Generalmajor u. st. 1782; von ihm gibt es mehre geistliche Lieder, welche er im Gefängniß gedichtet hat. 3) Karl Heinrich, Bruder des Vor., geb. 1726, wurde 1750 theologischer Repetent in Tübingen, 1753 Stadtvicar in Stuttgart, 1754 Diakonus in Ludwigsburg u. kam 1757 nach Stuttgart zurück, wo er erst Hofcaplan, dann Hofprediger u. zuletzt Stiftsprediger u. Consistorialrath wurde u. 1791 starb; er vertrat der Neologie gegenüber die alte orthodoxe Theologie u. schr. außer Predigten bes. Betrachtungen über das N. T., herausgeg. von Dann, 1828, 4 Bde., u. Betrachtungen über die Psalmen u. die kleinen Propheten, herausgeg. von W. Hofacker, 1835. 4) Magdalene Sibulle geb. Weißensee, geb. 29. Decbr. 1707 in Maulbronn, heirathete 1723 den damaligen Stadt- u. Amtsvogt Immanuel R. in Blaubeuren, den Bruder von R. 1); 1758 wurde sie Wittwe, lebte ferner in Stuttgart, wohin sie mit ihrem Gatten 1731 gezogen war, u. starb hier 1786. Sie war gekrönte Dichterin u. schr.: Versuch einiger geistlichen u. moralischen Gedichte, herausgeg. von Triller, Frkf. 1743; Geistlicher u. moralischer, auch zufällig vermischter Gedichte neue Sammlung, Stuttg. 1746 u. 1754. 5) Johann Anton Stephan von R., geb. 1742 in Innsbruck, wurde 1764 Professor des Kirchenrechts am Theresianum in Wien, 1765 Professor der Rechte in Freiburg, 1768 Director des akademischen Gymnasiums, 1769 Regierungs- u. Kammerrath, 1778 Gubernialrath u. Professor des Staatsrechts in Prag, 1782 Geheimer Rath in Wien u. 1784 Gubernialrath u. st. 1795. Er schr.: Materialien zur alten u. neuen Statistik von Böhmen, Prag 1787–94, 12 Hefte; Archiv der Geschichte u. Statistik bes. von Böhmen, Dresd. 1792–95, 3 Bde., u.a. m.; vgl. Riegeriana, Wien 1 (92, 2 Bde. 6) Franz Ladislaw, geb. den 10. Decbr. 1818 zu Semil in Böhmen, studirte in Prag u. Wien, begann in Prag die Beamtenlaufbahn, entsagte aber derselben in Folge eines für ihn ungünstigen Ausgangs eines politischen Processes u. beschäftigte sich mit Theaterkritiken u. Berichten, war namentlich für Hebung des böhmischen Nationaltheaters thätig u. rief die Böhmische Muster- u. Gewerbschule ins Leben; 1848 wurde er Mitgliedder Provisorischen Regierung, welche sich in Prag nach der Flucht des Kaisers nach Innsbruck bildete, wurde dann Abgeordneter zum Reichstage, auf welchem er als eifriger Vertreter der slawischen Interessen u. als Gegner der Ungarn wirkte, entfloh nach dem Siege der Octoberrevolution aus Wien, suchte vergebens ein slawisches Gegenparlament in Brünn zu gründen u. ging, nach Auflösung des Reichstags zu Kremsier, im März 1849 nach Paris. Als Mitglied des Reichsrathes 1861 stand er mit an der Spitze der czechischen Opposition.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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