Weihrauch [1]

Weihrauch [1]

Weihrauch (Thus, Incensum, Olibanum), das wohlriechende Harz des Weihrauchbaumes (Boswellia serrata s. thurifera), eines im Glücklichen Arabien, in Persien, Indien, an der ostafrikanischen Berberaküste u. am Cap Gardafui (Promontorium aromaticum) wild wachsenden Baumes aus der Familie der Amyrideen, mit gefiederten Blättern u. traubigen, fünfblätterigen blaßrothen Blüthen. Nach And. sind es einige Arten des Wachholderbeerstrauchs (Juniperus hispanica J. thurifera), welche dieses Harz geben. Der aus Indien stammende W., Olibanum indicum der Officinen, kommt in zwei Sorten in den Handel: O. delectum od. O. masculum, bleichgelb, durchscheinend, in rundlichen erbsen- bis nußgroßen Körnern von aromatischem, bitterlich stechendem Geruch, angezündet mit klarem Licht brennend, von eigenthümlich angenehmem Geruch; u. O. commune od. O. foemineum, von schwarzgrauer Farbe. Das Harz wird durch Einschnitte in die Stämme u. Zweige gewonnen; im Spätsommer der bessere, weiße, sogen. männliche, im Frühjahr der schlechtere, röthliche; den reinsten läßt man auf untergelegte Matten von Palmblättern träufeln. An die Stelle des schlechteren W-s tritt in Arabien u. Bengalen das Benzoingummi, wie denn auch sonst mancherlei Surrogate für den W. existiren. Der W. wurde sonst äußerlich als Arzneimittel gebraucht; hauptsächlich dient er aber als Räuchermittel, als Zusatz zu Räucherpulver, Räucherkerzen u. beim katholischen Gottesdienst. Schon den Alten diente der W. bei Opfern als Räucherwerk. Die Hebräer bezogen denselben aus Arabien; die Griechen erhielten denselben nach einer Mythe erst, als der Jüngling Libanos in den Baum verwandelt worden war, welcher den W. gab. In Italien kam sein Gebrauch erst später auf, denn weder in Etrurien, noch in Rom vor Numas Zeit kannte man ihn. In der Christlichen Kirche kam erst, seitdem durch Constantin den Großen der Gottesdienst prachtvoller geworden war, die Gewohnheit mit W. (Incensum) zu räuchern (Incensatio, Thurificatio) auf. Die Incensation geschieht zu drei Malen bei der solennen Messe, außerdem bei der feierlichen Ertheilung des Segens mit dem eucharistischen Sacrament, bei verschiedenen Weihungen, bei Leichenfeierlichkeiten, bei den Processionen, in welcher der Rauchfaßträger (Thuriferarius) vor dem Diakonus mit dem Kreuze den Zug des Clerus eröffnet, bei Vorzeigung der Reliquien. Zu der Thurification gehören: die Acerra (Pyxis thuris, Incensarium, Navicula incensi, Hanapus), das Gefäß, worin der W. aufbewahrt wird; Thymiaterium, das große Rauchfaß, welches an der Seite des Altars angebracht ist; das Thuribulum, das kleine Rauchfaß mit dem brennenden W., welches getragen u. geschwungen wird. Bei den Protestanten ist die Purification nicht mehr gebräuchlich. Vgl. Martini, De thuris in veteribus christ. sacris usu, Lpz. 1752.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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