- Priscillianus
Priscillianus, vornehmer, reicher, gelehrter Spanier, welcher das Haupt einer ziemlich bedeutenden Partei, der Priscillianisten, wurde, in deren Lehren theosophische u. manichäische Ansichten gemischt waren. Die Partei wählte den P. bes. auf Antrieb der Agape u. eines Rhetors Elpidius, welche ihre Lehren vom Agyptier Marcus erhalten hatten, zu ihrem Haupte. Zwei spanische Bischöfe, Instantius u. Salvianus, traten zu der Secte u. weihten den P. zum Bischof von Abila. Das Concil zu Saragossa 380 sprach zwar das Verdammungsurtheil gegen sie aus, konnte aber trotz des Eifers des Bischofs Ithacius nichts gegen sie ausrichten, denn auch die Priscillianisten wendeten sich an die weltliche Macht. Ein neues Concil in Burdigala 384 entschied wieder gegen die Priscillianisten, u. P. wendete sich nach Trier an den Hof des Kaisers Maximus. Der Kaiser war Anfangs durch den Bischof Martinus von Turonum mild gestimmt, übergab aber später die Untersuchung seinem Oberstatthalter Evodius. Die Priscillianisten wurden nun verdammt u. P. nebst mehren Anhängern 385 enthauptet (das erste Beispiel von gerichtlichem Ketzermord) Die Priscillianisten erhielten sich dennoch in Spanien u. waren bes. im 5. Jahrh. in Galicien sehr zahlreich, sie wurde noch vom Concil in Braga 561 mit Bannflüchen belegt, aber von dieser Zeit an verschwinden sie aus der Geschichte. Man wirst den Priscillianisten vor, daß sie den gemeinschaftlichen Gottesdienst herabsetzten, den Leib u. die Ehe, wenigstens die kirchliche Trauung, verachteten u. daher die Verheiratheten beredeten, die Ehe zu trennen. An den Sonntagen u. zu Weihnachten fasteten sie. Nach Philastrius, welcher sie unter den spanischen Manichäern die Abstinenten (Enthaltsamen) nennt, enthielten sie sich mancher Speisen gänzlich. Von Jesu lehrten sie, daß er nur auf eine täuschende Art Mensch geworden sei; von der Dreieinigkeit, daß Vater, Sohn u. Geist ohne persönliches Dasein u. ohne persönliche Eigenschaften nur Ein Christus sei. Bei der Taufe erlaubten sie sich große Abweichungen, beim Abendmahl sollen sie Brod u. Wein zwar genommen, aber nicht genossen haben. Auch werden ihnen unsittliche Handlungen vorgeworfen, jedoch ohne hinreichende Begründung. Vgl. Lübkert, De haeresi Priscillianistarum, Altona 1840; Mandernach, Geschichte des Priscillianismus, Trier 1851.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.