- Marcellus [1]
Marcellus. I. Römer. Familie zur plebejischen Claudia gens gehörend: 1) Marcus Claudius Marc., war 331 v. Chr. Consul u. wurde 327 zum Dictator für die Consulwahl gewählt, doch, wegen Fehler bei der Wahl, nicht anerkannt. 2) Marcus Claudius Marc., das Schwert Roms genannt, Enkel des Vor., wurde 221 v. Chr. Consul u. bewies im Insubrischen Kriege Feldherrntalent u. persönliche Tapferkeit, indem er den feindlichen Anführer Viridomarus erlegte; 215 commandirte er in Unteritalien gegen Hannibal u. rettete Nola; 214 erhielt er das Consulat wieder u. belagerte Syracus, welches sich durch die Anstalten des Archimedes lange hielt, eroberte es 212 u. stellte die Ruhe auf Sicilien wieder her; ihm lohnte eine Ovation; 209 wurde er zum vierten Mal Consul, u. die Syracusaner, welche ihn zu ihrem Patron wählten, beschlossen ihm die Feier eines jährlichen Festes (Marcellia, welches erst Verres abschaffte). Darauf lieferte er dem Hannibal bei Numistro in Lucanien eine unentschiedne Schlacht, wurde von demselben 208 bei Canusium geschlagen, besiegte ihn aber den folgenden Tag. In seinem fünften Consulate 207 wurde er am Liris von Hannibal überfallen u. blieb selbst. Plutarch beschrieb sein Leben, er vergleicht ihn mit Pelopidas. 3) Marcus Claud. Marc., Sohn des Vorigen, diente unter seinem Vater im zweiten Punischen Kriege u. wurde im Treffen am Liris verwundet; 205 v. Chr. wurde er Consul, kriegte gegen die Bojer, besiegte die Insubrer u. erhielteinen Triumph; als Censor 188 zeichnete er sich durch Milde aus u. st. 176. 4) Marcus Cl. Marc., war 183 v. Chr. Consul u. veranlaßte den Abzug der in Ligurien eingewanderten Gallier. 5) Marcus Cl. Marc., Sohn von M. 3), erhielt als Prätor 168 v. Chr. Hispanien u. besiegte 165 als Consul die Gallier. 154 u. 151 war er abermals Consul u. zeichnete sich in seiner Provinz, dem diesseitigen Hispanien, rühmlich aus. 147 als Gesandter an Massinissa abgeschickt, kam er in einem Schiffbruche um. 6) Marcus Cl. Marc., Pompejaner, 51 v. Chr. Consul, focht bei Pharsalos u. lebte dann in Mitylene den Wissenschaften; er wurde später auf Ciceros Verwenden von Cäsar begnadigt, aber auf der Reise nach Rom von Chilo ermordet Auf ihn bezieht sich die noch erhaltene Rede Ciceros pro Marcello. 7) Marc. Cl. Marc. Äferninus, 22 v. Chr. Consul, Gemahl der jüngeren Octavia u. durch sie Schwager des Augustus u. Vater der Marcella. 8) Marcus Cl. Marc., Sohn des Vor., der letzte Sprößling aus dieser Familie, geb. um 41 v. Chr. Von seiner trefflichen Mutter früh ausgebildet, wurde er schon im 16. Jahre in den Senat aufgenommen u. ihm erlaubt, 10 Jahr vor der gesetzmäßigen Zeit sich um das Consulat zu bewerben. Sein Oheim Augustus adoptirte ihn u. gab ihm seine Tochter Julia, u. wahrscheinlich wäre M. ihm in der Herrschaft gefolgt, wäre er nicht (vielleicht durch Liviaschon in seinem 22. Jahre gestorben. Seine Schwester war Marcella. II Päpste. 9) St. M. I., 304 (308)– 309 (310) römischer Bischof; auf Befehl des Kaisers Maxentius soll er verurtheilt worden sein, als Knecht in den kaiserlichen Pferdeställen zu arbeiten u. endlich den Märtyrertod erlitten haben; sein Tag: 16. Januar. 10) M. II., hieß eigentlich Cervin, geb. zu Fano, war unter Paul III. päpstlicher Secretär u. auf dem Concil zu Trident als Cardinallegat; 1555 folgte er auf Julius IV. als Papst, saß aber nur 22 Tage auf dem päpstlichen Stuhl. III. Bischöfe. 11) M. Bischof zu Ankyra in Galatien, Athanasianer u. Bekämpfer der Arianer 325 in Nicäa u. 334 in einer besondern Schrift gegen Asterius: Περὶ ὑποταγῆς Ἰησοῦ Χριστοῦ; weil er darin den Logos als die Weisheit Gottes gedacht hatte u. nur den menschgewordenen Logos Sohn Gottes genannt wissen wollte, so wurde er auf der Synode zu Constantinopel 336 verdammt u. abgesetzt; Eusebios von Cäsarea widerlegte seine Schrift. Nach Constantins des Großen Tode wurde M. wieder ein-, aber 341 durch die Eusebianer wieder abgesetzt u. ging zum Bischof Julius I. nach Rom, wurde von den Occidentalen auf dem Concil zu Rom 342 als rechtgläubig anerkannt, von den Orientalen in Antiochien 345 auf Veranlassung der Lehren seines Schülers Photinus wiederholt verdammt, 347 in Sardika für unschuldig erklärt u. in sein Bisthum wieder eingesetzt, doch blieb er u. seine Partei, die Marcellianer, im Verdacht der Häresie. M. st. 374. Vgl. Marcelliana, herausgegeben von Rettberg, Gött. 1794; Klose, Geschichte des M. u. Photin, Hamb. 1837. 12) M. Bischof von Apamea, im 4. Jahrh., zeichnete sich durch Eifer in Zerstörung heidnischer Tempel u. Kapellen in u. bei Apamea aus; als er mit militärischer Hülfe den Haupttempel zerstören wollte, griffen die Heiden zu den Waffen, u. unter den Getödteten war M., den die entrüsteten Bürger dann noch verbrannten. 13) M. Bischof zu Die, geb. in Avignon im 5. Jahrh., wurde von seinem Bruder Petronius zum Geistlichen gebildet u. folgte demselben auf dem bischöflichen Stuhle; als ein Gegner der Arianer wurde er von denselben ins [856] Gefängniß geworfen u. starb in demselben zu Anfang des 6. Jahrh. IV. Gelehrte. 14) Marc. Sidetes, geb. zu Sida in Pamphylien, Arzt; lebte unter Hadrian u. Marc Aurel u. schrieb mehre medicinische Schriften in griechischen Versen, von denen aber blos ein Fragment von den Arzneimitteln aus Fischen, gr. lat. Par. 1591, auch in Fabricius Bibliothek, übrig ist. 15) Cnejus M., aus Burdigala, lebte im 4. u. 5. Jahrh. u. war Leibarzt des Kaisers Theodosius des Gr., er sammelte ein Volks- od. Hausarzneibuch, Medicamenta, herausgegeben Bas. 1536, von Cornarius, auch in den Medici antiqui, Par. 1565, Fol., u. Medicae artis principes, 1567 aufgenommen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.