- Baudissin
Baudissin, eine der Lutherischen Confession folgende, aus der Lausitz stammende u. nach der Stadt Budissin benannte, 1741 in den Reichsgrafenstand erhobene u. jetzt in Österreich u. in Holstein u. Schleswig angesessene Familie. Merkwürdig sach: 1) (Baudis, Bauditz, Wolf Heinrich, Graf v. B., stammte aus dem Lausitzer Hause Luppau, geb. 1579, trat zu Anfang des Dreißigjährigen Krieges in dänische Dienste, ward 1625 Oberster, diente nach dem Lübecker Frieden den Schweden, wurde Generallieutenant, stand 1631 mit bei Werben, focht 1632 gegen Pappenheim u. Gronsfeld in Niedersachsen u. Westfalen, dann bei Nymwegen gegen die Spanier u. bei der Entsetzung Andernachs, ward 1635 an Arnims Stelle sächsischer Feldmarschall u. Reichsgraf; er ward 1635 bei Dömitz geschlagen u. erhielt 1636 vor Magdeburg einen Schuß in die Hüfte, der ihn invalid machte. Er st. 1648. Er war vermählt seit 1633 mit Sophie, geb. von Rantzau-Breitenburg, wurde unter die Holsteiner Ritterschaft aufgenommen u. erhielt 1640 für sich u. seine Descendenz das Indigenat in Preußen. 2) Graf Wolf Heinrich, Enkel des Vor. u. Sohn des 1673 verstorbenen Heinrich Günther, geb. 1671, war Königl. Polnischer u. Kurfürstl. Sächsischer General der Cavallerie, Cabinetsminister u. Chef der Carabiniergarde; er wurde während des Kursächsischen Vicariats 1741 in den Reichsgrafenstand erhoben u. st. 1748. Er war vermählt mit Dorothea v. Büchwald-Knoop. 3) Graf Heinrich Christoph, Sohn des Vor., geb. 1709, Kursächs. General der Infanterie u. Gouverneur von Dresden, st. 1786; er war vermählt mit Susanna Magdal. Elisabeth, geb. Gräfin v. Zinzendorf u. Pottendorf. 4) Graf Heinrich Friedrich, Sohn des Vor., geb. 1753, war dänischer Geh. Conferenzrath u. Gesandter zu Berlin u. st. 11. Mai 1818; er war seit 1776 vermählt mit 5) Gräfin Karoline Adelheid Cornelia, geb. Gräfin v. Schimmelmann, geb. 1760 zu Dresden, Freundin Herders, den sie 1791. im Karlsbade kennen lernte (Herders Gedicht: An Cornelia, ist an sie gerichtet); sie st. 1826 zu Knoop im Holsteinischen. Sie schr.: Die Dorfgesellschaft (ein unterrichtendes Lesebuch für das Volk), Kiel 1792, 2 Bde. (dänisch von Hasse 1793). 6) Graf Friedrich, Sohn der Vorigen, geb. 3. Nov. 1786, dänischer Kammerherr, jetzt Haupt der Familie; vermählt seit 1817 mit Gräfin Marie, geb. Freiin v. Mylius (geb. 1794); sein älterer Sohn ist Graf Roderich, geh. 1819. 7) Karl Ludwig, Bruder von B. 4), war dänischer Generallieutenant u. Gouverneur von Kopenhagen, st. 1814. 8)'Graf Wolf, Sohn des Vorigen, geb. 1789 zu Rantzau, war 1810–14 bei der dänischen Legation in Stockholm, Wien u. Paris, bereiste dann SEuropa u. hielt sich längere Zeit in Dresden auf; er übersetzte mehrere Dramen Shakspeares mit Tieck zur Vollendung der Schlegelschen Übersetzung; früher schon hatte er Shakspeares Heinrich VIII., Hamb. 1818, übersetzt; andere altenglische Dramen enthält: Ben Jonson u. seine Schule, Lpz. 1836, 2 Bde.; er übersetzte auch Iwein (1845) u. Wigelois (1848). 9) Graf Otto Friedrich Magnus, Bruder des Vorigen, geb. 1792 zu Rantzau, trat bei der schleswig-holsteinischen Erhebung als Major auf die Seite seiner Landsleute, deckte bei Bau den Rückzug der Hauptarmee, indem er sich lange gegen die dreifach stärkeren Dänen hielt, focht 1849 bei Kolding u. 1850 bei Idstädt. Bei erstgenanntem Orte verwundet, hielt er aus, bis der Sieg entschieden war. Den ihm nach Willisens Rücktritt angebotenen Oberbefehl über die schleswig-holsteinische Armee lehnte er ab u. verließ im Februar 1851 seine Heimath.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.