- Ungarische Weine
Ungarische Weine. Man bereitet aus den Beeren im Allgemeinen, bes. vom Tokayer, folgende Sorten: a) die Essenz, aus den Trockenbeeren von selbst ausgelaufen od. im Tretsacke getreten; b) den Ausbruch, die Trauben mit gewöhnlichem Most übergössen, gekeltert u. zeitig abgelassen, damit er nicht zu früh in Gährung geräth; c) den Maßlasch (Maszlas), wo dies Verfahren wiederholt wird. Der übrige Wein heißt Landwein u. nach seinen Erzeugnißorten Man unterscheidet auch ferner rothen u. weißen U-n W. u. von letzterem wieder herben u. süßen. Erster ist stark gepreßt, so daß das Bittere der Schalen mit in den Wein kommt, letzter gewöhnlich leichter gekeltert. Im Auslande theil man ihn in Oberungar, welcher in Oberungarn, u. in Niederungarn, welcher in Niederungarn wächst. Zu dem besten gehört bes. der Tokayer, welcher an dem letzten südlichen, aus Porphyr bestehenden Abhang der Karpaten, dem Hegyalla, 10 Meilen lang, längs der Theiß u. Bodrogh, auf 18 QM. in der Zempliner Gespanschaft wächst; der beim Flecken Tokay erzeugte ist wegen sehr hoher Lage des Schlosses Tokay der schlechteste; der Wein wurde aber Tokayer genannt, weil man zu Rakoczy's Zeiten den Wein nach dem Schlosse Tokay flüchtete; besser ist der bei Tejhely, Patak, Talya, Rakka, Ond, Erdö-Beny, Erdö-Horvati, Kisfalud (Szegy), Liszka, Kereitur, Tarczel, Mad, Tolscva, Olaszi, Ujheled, Zambor wachsende, von welchen jährlich im Durchschnitt 60,000 Faß 2 Eimer u. 100,000 Butten Trockenbeeren, in guten Jahren 200,000 Faß gewonnen werden. Der größte Theil der im Durchschnitt 250 Fuß hohen Hügel, auf welchem der Tokayer wächst, gehört der Krone, ein Theil auch dem Fürsten von Bretzenheim u. dem Grafen Szirmai. Den ersten Anbau besorgte König Bela IV. durch italienische Kolonisten. Der Tokayer wird erst Ende October gelesen u. liefert bes. drei Sorten, Essenz, Ausbruch u. Landwein (s. oben). Von Trauben zählt man mehr als elf Sorten. Andere Sorten U. W, sind: der Mischhölzer, bes. der rothe, stark u. gut gegen die Ruhr; der Ofener, roth (im fünften Jahre rubinroth) u. dunkelgelb, zerfällt in Adelsberger, Türkenblut, Neusiedler, Goldberger u. St. Georger, dessen Ausbruch dem Tokayer ähnelt. Im Lande selbst werden die Weine nach den einzelnen Comitaten u. Ortschaften benannt. Im Presburger Comitate ist der Obermußdorfer edel; im Neutraer Comitate ist der von Neustadt an der Wag stark, roth, dem seinen Burgunder gleich; im Honther Comitate liefert Schag weiße Weine, Schirack blaßgelben Wein, dem Champagner ähnelnd; im Ödenburger Comitate wächst der Ödenburger; er hält sich 20 Jahre, verliert zwar an Feuer, gewinnt aber an Milde. Der Ruster steht dem Tokayer zunächst, wird aber viel mit Rosinen verfälscht u. gilt in Ungarn als künstlicher Wein. Mirbisch liefert einen fast ebenso guten Wein. Der Großwardeiner ist säuerlich wie Rheinwein u. 10 Jahre dem Niersteiner sehr ähnlich. Der Eisenburger ist lieblich u. stark; dazu gehört der Oberlindauer, Totschayer, Bibortzer u. Nikolaer Im Veszprimer Comitate ist der Deveczer u. Schomlauer vorzüglich, zu ihnen gehören der Wascherhelyer, der Szöllöser u. Dobraer, meist grün. Im Raaber Comitate ist der Szahadheyer, bes. der Weiße, geschätzt, aromatisch u. sehr haltbar. Im Tollner Comitate liefern Hidegut u. Sexard vorzüglich gute Weine. Im Baranyer Comitate ist der Schikloscher rothe vorzüglich. Im Abaujwarer Comitate liefern Szanto u. Baldaggö köstliche Sorten. Der Erlauer ist säuerlich, aber kräftig. Der Menescher im Arader Comitate ist gelbroth, dem Capwein ähnlich, doch stärker. Gut sind auch die Banater Weine, obschon etwas weniger lieblich. Guter Wein ist noch der von Neszmély, zwischen Komorn u. Gran, von Vöslau, vom Plattensee, gewürzhaft, honiggelb, mit schwerem Bodensatz. Der Hetzer Wein dient als Dessertwein u. als Arznei zur Stärkung. Die U-n W-e werden meist in Antheilen od. Andalen u. in doppelten Antheilen, doch auch in größeren Gebinden u. die feineren Sorten in Flaschen verkauft. Das ungarische Antheil hält 2548, der oberungarische Eimer 5824, der niederungarische Eimer 2868 Pariser Cubikzoll In Südwest- u. Norddeutschland trank man ihn früher weniger, jetzt mehr, wozu namentlich der Umstand beiträgt, daß in mehren größeren Städten des Zollvereins, so in Leipzig, große Lager von U-m W. gehalten werden, von der Ungarischen Weinbau gesellschaft in Commission gegeben. Vgl. Fr. Schams, Ungarns Weinbau, Pesth 1832, 2 Bde.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.