Kirschbaum [1]

Kirschbaum [1]

Kirschbaum, 1) alle Arten der Pflanzengattung Prunus, welche Früchte tragen, ohne staubartigen Überzug (wie die Pflaumen), od. wolliges Wesen (wie die Abricosen) u. an langen Stielen (länger als die Frucht) aufsitzen, also einschließlich des Traubenkirschbaums (Prunus padus) u. des Kirschlorbeerbaums; 2) Prunus cerasus, Blumen in Dolden, Frucht jede an eigenem Stiel, nicht traubenförmig, vgl. Prunus; 3) die beiden Arten Prunus, welche die als Kirschen bekannten Früchte geben, u. zwar: a) der Vogelkirschbaum (P. avium), in ganz Nordeuropa heimisch; von ihm kommen zwei Abarten vor: P. avium nigricans, mit süßen, kleinen, schwarzen Kirschen, u. P. avium rubella, mit süßen rothen, kleinen Kirschen; durch Veredelung in Gärten gibt es die verschiedenen als Süßkirschen bekannten Sorten; b) der Gartenkirschbaum (P. cerasus), welcher, aus Kleinasien abstammend, in Gärten veredelt die sauern Kirschen in ihren verschiedenen Sorten liefert. Von dem Süßkirschbaum unterscheidet man Herz- u. Knorpelkirschen, von dem Sauerkirschbaum Weichseln, Glaskirschen u. Amarellen. Der K. gedeiht am besten in reichem Sandboden, bes. auf Urgebirgen u. deren Gerölle u. auf Bergeinschnitten wächst er zu bedeutender Höhe heran; in feuchtem u. gedüngtem Erdreich wird er leicht krank; die beste Lage ist die südwestliche. Die Fortpflanzung geschieht durch Ableger, Stecklinge, Wurzelausläufer od. Samen. Die aus den Kernen gezogenen Stämme sind am dauerhaftesten; die aus Stecklingen gezogenen eigenen sich bes. zu Spalieren; Wurzelausläufer verwendet man namentlich von Sauerkirschen. Die Kirschbäume veredelt durch Oculiren, Pfropfen u. Copuliren; man muß Süßkirschen auf Süßkirschstämme u. Sauerkirschen auf Sauerkirschstämme veredeln. Nur die Mittelsorten zwischen sauer u. süß lassen sich auf beide Arten von Stämmen fortpflanzen; das Verpflanzen der K. kann im Herbst u. Frühjahr geschehen. Die Kirschbäume lassen sich, einige Sorten ausgenommen, am besten hochstämmig ziehen; doch taugen sie auch zu Zwerg- u. Spalierbäumen, bes. die Loth- u. die Ostheimer Kirsche. Außer den Früchten wird das Harz als Gummi benutzt (s. Kirschgummi); das Holz ist seiner Härte wegen ein vortreffliches Brennmaterial u. wird auch von Tischlern u. Drechslern zu den feinsten Arbeiten gesucht. Die Süßkirschbäume erreichen ein höheres Alter als die Sauerkirschbäume, welche im 30. Jahre meist eingehen. Varietäten sind der gefüllte K. (Cerasus duplici flore), welcher blos wegen der schönen großen u. gefüllten Blüthen in Gärten unterhalten u. durch Pfropfen u. Oculiren fortgepflanzt wird, u. die Bouquetkirsche (s.d.). Der wilde K.[540] wächst in den Wäldern, bes. Nordeuropas, die Gartenkirsche verräth aber schon ein wärmeres Vaterland. Wenigstens waren es sehr edele Sorten, welche Lucullus zuerst aus den Gegenden von Kerasun am Ufer des Schwarzen Meeres nach Italien brachte. Zu Virgils Zeiten war er noch neu unter den römischen Bäumen, Plinius aber führt mehre Sorten an, welche durch Farbe u. Geschmack verschieden waren. Aus Italien wurde er zuerst nach 120 Jahren nach England u. von da weiter nach Europa verpflanzt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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