- Atlantis
Atlantis, 1) (Atlantica), nach der Sage der Alten große Insel jenseit der Säulen des Hercules im Atlantischen Meere, die in einer Fluth untergegangen sein soll. Plato nennt als Gewährsmann einen ägyptischen Priester, welcher dem Solon von diesem untergegangenen Lande erzählt habe, u. gründet darauf Dichtungen von Bevölkerung der Insel durch Neptun u. menschliche Frauen, von der Herrschaft der Nachkommen desselben über Libyen u. WEuropa, von der Besiegung dieser durch Athener etc. Das ehemalige Dasein der A. selbst ist von Vielen als Wahrheit genommen worden, u. die Vertheidiger dieser Meinung (Baudelot, Kant u. A.) halten die Azoren u. Canarias für Überbleibsel dieser Insel u. glauben, die Zerstörung sei durch eine von S. kommende Fluth bewirkt worden. Andere, z.B. Bircherod, hielten Amerika (s.d. [Gesch.]), Olaus Rudbek sogar Skandinavien für die A. Die neueste Ansicht von Noroff (Die A., nach griech. u. arab. Quelle, Petersb. 1854) setzt die A. dagegen in den östlichen Theil des Mittelmeers, indem das Atlantische Meer im frühesten Alterthum das Westmeer war, welches mit der Zeit immer weiter nach W. u. endlich über die Säule des Hercules hinausverlegt wurde, von Anfang an aber das Meer westlich von Kleinasien war, also müsse auch die A. im W. von Asien gesucht u. als Reste davon Cypern, Kreta, Rhodos u. die Inseln des Archipelagus angesehen werden; 2) auf den älteren venetianischen Karten, bes. der Gebrüder Zeni, ein außerhalb der Windrose verzeichnetes großes Land, im W. der Azoren u. Canarias, das in 2 Hälften getheilt u. in der Mitte von einem breiten Golf durchschnitten ist; wahrscheinlich Amerika, s.d. (Gesch. Geogr.); 3) (Neue A.), nach der Fiction Baco's von Verulam eine Insel des Atlantischen Oceans, auf welche er verschlagen wird, dort einen Verein zur Erforschung der Natur u. zur Hervorbringung großer nützlicher Werke (des Salomonischen Hauses od. des Vereins der 6 Tagewerke) findet u. diesen Verein beschreibt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.