Ancōna

Ancōna

Ancōna, 1) Mark A., Theil des Kirchenstaats, am Adriatischen Meere, von einem Theil der Apenninen durchzogen; bringt Südfrüchte u. Holz; Küsten durch Thürme gegen die Seeräuber geschützt. 172 QM.; 740,000 Ew. Unter Napoleon war sie in die Departements Metauro, Musone, Tronto getheilt; j. sind aus ihr mehrere Delegationen (A., Fermo, Ascoli, Camerino) gemacht. — Die Mark A., als Theil des ehemaligen Herzogthums Spoleto. kommt als selbständig seit Mitte des 11. Jahrh. u. zwar in der Ausdehnung vom Tronto bis NW. an S. Marino, westlich vom Gebirge begrenzt, vor, zuerst als Marca Guearneri, benannt nach Guarner, der nach dem Tode des Markgrafen Bonifacius eingesetzt wurde. Sein (Sohn u.) Nachfolger Guarner H. hatte einen Theil von dem j. Abruzzo u. von dem Herzogthum Spoleto u. die ganze Mark Fermo unter sich. Kaiser Heinrich V. setzte nach dessen Tode seinen Neffen Friedrich als Herzog u. Markgraf ein, der seinen Sitz zu Fermo nahm. Nach der Thronbesteigung der Hohenstaufen ging Friedrich nach Deutschland zurück u. Kaiser Konrad III. schickte Guarner III. als Markgrafen hin, der auch das Herzogthum Spoleto mit beherrschte u. sich lange dort erhielt. Unter den Streitigkeiten der frei u. schlossen nach Willkür mit einander Bündnisse u. befehdeten sich. Die meisten warfen sich dem Papst in die Arme u. erhielten für einen jährlichen Tribut dessen Schutz; s. Rom (Gesch.). Die Mark A. blieb nun beim Kirchenstaate. Zwar belehnte Kaiser Otto IV. 1210 den Markgrafen Azzo IV. u. durch den Vertrag von 1274 zwischen Gregor X. u. dem Kaiser Rudolf ward sie dem Kirchenstaate für immer einverleibt (s. Rom [Gesch.]) u. die ferneren Markgrafen von A. waren päpstliche Statthalter. Gasparo, Lo stato geograf. della marca d. A., 1826. 2) Delegation A., Theil der Mark A., 201/4 QM., 173,000 fleißige, meist wohlhabende Ew.; Vorgebirge: Monte Guasco. 3) Hauptstadt u. Festung mit Citadelle am schmalen Eingange des Hafens (der beste des Adriatischen Meeres), auf einer Landspitze des Adriatischen Meeres; hat seit 1732 Freihafen, herrliche Gebäude (10 Kirchen; 16 Klöster, päpstlichen Gouvernementspalast, Börse; Staatsgefängniß auf dem Fort San Leo, neuerbautes [464] Lazareth, Irrenhaus, Schiffswerfte, Quarantainehaus auf einer Insel u. a.); 35,000 Ew., worunter 6000 Juden; Sitz eines Bischofs u. Appellationsgerichts; Handelsstadt; versendet Segeltuch, Tauwerk, Hüte, Papier, gebleichtes Wachs, Leder, seine Ölseife (Anconitanische Seife, sogenannte Venetianische Seife), Seide, Bleiweiß, Zucker. Der Hafendamm, von Kaiser Trajan erbaut, ist 2000 Fuß lang, 1000 Fuß breit; auf ihm Triumphbogen Trajans u. Bildsäule Clemens XII., der ihn erneute. — A., auch im Alterthum A. genannt, wurde um 394 v. Chr. von Auswanderern aus Syracus angelegt u. war die einzige griechische Stadt in Mittel-Italien, wurde im 1. Jahrh. v. Chr. römische Colonie u. unter Trajan. als Handelsstadt blühend. Kaiser Trajan vergrößerte hier den Molo. Die Gothen eroberten u. zerstörten A., Narses stellte es wieder her; im 10. Jahrh. landeten Sarazenen u. verwüsteten A. von Neuem; dann kam es an die Longobarden, welche dort einen Markgrafen einsetzten (s. oben 1). 1174 ward A. von deutschen Truppen unter dem Erzbischof Christian von Mainz belagert, hielt sich auch tapfer, bis ein Entsetzungsheer unter der Gräfin Aldruda del Bertinazzo ankam. 1532 wurde es vom Papst Clemens VII. durch Gonzaga eingenommen u. die Citadelle gebaut. 1796 von den Franzosen A. durch Capitulation genommen; nach langer Vertheidigung der Franzosen unter General Meunier gegen die Österreicher, Russen u. Türken unter dem österreichischen Feldmarschalllieutenant Fröhlich wurde A. 29. Oct. 1799 von Letzteren erobert. Da die Österreicher die zuerst auf A-s Wällen aufgepflanzte russische Fahne abrissen, so wurde hierdurch die erste Veranlassung zu der Auflösung der russisch-österreichischen Coalition gegeben. 1805 wurde A. wieder von Napoleon besetzt, 1808 zum Königreich Italien u. zwar zum Depart. Musone geschlagen; 1813 wurde General Barbon vertrieben u. A. von den Neapolitanern besetzt; 1815 kehrte es unter päpstliche Hoheit zurück; seitdem ist nur die Citadelle noch fest. 1832 (22. Febr.) — 38 wurde A. von den Franzosen besetzt, um dadurch den Einfluß Österreichs, den es nach der Besetzung Bolognas u. den Marken erlangt hatte, zu schwächen. In der italienischen Revolution war A. der Schauplatz der Greuelthaten der sogenannten Höllischen Schaar, wurde am 24. Mai 1849 von den Österreichern unter Wimpffen belagert, 8. Juni beschossen u. 18. Juni durch Capitulation genommen u. besetzt. Vgl. Sarracini, Notizie istor. della città d'A., Rom 1678, Fol.; Peruzzi, Dissertationes Anconitanae, Bol. 1818.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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