- Moses
Moses, 1) (Moyses), Sohn des Amram u. der Jochebeth aus dem Stamme Levi, geb. um 1574 v. Chr. in Ägypten, u. wegen eines königlichen Befehls, daß alle neugeborenen israelitischen Knaben getödtet werden sollten, schon im dritten Monat seines Alters an die Ufer des Nils ausgesetzt, aber durch die Dazukunft der Königstochter (nach der Sage Thermutis geheißen) gerettet u. von seiner eigenen Mutter, welche von des Knäbleins dabei stehender Schwester auf Befehl der Prinzeß als Amme herbeigerufen worden war, gesäugt. Einige Jahre alt wurde er von seiner Retterin an Kindesstatt angenommen, M. (eigentlich Moudsche, d.i. der aus dem Wasser Gerettete) genannt u. am königlichen Hofe in den Wissenschaften von den Priestern erzogen. Nach Einigen wohnte er im 40. Jahre einem Feldzuge gegen die Äthiopier bei, eroberte die Stadt Saba u. heirathete die überwundene Königin Tharbis. Einst Zeuge der Mißhandlungen eines ägyptischen Vogts an einem Israeliten, erschlug er jenen im Zorn, flüchtete in die Arabische Wüste, fand bei dem Priester Reguel ein Asyl, heirathete dessen Tochter Zipora u. blieb auch nach Reguels Tode bei seinem Schwager Jethro u. hütete dessen Heerden. In der Gegend vom Sinai zeigt man noch einen Felsen über einem Kloster, von wo aus M. seine Heerden beobachtet haben soll. Aus einem brennenden Busche am Horeb hörte er die Stimme Gottes, welche ihm befahl, sein Volk aus Ägypten heraus u. wieder nach Kanaan zu führen. Lange schwankte M., da er, wegen seiner schweren Sprache, nicht vor den König zu treten wagte, u. er fügte sich erst, als ihm Jehova seinen Bruder Aaron zum Redeführer beiordnete. M. war 80 Jahre alt, als er sein Werk begann. Obgleich er sich durch Wunder als Gesandter Jehovas auswies, so war das Volk doch nur schwer zu gewinnen, u. als es durch Aarons Beredtsamkeit gelungen war, verweigerte der König den Hebräern den Abzug, bestärkt von seinen Zauberern (bes. Jambres u. Jannes). Jehova verhängte 10 Plagen (s.d.) über Ägypten, u. bei der 10. ertheilte der König die Erlaubniß zum Abzug. M. führte die Israeliten, nach der gewöhnlichen Annahme, durch das Rothe Meer; als sie in die Arabische Wüste gekommen waren, hatte er auf der einen Seite mit ihrer Halsslarrigkeit u. ihrem Ungehorsam, sowie mit der Eifersucht der Ältesten, auf der anderen Seite mit dem feindseligen Benehmen der Wüstenvölker gegen die Durchziehenden viele harte Kämpfe zu bestehen. Schon im 3. Monate nach dem Auszuge hatte er das Gesetz (Mosaische Gesetzgebung, s.d.) gegeben; ehe dasselbe allgemein angenommen wurde u. bei Allen durchdrang, vergingen 40 Jahre, während welcher M. das Volk in der Wüste umherführte; s.u. Hebräer (Gesch.). Er selbst betrat das Gelobte Land nicht. Sein Ende fühlend, übertrug er sein Amt dem Josua, nahm feierlich Abschied von dem Volke, bestieg den Berg Nebo in Peräa u. st. 120 Jahre alt. Er hatte verordnet, ihm im Lande der Moabiter im Stamme Gad zu begraben. Nach der Sage ging er lebend aus dieser Welt. Die Sage von dem gehörnten Haupte M., wie ihn mehrere alte Maler abbilden, beruht auf einer falschen Übersetzung der Vulgata (2. Mos. 34,29), indem die hebräischen Worte blos bedeuten: sein Antlitz glänzte. Als er nämlich wieder vom Sinai kam, hatte er ein so glänzendes Angesicht, daß Niemand es ansehen konnte; daher trug er jederzeit ein Tuch über seinen Kopf (Decke Mosis). Über die 5 Bücher M. (Genesis, Exodus, Leviticus, Numeri, Deuteronomium), von denen die vier letzteren sein Leben u. sein Wirken beschrieben, s. Pentateuch. Auch der 90. Psalm wird ihm zugeschrieben. 2) Moses von Khorene, armenischer Geschichtsschreiber, geb. um 370 n.Chr. zu Khoren od. Khorni im Districte Daron der armenischen Provinz Duruperan, ging, um Griechische Sprache u. Literatur zu studiren u. Handschriften zu sammeln, über Edessa, Antiochia u. Alexandria nach Rom, dann nach Athen u. Constantinopel, von wo er in seine Heimath zurückkehrte. Hier wirkte er ungemein thätig mit seinen Lehrern Sahag u. Mesrop,[480] wurde Erzbischof der Provinzen Pakrevant u. Arscharuni u. st. 489 n.Chr. Er schr.: Geschichte Armeniens (Badmûtiun Haiots). mit lateinischer Übersetzung von den Gebrüdern Whiston, Lond. 1736; Text Vened. 1827, italienisch ebd. 1832; Text mit französischer Übersetzung von Le Vaillant de Florival, ebd. 1836, u. Aufl. 1849, 2 Bde. Außerdem hat man von ihm eine Rhetorik (Jardasanûtiun), herausgeg. von Zohrab, Vened. 1796, u. Hymnen, welche noch jetzt in der armenischen Kirche gesungen werden. Auch wird ihm ein Abriß der Geographie, u.a. in St. Martins Mémoires hist. et géogr. sur l'Armenie, Par. 1818, 2 Bde., zugeschrieben. Gesammtausgabe seiner Werke, Ven. 1843. 3) M., jüdischer Schwärmer auf Kreta (M. Cretensis); gab sich 414 (434) für den vom Himmel wieder herabgesandten M. aus, um die Juden durch das Meer trocknen Fußes ins Gelobte Land zu führen. Er führte viele kretensische Juden, welche alles Vermögen zurückließen, an die Küste, zeigte ihnen eine Klippe im Meere, wohin sie schwimmen sollten, u. von wo sie trockenen Weg durch das Meer finden würden. Viele thaten es u. verunglückten; als aber die Übrigen den Propheten greifen wollten, war er verschwunden. 4) M. Ben Maimon (M. Maimonides), s. Maimonides. 5) M. Mendelsohn, s. Mendelsohn 1).
Pierer's Lexicon. 1857–1865.