Mahrattische Sprache u. Literatur

Mahrattische Sprache u. Literatur

Mahrattische Sprache u. Literatur. Die Sprache der Mahratten (Mahratti) ist eine Enkelsprache des Sanskrit, welche in vielen bis jetzt noch nicht untersuchten Dialekten zusammen von etwa 11–12 Millionen Menschen gesprochen wird. Die mahrattische Schriftsprache hat sich erst seit Entstehung des Mahrattischen Reichs od. seit der Mitte des 17. Jahrh. unter den Händen der Brahminen gebildet, welche die Mangelhaftigkeit des Wörterschatzes der Volkssprache durch Zurückgreifen, in das Sanskrit zu ersetzen suchten, sich dagegen aber von der Einmischung, persischer, namentlich aber arabischer Wörter fern hielten. Die Mahrattische Schrift ist eine Abart der Dewanagari- od. Sanskritschrift. Grammatiken des Mahratti lieferten Carey (Seramp. 1808), Stevenson (Bombay 1843). Ballantyne (Edinb. 1839.), die amerikanischen Missionäre (Bomb. 1848) etc.; Wörterbücher: Carey (Seramp. 1810), Vans Kennedy (Bomb. 1824) u. Moleswarth, (Bombay 1831–47, 2 Bde.). Die Mahrattische Literatur beginnt mit der Erhebung des Mahratti zur Schriftsprache. Wie mehr od. minder alle neuindischen Literaturen lehnt sie sich an die Sanskritliteratur an, nur sehr Weniges hat sie den in ganz Nordindien verbreiteten moslemschen Stoffen entnommen. Die Mahratten besitzen einen reichen Schatz von Volksliedern; die Sänger gehen von Dorf, zu Dorf u. singen zum Klang der Mandoline od. der Tamburins die kriegerrischenthaten der Vorfahren; diese Überlieferungen u. Legenden nennt man Katha's. Die Kunstpoesie hat reiche Früchte getrieben, wenn auch von den zahlreichen Dichtwerken, welche in Bombay, Poona etc. lithographirt erschienen sind, nur erst wenig nach Europa gekommen ist. Vielfach behandelt wird auf Grund des Bhagavata-Purana die Geschichte des Krischna; dahin gehören Krishna, lîlâmrita (Gedicht über die Liebeshändel des Krischna), Rukminî svayamavara (die Verheirathung der Rukmini, einer der Gemahlinnen, Krischna's), Bâlakrida (die Spiele des Krischna als Knabe) etc.; andere Dichtungen behandeln [726] Stoffe der großen indischen Nationalepen, wie Râmavidschsya von Çridhara, Pandara pratâpa (ein Auszug aus dem Mahabharata) etc. Wichtige Werke für die Kenntniß des Wischnuismus sind: Inana Candrodaya (Gedicht über die Incarnationen des Wischnu); Bhakti vijaya (der Sitz der Devotion, eine religiöse Dichtung); Bhâktalîla amrita (wichtig für die Geschichte der mahrattischen Heiligen). Andere religiöse, philosophische u. ethische Dichtungen sind: Pandurangavarna carita (Geschichte des Pandurang), Haripâtha, Svâtmanubhava (über die Vereinigung der Seele mit dem höchsten Wesen); Paramâmrita, ascetische Dichtung von Mukunda-Radscha, welcher auch ein philosophisches Werk, Viveka sindhu, verfaßte; Dasabodha (moralische Dichtung) etc. Im Westen u. Norden Indiens sehr berühmt sind die beiden Hymnen Vyankateça stotra u. Panduranga stoira. Das Bhagavatgita ist mehrfach Mahrattisch bearbeitet worden. Zu den berühmtesten Dichtern der Mahratten gehören Vâmana, Namadeva, Tukaram Râmdâs, deren Werke sämmtlich zu Bombay lithographirt erschienen sind. Ein biographisches Werk über die mahrattischen Dichter verfaßte Mahîpati; von Letzterem hat man u.a. auch ein besonderes Werk über Tukaram. Volksthümliche Erzählungen sind Pundalika âkhyána u. Gadscha. gâuri âkhyâna. Die altindischen Märchen- u. Fabelsammungen wie Çuka saptadi, Vetalapanca. vinçati, Pantschatandra,-Hitopadeça. etc. existiren auch in mahrattischen Bearbeitungen. Unter den wissenschaftlichen Arbeiten sind das astronomische Sûrya-Siddanta u. das medicinische Nighanta prakaça (von Gangadhar Dschotchi) zu bemerken. Viele Sanskritwerke sind mit mahrattischen Interlinearversionen u. Commentaren vorhanden. Von ziemlicher Bedeutung ist auch die christliche Mahrattische Literatur (religiöse Schriften, Schulbücher, wissenschaftliche Lehrbücher etc.).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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