Marschall von Bieberstein

Marschall von Bieberstein

Marschall von Bieberstein, eine alte, aus Sachsen stammende Familie, wo sie das Erbmarschallamt bei den Markgrafen von Meißen bekleidete; ihren Beinamen führt sie von dem zwischen Freiberg u. Meißen gelegenen Stammgut Bieberstein; sie lebte zu Ende des 13. u. im 14. Jahrh. in Freiberg, wo ihre Mitglieder im Rathsstuhle saßen, u. zweigte sich durch 1) Otto Julius nach Schwaben ab; dieser trat zu Anfang des 18. Jahrh. in Militärdienste bei Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg, wurde Oberstlieutenant u. Commandant auf Hohenasperg u. st. 1766. Durch seine beiden Enkel Karl u. Ernst, Söhne des Konrad Otto Christoph, ist die Familie in die beiden Linien in Baden u. Nassau getheilt. I. Linie in Baden, Stifter: 2) Freiherr Karl, geb. 1764, vermählte sich mit Wilhelmine geb. von Reck, trat 1792 in die Dienste des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, wurde 1800 Präsident des Hofrathscollegiums, 1806 wirklicher Geheimer Rath u. 1809 Minister des Innern, als welcher er bei Festsetzung der neuen Landesorganisation bes. thätig war; 1811 wurde er Gesandter am württembergischen Hofe, ging 1817 wieder als Staatsminister nach Karlsruhe u. st. 11. Aug. 1817; er ist Verfasser mehrer publicistischer Schriften u. physikalischer Abhandlungen in Zachs monatlicher Correspondenz. 3) Freiherr Friedrich, Bruder des Vor., geb. 1766 in Asberg, ging nach Rußland, wo er Staatsrath wurde; bereiste mit dem Grafen Subow 1796 Westkaukasien; 1798, 1802 u. 1805 war er wieder in jenen Gegenden, bes. um Pflanzen zu untersuchen, u. st. 1826 in Charkow; er schr.: Beschreibung der Länder zwischen dem Terek u. Kur am Kaspischen Meere, Frankf. a. M. 1800; Flora taurico-caucasica, Charkow 1808–19; Centuria plantarum rar. Rossiae, Petersb. 1810–32, 2 Bde., Fol. Jetziger Chef ist: 4) Freiherr August, Sohn von M. 2), geb. 1804, ist badenscher wirklicher Geheimer Rath u. Gesandter am Deutschen Bundestage. II. Linie in Nassau, Stifter: 5) Freiherr Ernst, Bruder von M. 2), geb. 1770, wurde 1792 Assessor bei der Regierung u. dem Hofgerichte in Wiesbaden, 1793 Regierungsrath daselbst u. 1800 Geheimer Rath, 1803 Regierungspräsident u. 1806 Minister im neu errichteten Herzogthum Nassau, dem er, nach Austritt des Ministers von Gagern 1815, allein vorstand. 1816 wohnte er als nassauischer Bevollmächtigter dem Wiener Congreß bei. 1818 wurde unter seiner Leitung die Organisation des [921] Herzogthums Nassau vollzogen u. er dirigirender Staatsminister u. Bundestagsgesandter. 1819 u. 1820 wohnte er als Bevollmächtigter der 16. Curie den Karlsdader u. Wiener Ministerialconferenzen bei u. st. 1834. Jetziger Chef ist: 6) Freiherr Friedrich, Sohn des Vor., geb. 1806, ist nassauischer Kammerherr. Er schr. mit M. 2): Untersuchungen über den Ursprung u. die Ausbildung der gegenwärtigen Anordnung des Weltgebäudes, Gießen 1803.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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