- Stair
Stair (spr. Stähr), 1) James Dalrymple, Viscount von S., aus der alten Familie Dalrymple stammend, geb. 1619, wurde. unter Cromwell 1657 Richter beim schottischen Court of Session, erklärte sich nach Cromwells Tode für die Restauration Karls II., wurde 1664 Baronet u. Präsident des Court of Session, trat aber bald zur Opposition über; er flüchtete deshalb nach Holland u. nahm dort an der Conspiration gegen die Dynastie Stuart Theil, kam dann durch die. Revolution von 1688 wieder in seine frühere Stellung, wurde 1690 Viscount u. st. 25. November 1695. 2) John Dalrymple, erster Graf von S., Sohn des Vor., war unter Wilhelm III. Staatssecretär für Schottland, mußte aber wegen seiner Härte, namentlich weil man ihm die Grausamkeiten gegen Glencoe zur Last legte, 1695 zurücktreten, wurde dessenungeachtet 1703 zum Viscount von Dalrymple u. Grafen von S. erhoben u. st. 8. Jan. 1707. 3) John Dalrymple, zweiter Graf von S., geb. 1673 in Edinburg; ging früh nach Holland u. diente unter dem Prinzen Wilhelm von Oranien. Nachdem Wilhelm König von England geworden war, ernannte er S. zum Offizier in der Leibgarde, als welcher er 1691 den König nach Irland. begleitete. Von 1702–1709 diente er unter Marlborough in den Niederlanden u. Deutschland u. ging von dort aus als Gesandter an den Hof des. Königs August II. von Polen. Als Marlborough in Ungnade fiel, wurde auch S. 1713 zurückberufen u. blieb nun ohne Anstellung, bis Georg I. König wurde, welcher ihm den Oberbefehl über die schottischen Truppen anvertraute u. bald darauf als Gesandten nach Paris schickte, um die Hafenarbeiten von Mardik zu verhindern. Gelang ihm dieses auch nicht ganz, so war er doch nach Ludwigs XIV. Tode bei dem Regenten glücklicher, über welchen S. so viel Gewalt erhielt, daß derselbe dem Prätendenten nach dessen unglücklichem Versuch von 1715 die Rückkehr nach Frankreich nicht mehr gestattete u. mit S. hauptsächlich die Quadrupelallianz zwischen Frankreich, England, Holland u. dem Kaiser berieth. 1730 ernannte Georg II. S. zum Großadmiral von Schottland u. 1741 zum Feldmarschall u. Oberbefehlshaber der englischen Armee in Flandern (Pragmatische Hülfsarmee), so wie auch zum Gesandten bei den Generalstaaten. Es gelang ihm diese für Maria Theresia zu gewinnen, worauf er bis Aschaffenburg vordrang u. am 27. Juni 1743 bei Dettingen siegte (s. Österreichischer Erbfolgekrieg S. 476). Da er jedoch seinen Sieg nicht benutzte, so fiel er in Ungnade u. zog sich nach Schottland zurück, wo er 1747 starb. 4) John Hamilton Dalrymple, achter Graf von S., Lord Oxenfoord, aus einer Seitenlinie stammend, geb. 1771, trat 1790 in die Armee, nahm 1793 unter dem Herzog von York am Holländischen Feldzuge Theil u. focht in den folgenden Jahren mit Auszeichnung gegen die Franzosen. Bei der Expedition gegen Kopenhagen 1807 war er ebenfalls thätig u. wurde nach der Capitulation Kopenhagens zum Generalmajor befördert. Als in Schottland die Bewegung gegen die Herrschaft des Toryregiments hervortrat, bewarb er sich vergebens um den Unterhaussitz für Lothian. Die Reformbill, welche nach langen Kämpfen 1828 durchging, begünstigte seine Wahl ins Unterhaus; 1838 erfolgte seine Ernennung zum General; 1840 erbte er von seinem Vetter John William Henry den Grafentitel u. erhielt 1841 als Lord Oxenfoord die Peerswürde. Im Cabinet Melbourne 1841 zum Großsiegelbewahrer für Schottland (Keeper of the great Seal) ernannt, verwaltete er dieses Amt kurze Zeit auch unter Peel u. legte endlich 1843 dasselbe in die Hände des Herzogs von Argyll. Unter John Russel erhielt er 1847 aufs Neue die Stelle des höchsten schottischen Staatsbeamten u. st. 10. Januar 1852. Ihm folgte sein Bruder 5) North Hamilton Dalrymple, geb. 1782, als neunter Graf von S. u. als Peer im Oberhause; dessen Sohn, John Viscount Dalrymple, geb. 1819, sitzt für Wigton im Unterhause, wo er mit den Whigs u. Freihändlern stimmt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.