Rhodĭum

Rhodĭum

Rhodĭum, Rh, Atomgewicht = 650 (O = 100), 52 (H = 1), ein von Wollaston 1803 im rohen Platin entdecktes seltenes Metall. Man gewinnt es, indem man aus der Lösung der Platinerze Palladium u. den größten Theil des Platins entfernt, u. aus der rückständigen Flüssigkeit durch einen Eisenstab Quecksilber, R. u. das noch aufgelöst gebliebene Platin metallisch ausfällt; durch Salpetersäure wird das Quecksilber entfernt, Platin u. R. werden in Königswasser gelöst, mit Kochsalz versetzt, eingedampft u. mit Alkohol ausgezogen; dieser löst das Chlorplatinnatrium auf, während Chlorrhodiumnatrium zurückbleibt; dasselbe wird durch Glühen im Wasserstoffstrom reducirt u. das Kochsalz mit Wasser ausgezogen. In zusammenhängender Gestalt läßt es sich nur durch das Knallgasgebläse erhalten. Es ist silberweiß, metallglänzend, spröde, sein specifisches Gewicht 11,0; wird von keiner Säure angegriffen, außer wenn es mit Platin legirt ist; schmilzt nur in den höchsten Hitzegraden. Es oxydirt sich beim Schmelzen mit ätzenden, salpetersauren od. doppelt schwefelsauren Alkalien. Als seines Pulver, wie es bei der Reduction in Wasserstoffgas gewonnen wird, oxydirt es sich schon beim Erhitzen an der Luft. Verbindungen des R-s: A) Mit Sauerstoff: a) Rhodiumoxydul, RhO, ein wasserfreies, metallglänzendes, graues Pulver; entsteht beim Erhitzen des schwarzen Sesquioxydulhydrats. b) Rhodiumsesquioxydul, Rh2O3, erhält man im wasserfreien Zustande beim Erhitzen des reinen salpetersauren Rhodiumsesquioxyduls; das Salz bläht sich stark auf u. hinterläßt eine poröse, schwammige, metallglänzende, graue Masse, welche ganz unlöslich in Säuren ist. Wenn man eine Auflösung von R. mit Ätzkali u. etwas Alkohol bei gewöhnlicher Temperatur od. nur mit Ätzkali in der Wärme versetzt, so fällt schwarzes Rhodiumsesquioxydulhydrat, Rh2O3 + 3HO, nieder, welchem Spuren von reducirtem R. beigemengt sind. Es ist im feuchten Zustand gallertartig u. schwarz, schwindet aber beim Trocknen u. stellt nun bräunlich schwarze, metallglänzende Stücke von bedeutender Schwere dar, welche einen muscheligen Bruch haben u. sich sehr indifferent gegen Lösungsmittel verhalten; nur Salzsäure löst etwas mit schön rother Farbe auf. Erhitzt man dieses Hydrat in einem Platintiegel, so erfolgt unter plötzlichem Erglühen eine scheinbare Reduction, denn es bleibt ein dunkelgraues Metallpulver zurück, welches aber kein Metall, sondern das wasserfreie Rhodiumoxydul, RhO, ist. Gelbes Rhodiumsesquioxydulhydrat, Rh2O3 + 5HO, entsteht beim Fällen einer Rhodiumlösung mit Alkalien; es besitzt ziemlich stark basische Eigenschaften u. ist daher bes. geeignet zur Darstellung von Sauerstoffsalzen; dieselben sind gelb, selten farblos, von adstringirendem Geschmack; Alkalien fällen aus den Lösungen sogleich gelbes Sesquioxydulhydrat, während die Chlorverbindung erst nach einiger Zeit einen Niederschlag gibt. Schwefelwasserstoff gibt einen braunen Niederschlag, Eisenvitriol u. Blutlaugensalz geben keine Reactionen, alle unedeln Metalle fällen schwarzes metallisches R. Das gelbe Sesquioxydulhydrat löst sich in Schwefel-, Salz- u. Salpeter-, Essig- u. Rhodanwasserstoffsäure sehr leicht auf, in Bor-, Phosphor-, Wein- u. Blausäure wenig od. gar nicht. Bei der Einwirkung von Chlor auf in concentrirter Kalilauge aufgelöstes gelbes Hydrat entsteht unter starker Erwärmung Anfangs ein schwarzbrauner Niederschlag von schwarzem Sesquioxydulhydrat, später verliert der Niederschlag seine gallertartige Beschaffenheit, wird heller von Farbe u. endlich grün, zugleich färbt sich die Flüssigkeit schön dunkelviolettblau. In dem Niederschlag sowohl, wie in der Flüssigkeit, ist eine neue Sauerstoffverbindung, c) Rhodiumsäure, RhO3, enthalten, u. zwar im Niederschlag eine Verbindung von Rhodiumsäure mit Rhodiumsesquioxydul, Rh2O3 + RhO3, in der Flüssigkeit rhodiumsaures Kali; aus der letztern fällt die Rhodiumsäure nach einiger Zeit unter Entwickelung von Gasbläschen als blauer Niederschlag, welcher beim Trocknen grün wird, indem er in Oxyd übergeht. Mit Chlor: Rhodiumsesquichlorür, Rh2Cl3, erhält man im wasserfreien Zustande bei längerem Erhitzen von Rhodiumpulver in einem Strom von Chlorgas; es ist bräunlichroth, indifferent u. unlöslich in allen Lösungsmitteln. Mit Alkalichloriden verbindet es sich wie das Platinchlorid zu Doppelchloriden; wird ein solches Rhodiumdoppelsalz mit concentrirter Schwefelsäure stark erhitzt u. nach dem Erkalten in Wasser gegossen, so fällt das Sesquichlorür zu Boden. Wasserhaltiges Rhodiumsesquichlorür, Rh2Cl3 + 8HO, entsteht beim Auflösen von Sesquioxydul in Salzsäure; trocken ist es eine dunkelrothe, glasige,[122] kantendurchscheinende, spröde Masse, welche nicht krystallisirt erhalten werden kann; ist zerfließlich, leicht löslich in Wasser, sowie in Alkohol, unlöslich in Äther; kann bis zu einer, der Rothglühhitze nahen Temperatur erhitzt werden, ohne sich zu zersetzen, sie wird dabei aber wasserfrei u. unlöslich; Schwefelsäure gibt erst bei längerem Sieden damit schwefelsaures Salz. Das R. findet wegen seiner Seltenheit keine technische Verwendung.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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