- Blausucht
Blausucht, 1) (Blaue Krankheit, Morbus coeruleus. Cyanosis), Kinderkrankheit, verräth sich durch bläuliche Färbung der ganzen Haut des Körpers, vorzüglich der mit einer feinen Oberhaut überzogenen Stellen, als der Lippen, Augenlider, Ohren, der Finger u. auch der Schleimhäute. Das Übel tritt schon einige Tage nach der Geburt auf u. rührt von mangelhafter Oxygenation des Blutes in den Lungen, wodurch es mehr venös bleibt, od. Vermischung des Venenblutes mit dem Arterienblute in Folge von organischen Fehlern des Herzens, vorzüglich von Offenbleiben des Botallischen Ganges her Schreien u. andere Anstrengungen des Athmens vermehren den Zustand, der sich noch zu erkennen gibt durch kühle, selbst kalte Haut, Angst u. Beklemmung der Brust, mürrisches Wesen, Trägheit der Muskeln, erschwertes, schnelles, keuchendes Athmen, unregelmäßigen, schwirrenden Herzschlag, kleinen, aussetzenden Puls u. periodisch eintretende asthmatische Zufälle od. Ohnmachten, selbst Convulsionen. Diese werden oft schon durch geringfügige Anstrengungen od. durch ein leichtes Unwohlsein veranlaßt. Die Haut ist gewöhnlich gedunsen, vorzüglich im Gesicht u. an den Gliedern. Häufig zeigen sich Blutungen mit Entleerung eines wenig gerinnbaren, dunkel gefärbten Blutes. Der Tod erfolgt entweder schon wenige Tage od. Wochen nach der Geburt, od. erst gegen das 3. Jahr (selten wird die Pubertätsperiode erreicht od. überschritten), durch Wassersucht, Convulsionen etc. Die Kinder zeigen einen schlanken Wuchs, magere u. zu lange Glieder; die äußersten Fingergelenke sind dick, die Nägel blau. Die pathologisch-anatomischen Abweichungen, welche die B. erzeugen, sind hauptsächlich Offenbleiben des Botallischen Ganges zwischen Lungenarterie u. Aorta, ein nur mit einer Kammer u. Vorkammer versehenes Herz, Öffnungen in der Scheidewand der Herzkammern (Offenbleiben des ovalen Loches), Mangel derselben, Geschlossensein od. Verengerung der Lungenarterie u. andere Fehler des Herzens u. der großen mit ihm in Verbindung stehenden Gefäße. Verschiedenartige Fehler u. Krankheiten der Lungen, Keuchhusten etc. können, insofern sie den Kreislauf in denselben hemmen, od. das Blut ins rechte Herz zurückdrängen, einen der B. ähnlichen, aber gewöhnlich vorübergehenden Zustand (Falsche B.) veranlassen, ähnlich auch bei Neugeborenen Krämpfe in den Lungen u. im Herzen bewirken (Cyanosis spasmodea. Blaues Fieber). Bisweilen entsteht die B. auch erst in späteren Jahren in Folge von Ausbildung einiger der genannten organischen Fehler. Warmhalten, laue Bäder, bisweilen gelinde, kühlende Abführungsmittel, Digitalis, Squilla etc. sind dagegen zu empfehlen. 2) Krankheit der Gartennelke, s. Nelke.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.