- Carstens
Carstens, Asmus Jakob, geb. 1754 in St. Jürgen bei Schleswig; der erste Historienmaler, von dem sich die Erneuerung der deutschen Kunst herschreibt, war erst Lehrling bei einem Weinhändler in Eckernförde, studirte seit 1776 die Kunst in Kopenhagen, machte 1783, nachdem er sich durch Portraitmalen die nöthigen Mittel erworben hatte, eine Reise nach Italien, mußte aber schon in Mantua, da es ihm an Mitteln zur Weiterreise fehlte, umkehren, ging über Zürich nach Lübeck, wo er durch Portraitmalen seinen Unterhalt erwarb u. die Mußestunden zum Entwerfen selbständiger Compositionen benutzte. 1787 siedelte er nach Berlin über u. erhielt sich dort von Zeichnungen, die er für Buchhändler anfertigte, bis er endlich durch eine Zeichnung, den Sturz der Engel darstellend, die Aufmerksamkeit der Gebildeten auf sich lenkte u. von der Akademie zum Professor ernannt wurde. Er erhielt einige Zeit darauf den Auftrag, den Dorvilleschen Palast mit Fresken zu schmücken, eine Arbeit, die ihm die Gunst des Königs u. ein Stipendium zur Reise nach Italien eintrug. In Rom angelangt, begann er Rafael u. Michelangelo zu studiren u. veranstalte 1795 eine Ausstellung seiner bis dahin vollendeten Gemälde. Der Erfolg derselben veranlaßte ihn, seine Verbindung mit der Berliner Akademie aufzugeben u. sich dauernd in Rom niederzulassen; er st. daselbst 1798. C-s Wirken in Rom war von großer kunsthistorischer Bedeutung, indem sein Einfluß dem Talente namentlich deutscher u. dänischer Künstler förderlich wurde; so wirkte er anregend auf Wächter, Koch, Genelli u. Thorwaldsen. Seine Bilder, meist Zeichnungen u. Aquarelle, befinden sich zum größten Theile in Privathänden. Eine ausgewählte Sammlung seiner Zeichnungen besitzt das Museum in Weimar (gestochen u. herausgegeben von W. Müller, erläutert von Schuchardt). Homer, Pindar, Aristophanes u. Dante waren die Dichter, aus denen er am liebsten schöpfte; zu seinen schönsten Werken gehört Homer als Sänger seiner Dichtungen, Jason, die Nacht, die Abtheilung der Danteschen Hölle mit den Sündern aus Liebe, die Argonauten, nach C-s Tode von Koch radirt in 24 Blättern, Rom 1799. Seine Biographie schrieb Fernow, Lpz. 1806.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.